NRW-Wirtschaftsminister Duin besichtigt Solaranlage im Butzweilerhof
Handwerkskammer zu Köln

NRW-Wirtschaftsminister Duin besichtigt Handwerksbetrieb e.-line GmbH in Kerpen und die Solar-Schulungsanlage im Bildungszentrum Butzweilerhof.NRW-Wirtschaftsminister besucht Bildungszentrum Butzweilerhof

Das im Jahr 2010 gebaute Firmengebäude der Kerpener e.-line GmbH & Co. berücksichtigt hohe Umweltstandards. Die sanitären Einrichtungen werden hauptsächlich mit Regenwasser versorgt, 80 Prozent des Strombedarfs des Firmengebäudes werden über die eigene Photovoltaik-Anlage abgedeckt. Bereits seit 12 Jahren ist die Kerpener Elektrofirma in der Photovoltaik tätig. Das Unternehmen hat neun Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende.

„Das Handwerk hat sich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit den Anforderungen der Energiewende auseinandergesetzt“, lobte Garrelt Duin, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der Besichtigung der e.-line GmbH. Firmenchef Helge Hill ist zugleich Obermeister der Elektroinnung Rhein-Erft und organisiert Veranstaltungen für Bauherren, um über die Vorteile der Solarenergie aufzuklären.

Die Photovoltaik-Schulungsanlage, die auf dem Dach des Bildungszentrums Butzweilerhof der Handwerkskammer angebracht ist, wurde im Sommer 2000 in Betrieb genommen. Auf einer Fläche von 1.100 Quadratmetern sind dort Solarzellen installiert; das Bildungszentrum der Kammer in Köln-Ossendorf qualifiziert Handwerker für Aufgaben in den regenerativen Energien. Seit 2009 findet dort auch die Weiterbildung zum Servicetechniker für Windenergieanlagen statt. In den vergangenen zehn Jahren haben rund 1.250 Handwerker die Solartechniklehrgänge im Bildungszentrum Butzweilerhof besucht.

Die Nachfrage nach diesen Lehrgängen hat sich in letzter Zeit abgeschwächt. Die Reduzierung der Vergütung, die der Betreiber einer Solaranlage für Stromeinspeisung ins Netz erhält, sowie die Kon-troversen um die künftige Ausgestaltung des Gesetzes zu den Erneuerbaren Energien haben private Bauherren und die an diesem Markt interessierten Handwerksbetriebe verunsichert. Hier seien stabile Rahmenbedingungen sehr erwünscht, betonte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, im Gespräch mit Wirtschaftsminister Duin.

Einen zusätzlichen Impuls erhofft sich die Handwerkskammer von der im Mai gestarteten Förderung der Speicherung der erneuerbaren Energien: Für Batteriespeichersysteme in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage gibt es seit kurzem zinsgünstige Darlehen der KfW-Bankengruppe und einen Zuschuss aus Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe von 30 Prozent der Kosten des Speichersystems. Damit der Hauseigentümer den umweltfreundlich erzeugten Strom verstärkt selbst nutzen kann (anstatt ihn ins Netz einzuspeisen), wird ein Energiespeicher gebraucht. Denn die Solaranlage produziert die Energie nicht unbedingt zu den Zeiten, wenn der Hauseigentümer den Strom benötigt.

„Mindestens 30 Handwerke sind mit der Gewinnung, der effizienten Nutzung und der Einsparung von Energie befasst. Das Spektrum reicht von B wie Brunnenbauer bis Z wie Zimmerer“, verdeutlichte Garrelt Duin den Stellenwert des Handwerks für das Gelingen der Energiewende. Um Haus- und Wohnungseigentürmer über die Möglichkeiten der Energieeinsparung zu informieren, ist die Beratungskompetenz der Handwerksbetriebe gefragt. In den von der Handwerkskammer zu Köln angebotenen Lehrgängen haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als 850 Handwerker zum Gebäudeenergieberater schulen lassen oder die Qualifikation für den Gebäudeenergie- oder Solarcheck erworben. In diesem Jahr bietet die Handwerkskammer erstmals die Weiterbildung zum Passivhaushandwerker an. Zudem sind weitere neue Lehrgänge, beispielsweise zur Blockheizkraftwerktechnik, zur Wärmepumpentechnik, zum Solarstromspeicher, geplant.

Zum Erreichen ehrgeiziger Klimaschutzziele müssten bundesweit die jährlichen Investitionen in energetische Sanierungsmaßnahmen kontinuierlich von 13 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 30 Milliarden Euro im Jahr 2020 steigen. „Das ist nur zu schaffen, wenn die Anreize für Haus- und Wohnungseigentümer spürbar erweitert werden“, erläuterte Kammerpräsident Wollseifer. Ein wichtiger Baustein hierfür sollte die Einführung der steuerlichen Förderung gebäudeenergetischer Sanierungen werden, die Ende 2012 am Widerspruch des Bundesrates gescheitert ist. Wer wie Nordrhein-Westfalen diese Steuermaßnahme abgelehnt habe, stehe in der besonderen Verantwortung, neue Initiativen zu entwickeln, damit private Bauherren verstärkt in die Energieeinsparung investieren. Nur dann werde die Energiewende gelingen. „Wir haben zwar sehr anspruchsvolle Energiestandards für den Neubau, aber wegen des relativ niedrigen Neubauvolumens erreichen wir eine Breitenwirkung nur dann, wenn wir beim Gebäudebestand ansetzen, dort muss die Energieeffizienz verbessert werden“, so Wollseifer. 

Das Handwerk ist bestrebt, gemeinsam mit der Politik und den anderen Wirtschaftspartnern die Energiewende und damit den Klimaschutz auf Bundes- und Landesebene sowie auf regionaler Ebene voranzutreiben. Mit der von den nordrhein-westfälischen Handwerksorganisationen gestarteten „Handwerksoffensive Energieeffizienz“, an der sich auch die Handwerkskammer zu Köln aktiv beteiligt „setzen wir Maßstäbe“, betonte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Bestandteile dieses Konzepts seien Empfehlungen für Elemente kommunaler Klimaschutzkonzepte, wie die Einrichtung von Energieberatungsstellen für den privaten Bauherrn, und auch der Aufbau eines Energieberaternetzwerkes NRW als Beraterpool für Handwerksbetriebe. Auf regionaler Ebene sei die gemeinsam mit der RheinEnergie AG im November 2013 gestartete Energieeffizienzkampagne ein Meilenstein, mit der Verteilung von Gutscheinheften an private Haushalte (beispielsweise Gutscheine für eine Energieberatung oder zur Förderung des Austauschs alter Gasheizthermen). Innerhalb von zwei Monaten wurden über 500 Gutscheine eingelöst.

Neben den Fragen der Energiewende gehörten auch die Folgen des demographischen Wandels und die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Landesregierung zu den Themen, die Wirtschaftsminister Duin mit den Vertretern der Handwerkskammer bei seinem Besuch im Bildungszentrum Butzweilerhof erörterte. In den Fragen der regionalen Wirtschaftspolitik und der Förderung der Berufsbildung sind die Kammern wichtige Partner der Landesregierung. „Bei der Umsetzung der Förderprogramme für das Handwerk arbeiten wir eng zusammen“, erläuterte Weltrich. So stellt das Land NRW Fördermittel für die „Wachstumswerkstatt“ der Handwerkskammer zur Verfügung, an diesen Projekt haben bisher 32 Unternehmen teilgenommen und konnten dabei dank intensiver Beratung und Begleitung ihre Unternehmensstrategie weiterentwickeln. Die „Wachstumswerkstatt“ richtet sich an expansionsorientierte Unternehmer, ein Teilnehmer hat die Zahl der im Betrieb beschäftigten Mitarbeiter von sieben auf 18 erweitern können.

Ein Kernstück der Kammerarbeit sind die beiden in Köln-Ossendorf ansässigen Bildungszentren der Handwerkskammer, daher „haben wir den Minister nach Ossendorf und nicht in unser Verwaltungsgebäude in der Kölner Innenstadt eingeladen“, so Weltrich. Elf- bis  zwölftausend Auszubildende nehmen jedes Jahr an Lehrgängen im Bildungszentrum Butzweilerhof teil.

Nachwuchsgewinnung und Nachwuchssicherung werden zunehmend zu Schwerpunkten der Kammerarbeit. „Die verschiedenen Angebote, mit denen wir Handwerksunternehmen bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften unterstützen können, sollen gebündelt und erweitert werden, hierzu bauen wir derzeit das ‚Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung‘ auf“, teilte Kammerpräsident Hans Peter Woll-seifer mit. Geplant seien beispielsweise Veranstaltungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, ein wichtiges Thema für Unternehmen mit älter werdender Belegschaft, und auch Initiativen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie; denn mit dieser Thematik müssen sich Betriebe befassen, die verstärkt Frauen für qualifizierte Aufgaben gewinnen und halten wollen.

Im Dezember 2013 ging die neue Fachkräfte- und Arbeitsvermittlung der Handwerkskammer an den Start. Ein wichtiger Baustein des „Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung“ sind auch die Angebote der Unternehmensberatung der Kammer zur Verbesserung des Personalmanagements. Dabei geht es beispielsweise um die Frage, wie sich Firmen als attraktive Arbeitgeber profilieren können, wie sie durch die neuen „social media“ wie Xing und Facebook leistungsfähige Mitarbeiter werben können.