Hans Peter Wollseifer
Rudolf Wichert

Lesen Sie den aktuellen Wollseifer-Blog: hier erfahren Sie, welche Themen in der Politik vorbereitet und mit uns als einer der vier wichtigsten Wirtschaftsverbände diskutiert werden.Blog von Hans Peter Wollseifer (28)

Liebe Mitgliedsbetriebe,

die Bilder von rechten Aufmärschen in Chemnitz haben auch die Wirtschaft alarmiert. Die Sorge um das Image des Wirtschaftsstandortes Deutschland ist groß, wenn hierzulande Fremdenhass geschürt wird.



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#Wirsindmehr

Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaftsordnung, unsere Flüchtlings- und Europapolitik durch eine Horde rechter Krawallmacher bestimmt wird. Selbstverständlich  brauchen wir die politische Auseinandersetzung. Aber Hitlergeste, Hass und Gewalt haben keinen Platz in unserer Demokratie und Gesellschaft. Das ist auch keine Lösung für die wichtigen anstehenden Fragen und Probleme. Die ganze Hysterie in der Migrationsdebatte hat dramatische Folgen: Auf der Strecke bleiben die großen Zukunftsfragen. Um die sollten wir uns kümmern. Mit  Spitzen-Vertretern der Wirtschaftsverbände, der Gewerkschaften und aus der Wissenschaft tauschte ich mich über aktuelle gesellschaftsrelevante Themen in Meseberg  mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Kabinett aus. Auch die großen Wirtschaftsthemen, sofern sie das Handwerk betreffen, konnte ich vortragen.






Abschiebung ausgebildeter und gut integrierter Flüchtlinge ist wirtschaftlicher Unsinn

So haben unsere Betriebe zwar eine gute Auftragslage,  können aber derzeit gar nicht alle Aufträge annehmen, weil es ihnen an Fachkräften fehlt.  Zur Zeit wird in Berlin über eine längere Bleibeperspektive für integrierte Flüchtlinge diskutiert. Oder besser gesagt: gestritten. Zu groß ist die Befürchtung mit einem Spurwechsel vom Asylrecht zu einem Einwanderungsrecht eine erneute Asylwelle loszutreten.  Das verstehen wir gut. Aber was ist mit  denjenigen, die über die 3 plus 2 Regelung bereits voll integriert sind und einen Berufsabschluss und Arbeitsvertrag haben? Sie werden auf unserem Arbeitsmarkt und in unseren Betrieben händeringend gebraucht. Bislang ist es rechtlich so, dass Flüchtlinge trotz Ausbildung und Arbeit nach den fünf Jahren Duldung abgeschoben werden müssen. Das können wir unseren Betrieben nicht mehr vermitteln. Wir brauchen diese Leute. Ich bilde in meinem Maler- und Lackiererbetrieb in Köln auch einen jungen Iraner aus, der nur geduldet ist. Er spricht mittlerweile gut Deutsch und ist ein guter Schüler. Eine solche Ausbildung kostet viel Mühe und erfordert jede Menge Bürokratie, aber der Aufwand lohnt sich. Ich bin stolz auf jeden Betrieb, der das auf sich nimmt und mit Herzblut ausbildet.  Diesen gut integrierten Flüchtlingen - wir reden hier von ca. 35.000 Menschen - sollte man in einer Übergangsregelung ein Bleiberecht auf Dauer einräumen.  Alles andere ist volkswirtschaftlicher Unsinn.






Wo bleibt die Stärkung der beruflichen Bildung?

Zuwanderung ist der eine Schlüssel gegen fehlende Fachkräfte, die Stärkung der beruflichen Bildung der andere.  Um Jugendliche zu begeistern, sind  Anerkennung für das Handwerk und Wertschätzung für Ausbildung und Arbeit nötig. Ich kann nicht verstehen, warum die Stärkung der beruflichen Bildung noch auf sich warten lässt. Der im Koalitionsvertrag versprochene Berufsbildungspakt darf nicht erst am Ende der Legislaturperiode vorgelegt werden. Mich irritiert sehr, dass der Etat im Bildungssektor vermindert wurde, während der gesamte Bundeshaushalt steigt.  Da verstehe ich unter Bildungsoffensive aber etwas anderes. Beim Gespräch mit der Kanzlerin mahnte ich an, dass Konzept der höheren Berufsbildung anzupacken und endlich umzusetzen. Und nicht in Sonntagsreden und Vertröstungen zu verharren.






Volle Staatskasse, aber Entlastung? Fehlanzeige!

Geld ist genug da. Der Staat erzielte im ersten Halbjahr einen Überschuss von fast 50 Milliarden Euro. Rekord. Aber mal ehrlich, was kommt da in unserem Fall bei den Betrieben an? Nichts! Für Entlastungen wie Steuersenkungen sieht die Bundesregierung trotz Rekordeinnahmen keinen Spielraum. Meine große Sorge gilt den Sozialabgaben. Allein die Pflegebeiträge werden um 0,5 Prozent erhöht. Die Senkung des Arbeitslosenbeitrages ist politische Augenwischerei und reicht nicht aus. Denn auch bei der Rente wird es höhere Belastungen geben. Wenn an der Beitragsschraube immer weiter gedreht wird, dann ist die Belastungsgrenze für unsere Betriebe überschritten. An der Schmerzgrenze sind wir längst. Und von den versprochenen Entlastungen ist überhaupt keine Rede mehr. So hebt sich die GroKo die  angekündigte Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 auf. Viel zu spät! Ich fordere erneut: Der Soli muss weg.  Jetzt und für alle.  Vor allem unsere mittelständischen Betriebe  fühlen sich zunehmend um die Früchte ihres Fleißes gebracht. Für unsere Mitarbeiter bleibt immer weniger Netto vom Brutto. Die Menschen müssen aber spüren können, dass sich Leistung lohnt.






Oje OB? – Meine Meinung

Das Ansehen der politischen Akteure in Köln hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut einer aktuellen Umfrage traut inzwischen fast die Hälfte der Kölner (47%) es keiner Partei mehr zu, mit den Problemen in dieser Stadt fertig zu werden. Und auch die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bekommt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: zu viel Dreck, zu viel Stau, zu hohe Mieten und zu wenig Wohnungen. Die Kölner sind unzufrieden. Das ist  verständlich, aber es ist nicht allein die Schuld der Oberbürgermeisterin. Verwaltung  und Politik sind Teil des Problems. Ein Schulbau in Köln dauert viel zu lange,  weil die Politik überall Einfluss nehmen will. Lieber in Schönheit sterben statt schnell zu entscheiden, dass dringend benötigte Schulen schneller errichtet  werden. Die Ausschüsse des Stadtrats schieben Entscheidungen hin und her. Keiner übernimmt die Verantwortung und sagt: So machen wir’s! Deshalb  dauern Prozesse und Genehmigungen viel zu lange. Die Oberbürgermeisterin hat das Problem erkannt und will mit der Verwaltungsreform die verkrusteten Strukturen aufbrechen. Das geht nicht von heute auf morgen, dafür braucht sie einen langen Atem und Menschen, die sie bei dieser Mammutaufgabe unterstützen. Werten wir die Umfrage als einen Warnschuss für alle, die in Köln mitregieren.





Handwerk liegt im Trend

Imagekampagne, Werbung bei Abiturienten und Berufsorientierung in der Schule – die Kölner Kammer wirbt mittlerweile bei über 200 Veranstaltungen im Jahr für die hochspannende, anspruchsvolle und attraktive Ausbildung im Handwerk. Das hat sich ausgezahlt. Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen, und die positive Entwicklung setzt sich fort: In der Region Köln-Bonn sind bis Ende August 17 Prozent  mehr neue Ausbildungsverträge als vor einem Jahr abgeschlossen worden. Im Bundesdurchschnitt sind es leider nur 1,8 % mehr. Damit schneidet das Handwerk in der Region überdurchschnittlich ab. Auch die Quote der Abiturienten, die eine Ausbildung machen, ist mit 20 Prozent bei uns höher als im Bundesschnitt. Damit der Trend sich weiter fortsetzt, initiieren wir von der Kölner Kammer den Tag des Handwerks auf dem Heumarkt.





Countdown läuft - Mitmachen, zuschauen, staunen

Wir wollen wieder Jugendliche für eine Ausbildung Im Handwerk begeistern. Die Mitarbeiter der Handwerkskammer Köln werden gemeinsam mit den Innungen am 15.09.2018 ab 14 Uhr zu Lehrstellen und Praktikumsplätzen beraten und das Berufsbildungs- und Technologiezentrum Butzweilerhof präsentiert sich mit offenen Werkstätten.  Für Stimmung auf dem Heumarkt sorgen Lupo, Brings und Kasalla. Wir freuen uns, wenn möglichst viele Gäste, aber vor allem junge Leute, zusammen mit dem Handwerk ins Gespräch kommen, ganz unter dem Motto „Probieren geht über Studieren - #einfachmachen“ und sich damit selbst ein Bild machen können und das Handwerk als das erleben, was es ist: „Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“



Haben Sie etwas auf dem Herzen? Dann schreiben Sie mir, wie wir das Handwerk besser machen können unterwollseifer-blog@hwk-koeln.de

Ich freue mich auf Ihre Post und auf Sie. Wir sehen uns am Samstag auf dem Heumarkt.

Herzlichst
Ihr Hans Peter Wollseifer