HWK-Angebote für Abiturienten/-innen und Studienumorientierer/-innen tragen zur Sicherung des zukünftigen Fach- und Führungskräftebedarfs im Köln-Bonner Handwerk beiWissenschaftsrat fordert funktionale Balance zwischen beruflicher und akademischer Bildung

Der Wissenschaftsrat hat sich erstmals intensiv mit dem Verhältnis zwischen beruflicher und akademischer Bildung auseinandergesetzt. Er fordert die folgenden politischen Maßnahmen:

  1. Weiterentwicklung der Berufs- und Studienorientierung in der Sekundarstufe II. Hier wird die Notwendigkeit betont, den Schülern/-innen konkrete Eindrücke von Berufsausbildung und Studium sowie den jeweils dahinter stehenden Berufen zu vermitteln.
  2. Erleichterte Übergänge zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Derzeit sind Handwerksmeister/-innen Abiturienten/-innen gleichgestellt. Mit einer Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung ist man ebenfalls studienberechtigt, jedoch ausschließlich in seinem Fach (z. B. Elektroniker/-in => Ingenieurstudium Elektrotechnik, Fleischer/-in => Studium Lebensmitteltechnologie). Der Wissenschaftsrat geht davon aus, dass die Berufserfahrung entbehrlich ist, da die Studierfähigkeit bereits im Rahmen der Berufsausbildung erworben wird.
  3. Ausbau hybrider Bildungsgänge, die berufliche und akademische Bildung vereinen. Solche Angebote sind bei Schulabgängern/-innen und ihren Eltern voll im Trend. Das triale Studium der Handwerkskammer zu Köln umfasst in einem rund viereinhalb Jahre dauernden Bildungsgang die Abschlüsse Gesellenbrief, Meisterbrief und Bachelor Handwerksmanagement. Es ist seit Jahren etabliert und wurde bereits mit mehreren bedeutenden Preisen ausgezeichnet.

Diese Punkte entsprechen alten Forderungen des Handwerks. Bezüglich dem ersten Punkt ist das Landesvorhaben „Kein Abschluss ohne Anschluss – Neues Übergangssystem Schule-Beruf in NRW“ (KAoA), das im Ausbildungskonsens NRW beschlossen wurde und unter Federführung des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird, zu begrüßen. Damit wird nämlich Berufs- und Studienorientierung bereits in den achten Jahrgangsstufen eingeführt und zwar flächendeckend in allen Schulen aller Schulformen – also auch in den Gymnasien. Seit einiger Zeit hat die Handwerkskammer zu Köln innerhalb der Ausbildungsvermittlung eine Abi-Beratung. Hier werden Schüler/-innen der Gymnasien zielgruppenspezifisch beraten, wobei neben der Berufsausbildung sofort mögliche Folgeschritte innerhalb der beruflichen Weiterbildung einbezogen werden. Vor kurzem hat die Abi-Beratung erneut alle Gymnasien im Kammerbezirk angeschrieben und die Kooperation angeboten. In den letzten Jahren war die Resonanz der Gymnasien immer erschreckend gering. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich dies im Zuge von KAoA kurz- bis mittelfristig ändern wird.

Bei den Übergängen zwischen beruflicher und akademischer Bildung ist auch der Weg aus dem Studium in die Aus- und Weiterbildung im Auge zu halten. Das Thema „Studienabbruch“ hat die bildungspolitischen Diskussionen erreicht. In Köln haben Arbeitsagentur, Handwerkskammer, IHK und Stadt den Ansatz „Umsteigen – Angebot für Studierende, die sich umorientieren möchten“ entwickelt. Junge Menschen, die ihr Studium ohne Abschluss beenden werden, erhalten eine Orientierungshilfe, wie es in der beruflichen Bildung weiter gehen kann. Das Spannende dabei: die bisher im Studium erreichten Zwischenergebnisse können zu einer deutlichen Verkürzung der Ausbildung oder zu einer direkten Zulassung als „Externer“ zur Abschlussprüfung oder zur unmittelbaren Prüfungszulassung im Fortbildungswesen berechtigen. Hier ist eine Einzelfallberatung notwendig, für die sich die Handwerkskammer derzeit um ein Projekt unter dem Dach des Förderprogramms „JOBSTARTER plus“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bemüht.

Beide HWK-Initiativen haben aus Sicht der Mitgliedsbetriebe das Ziel, den handwerklichen Mittelstand bei der Gewinnung der zukünftig benötigten Fach- und Führungskräfte nachhaltig zu unterstützen. Von der Frage, wie es den Betrieben gelingt, den Fachkräftebedarf zu decken, ist die gesamte Leistungsfähigkeit des regionalen Handwerks abhängig!