Top-Ausbildungsbetrieb 2010

Die diesjährigen Preisträger sind:

  • Bäckerei Hardt (Kreativität und Aktivität)
  • Schreinerei Stefan Hampel (soziales Engagement)
  • E & W Odenthaler Kunstschmiede (besonders gute Ausbildungsergebnisse)
  • Universität zu Köln (Ehrenpreis)

Kategorie I - Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit Kreativität und Aktivität: Bäckerei Hardt GmbH, Köln

Wie kreativ es in der Bäckerei Hardt zugeht, konnte man bereits bei der Bewerbung im Jahr 2008 gesehen. Damals hatten Auszubildende den Betrieb für den „Top-Ausbildungsbetrieb" vorgeschlagen. Sie hoben dabei außerordentliche Ausbildungsleistungen hervor, die in vielen Punkten Kreativität und Aktivität zeigten.

Nachdem sich die Bäckerei Hardt im letzten Jahr nicht um den Top-Ausbildungsbetrieb beworben hatte, erreichte das Stiftungskuratorium in diesem Jahr erneut eine besonders aufwendige Bewerbung. Und diese Bewerbung zeigt, dass die Ausbildung bei Herr Hardt weiter an Kreativität und Aktivität zugelegt hat. Berufsorientierung ist ein Thema, das Jugendlichen manchmal schwerfällt. Nicht alle Schülerinnen und Schüler können mit den Berufsbeschreibungen in Büchern etwas anfangen. Sie sind ihnen oft zu abstrakt. Auch Filme sind häufig nur bedingt geeignet, spezielle Fragen zu einzelnen Berufen zu beantworten. Die Bäckerei Hardt schlägt hier einen anderen Weg ein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen in ihrer Berufskleidung in Schulen, um die Berufe Bäcker und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Schwerpunkt Bäckerei vorzustellen. Dabei beantworten sie individuelle Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Die Bäckerei Hardt beteiligt sich aber auch an Ausbildungsbörsen und Berufsmessen, um sich und ihre Ausbildungsberufe vorzustellen. Das dabei verfolgte Konzept und die Ausstattung des Standes sind sehr professionell.

Kreativität und Aktivität kennt bei der Bäckerei Hardt kaum Grenzen. Sind erst einmal die richtigen Auszubildenden gefunden, werden diese besonders engagiert ausgebildet. Exkursionen in einen Mühlenbetrieb gehören ebenso zur Ausbildung wie der zeitweise Wechsel von Auszubildenden zwischen Verkauf und Backstube. Ein besonderes Anliegen der Ausbildung bei Hardt ist, die Selbstständigkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern. Die Azubi-Filiale, in der die Auszubildenden zwar unter Fachanleitung aber dennoch weitgehend eigenverantwortlich die Geschäfte betreiben, ist ein besonderes Beispiel.

Bestätigung für die eigene Ausbildungsleistung findet die Bäckerei Hardt GmbH in den Ausbildungsergebnissen. Hierzu zählt auch die Auszeichnung einer jungen Kollegin aus dem dritten Ausbildungsjahr zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, die Auszubildende des Monats Februar 2010 geworden ist. Dies ist ein Preis der vom Verband des rheinischen Bäckerhandwerks vergeben wird.

Kategorie II - Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit hohem sozialen Engagement: Schreinerei Stefan Hampel, Bonn

Der Tischlerbetrieb von Stefan Hampel aus Bonn ist ein Musterbeispiel dafür, wie Handwerker füreinander einstehen. Herr Hampel hat den Preis nicht erhalten, weil seine Auszubildenden Jahrgangsbeste geworden sind oder Preise im Wettbewerb „Die gute Form" errungen haben. Er hat den Preis auch nicht für die Bestehensquote der Auszubildenden von sage und schreibe 100 % erhalten. Sondern weil diese jungen Menschen, die am Ende ihrer Ausbildung das Ausbildungsziel erreichen, übertreffen und Auszeichnungen erhalten, häufig zu Beginn ihrer Ausbildung als Jugendliche mit schlechteren Startchancen in den Betrieb gekommen sind.

Es ist längst nicht selbstverständlich, Praktikums- und Ausbildungsplätze anzubieten. In nicht allen Betrieben sind Auszubildende, die ihren Betrieb wechseln müssen, willkommen. Viele Betriebe werden Vorbehalte haben, Haftinsassen im offenen Vollzug als Auszubildende einzustellen. Auch ist nicht jeder Betrieb offen, dänischen Auszubildenden im Rahmen einer Europaausbildung ein Betriebspraktikum zu ermöglichen. In der Schreinerei Stefan Hampel ist das anders und dafür gibt es die Auszeichnung "Top-Ausbildungsbetrieb 2010".

Denn der Ausbildungseinsatz und das soziale Engagement geht noch weiter. In den Zeitungen lesen wir immer wieder, dass Jugendliche aus Förderschulen und auch manche Jugendliche mit Hauptschulabschluss keine Aussichten auf eine qualitätsvolle Ausbildung haben. Bei Herrn Hampel hingegen haben diese Jugendlichen eine Chance auf einen Praktikums- und eventuell später sogar auf einen Ausbildungsplatz. Vor dem Hintergrund dieser Beispiele wundert es nicht, dass in dieser Schreinerei die alte Tradition der Walz tatkräftig unterstützt und Gesellinnen und Gesellen auf Wanderschaft Kost, Logis und wenn möglich auch Arbeit geboten wird.

Die Berufsausbildung im dualen System ist gekennzeichnet durch eine Kooperation zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen. Mit den von Herrn Hampel angebotenen Seminaren „Ökologische Oberflächenbehandlung" in den Berufskollegs in Bonn und Hennef trägt die Tischlerei Hampel zur Sicherung der Qualität sowie zur Steigerung der Attraktivität der Ausbildung bei.

Kategorie III - Überdurchschnittliches hohes Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit guten Ausbildungsergebnissen: E & W Odenthaler Kunstschmiede

Jugendliche in der Berufsausbildung zu fördern, ihnen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihre bestmögliche Leistung erbringen können, ist ein besonderes Anliegen all der Betriebe, die sich um den Preis Top-Ausbildungsbetrieb in dieser Kategorie beworben haben. Der E & W Odenthaler Kunstschmiede OHG scheint dies besonders gut zu gelingen.

Vielleicht erzielt sie deshalb so gute Ausbildungsergebnisse, weil der Betrieb auf eine langjährige Tradition zurückblickt und familiär geführt wird. Neben den drei Fachkräften gehört ein Auszubildender pro Lehrjahr zum Team der Kunstschmiede. Zu den in den letzen Jahren erzielten Ausbildungserfolge zählen unter anderem beachtliche Ergebnisse beim Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks: mehrmals gewannen Auszubildende der E & W Odenthaler Kunst-schmiede OHG den Wettbewerb auf Kammerebene. Ein Sieg dort ist die Teilnahmeberechtigung für den Wettbewerb auf Landesebene. Hier erzielten Auszubildende der E & W Odenthaler Kunstschmiede OHG in den letzten Jahren ein Mal den zweiten Platz, drei Auszubildende errangen den Sieg. Ein Sieg im Leistungswettbewerb auf Bundesebene konnte noch nicht erreicht werden, dafür wurde aber zwei Mal der dritte Platz geschafft. Was ist das Erfolgsrezept? Leidenschaft für das eigene Tun ist sicherlich ein ganz wichtiger Bestandteil. Mit Stolz schaut Inhaber Esser auf die Werke seines Großvaters und seines Vaters oder die, die er selbst gefertigt hat. Dazu gehören Arbeiten an zahlreichen Gebäuden in Odenthal, am Schloss Augustusburg in Brühl, am Altenberger Dom, am Schloss Bensberg und an zahllosen Kirchen in der Region. Die E & W O-denthaler Kunstschmiede arbeitet aber auch überregional bis hin zu Projekten in den USA. In ihrer Arbeit sind die Chefs Vorbilder für ihre Auszubildenden. Sie prägen deren Entwicklung zu kompetenten Metallbauern und gestandenen Personen.

Die E & W Odenthaler Kunstschmiede OHG hat zurzeit acht Angestellte. Alle haben ihre Ausbildung in diesem Betrieb absolviert. Die Übernahme von Auszubildenden als Angestellte ist sicherlich eine Motivation, die Qualität in der Lehrzeit hoch zu halten. Die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen. Je mehr sie lernen und Kompetenzen aufbauen, umso vielfältiger und selbstständiger sind sie später einsetzbar. Herr Esser und Herr Weichbrodt haben dies erkannt und mit ihren guten Ausbildungsergebnissen den Grundstein für eine gute wirtschaftliche Zukunft ihres Betriebes gelegt.

Ehrenpreis der Handwerkskammer zu Köln: Universität zu Köln

Wenn Handwerker das Wort Universität hören, haben sie nicht selten praxisferne Theorie vor Augen. Umgekehrt schauen viele Akademiker irritiert, wenn Universität und Handwerk in einem Atemzug genannt werden. Dass dies nicht so sein muss, weiß die Handwerkskammer zu Köln aus der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln, das seit über 50 Jahren anwendungsorientiert forscht und somit der Praxis wichtige Hintergrundinformationen und Entscheidungshilfen liefert.

Was bei dem Blick auf Universitäten und anderen Hochschulen aber häufig unterschätzt wird, ist die Tatsache, dass diese Organisationen auch Ausbildungsbetriebe sind - und dies nicht nur im akademischen Feld und im Verwaltungsbereich, sondern auch im Handwerk. Die Universität zu Köln ist hier ein Paradebeispiel. Sie bildet in 17 unterschiedlichen Ausbildungsberufen aus. Im Bereich der Handwerkskammer zu Köln sind das der Anlagenmechaniker, der Buchbinder, der Feinwerkmechaniker, der Maler und Lackierer sowie der Tischler. In allen Bereichen und Instituten werden Jahr für Jahr insgesamt rund 30 Auszubildende neu eingestellt. Sie und die zirka 80 anderen Auszubildenden werden in der Universität zu Köln von knapp 30 Ausbilderinnen und Ausbildern betreut. Hier werden besondere Leistungen in allen drei Kategorien des „Top-Ausbildungsbetriebs" erbracht.

Im Bereich Kreativität und Aktivität ist zunächst einmal das Ausbildungsmarketing hervor zu heben. Es gibt eine eigene Ausbildungsbroschüre, die den Titel trägt „Das Ausbildungspaket der Universität zu Köln". Außerdem beteiligt sich die Universität an verschiedenen Ausbildungsmessen und Börsen und macht mit den „Uni-Info-Tagen" eigene Veranstaltungen, um Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Sind dann die richtigen Kandidaten gefunden, startet die Ausbildung bei der Universität zu Köln mit einem Kick-Off-Seminar. Dies dient dazu, dass sich die neuen Kolleginnen und Kollegen schnell in ihrem neuen Lebensabschnitt Ausbildung und den Strukturen des Ausbildungsbetriebs Universität zurechtfinden. Im weiteren Ausbildungsverlauf bietet die Universität zu Köln abwechslungsreiche Einsatzfelder, die - wenn möglich - Forschungsbereiche mit einbeziehen. Leider kann die Universität zu Köln den Jugendlichen nach Abschluss ihrer Ausbildung nur selten ein Beschäftigungsangebot machen. Um dies auszugleichen und den Junggesellinnen und -gesellen den Weg in Arbeit zu ebnen, bietet die Universität ihnen ein Bewerbungstraining an. Damit und mit dem während der Ausbildung in der Universität gesammelten Know-how haben die jungen Kolleginnen und Kollegen in der Regel sehr gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Die zweite Kategorie des „Top-Ausbildungsbetriebs" ist die des hohen sozialen Engagements. In der Universität zu Köln finden Bewerberinnen und Bewerber eine Ausbildungschance, die ansonsten Probleme hätten, eine Ausbildungsstelle zu finden. So bildet die Universität Frauen in gewerblich-technischen Berufen aus und stellt überdurchschnittlich viele Bewerberinnen und Bewerber mit Schwerbehinderung oder Migrationshintergrund ein. Ganz beeindruckende Quoten schafft hier das Institut für physikalische Chemie. 48 % - also fast jeder zweite - der dortigen Ju-gendlichen in Ausbildung ist schwerbehindert. Mit 42 % kaum geringer ist der Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund.

Die dritte Kategorie des „Top-Ausbildungsbetriebs" ist die der guten Ausbildungser-gebnisse. Für die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker wurde die Universität zu Köln 2007 von der Agentur für Arbeit Köln und der Stadt Köln mit dem Ausbildungszertifikat ausgezeichnet. In 2008 wurde der erste Platz beim Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks auf Landesebene erzielt, 2009 ging der von Ron Lofthouse gestiftete Preis für besonders gelungene Aufsätze zur Europäisierung der Berufsbildung an eine Feinwerkmechaniker-Nachwuchskraft der Universität zu Köln. Auch in anderen Berufen erzielte die Universität zu Köln besonders gute Ausbildungsergebnisse. Eine Auszubildende zur Buchbinderin gewann zum Beispiel 2006 den Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks auf Bundesebene.

So eindrucksvoll die bisherigen Ergebnisse der handwerklichen Ausbildung der Universität zu Köln sind, strebt sie nach einer weiteren Verbesserung. Für die Zukunft ist zum Beispiel eine Schulpartnerschaft im Rahmen des Projektes KURS - Kooperationsnetz Unternehmen der Region und Schulen geplant. Außerdem sollen speziellere Qualifizierungskonzepte für die Ausbilderinnen und Ausbilder entwickelt und dann umgesetzt werden. Dies ist besonders zu begrüßen, weil Ausbilderinnen und Ausbilder eine entscheidende Grundlage für gute Ausbildungsarbeit bilden. Auch die Kooperation mit Handwerksbetrieben, die im Auftrag der Universität arbeiten, soll weiter intensiviert und für die praxisbezogene Ausbildung genutzt werden.

Die Handwerkskammer möchte die Universität zu Köln auf dem eingeschlagenen Weg unterstützen. Dazu haben beide Institutionen und das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln im Dezember vergangenen Jahres eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Eine zweite Kooperationsvereinbarung wird zurzeit entwickelt und konkretisiert die Ziele auf die Universität zu Köln als Ausbildungsbetrieb. Bereits die ersten Ansätze dieser Vereinbarung verdeutlichen die Schnittmengen zwischen den beiden Häusern und unterstreichen das Potenzial, das in der gemeinsamen Zusammenarbeit steckt.

Für den Preis waren außerdem nominiert:

Kategorie "Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit Kreativität und Aktivität"

  • Degen Bedachungen, Meckenheim
  • Manufact Tischlerei GmbH, Köln
  • Josef Zimmermann GmbH & Co KG, Wesseling
  • W. Zapp GmbH, Gummersbach

Kategorie "Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit hohem sozialen Engagement"

  • Auto Batz, Kerpen
  • Friseurmeisterin Gülsün Erdogan, Köln
  • Marc Schmitz GmbH, Köln
  • Café Hedwig Scholl am Dom, Köln

Kategorie "Überdurchschnittliches hohes Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit guten Ausbildungsergebnissen"

  • Pelz Adrian, Köln
  • Brillant GmbH, Köln
  • Schreinerei Wilhelm Gießelbach, Ruppichteroth
  • Schloß-Café Himperich, Bergisch Gladbach