Herbstumfrage: Für 90 Prozent aller Handwerksbetriebe ist die aktuelle Wirtschaftslage gut oder befriedigend

Stabiler Konjunkturtrend: Die Unternehmen blicken mit viel Zuversicht auf die kommenden Monate

Ausweitung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen würde große Teile des Handwerks hart treffen

Köln, 28. Oktober 2013. Im Laufe der Sommermonate hat sich die Geschäftstätigkeit in den Handwerksunternehmen der Region Köln-Bonn deutlich belebt. Die von der Handwerkskammer im Frühjahr festgestellte Abschwächung des Wirtschaftsverlaufs hatte teilweise saisonale Gründe, das bis in den April hinein anhaltende Winterwetter schlug in einigen Handwerkszweigen durch. Im Vergleich zur Frühjahrsumfrage „fallen die Ergebnisse unserer von Mitte September bis Anfang Oktober durchgeführten Befragung ausgesprochen erfreulich aus", kommentiert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, den aktuellen Konjunkturtrend.

So bewerten derzeit 43 Prozent der Betriebsinhaber die Geschäftslage ihres Unternehmens als gut, für 47 Prozent ist sie befriedigend. Nur zehn Prozent der insgesamt 600 Betriebe, die den Fragebogen ausgefüllt haben, sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Ein ähnlich gutes Konjunkturklima hatten bereits die Herbstumfragen 2011 und 2012 ermittelt. Und einiges spricht dafür, dass sich das Konjunkturhoch im nächsten Jahr fortsetzen könnte: 24 Prozent der Unternehmen erwarten für die kommenden Monate eine weitere Verbesserung der Geschäftslage, nur 12 Prozent befürchten eine Verschlechterung. 64 Prozent der Betriebsinhaber rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Die Stimmung in den Unternehmen „ist von viel Zuversicht geprägt", so Weltrich.

Der erfreuliche Wirtschaftsverlauf wirkt sich auch belebend auf den Arbeitsmarkt aus, die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich verstärkt. In der aktuellen Umfrage der Handwerkskammer zu Köln teilen 24 Prozent der Unternehmer mit, dass die Zahl ihrer Beschäftigten im Vergleich zum Frühjahr gestiegen ist. In fast zwei Drittel der Handwerksunternehmen ist der Beschäftigtenstand unverändert geblieben, in 12 Prozent der Betriebe ist er zurückgegangen.

Auch in einigen der Handwerkszweige, die in der Vergangenheit eher unzufrieden mit dem Wirtschaftsverlauf waren, zeigt sich in diesem Herbst eine Belebung der Geschäftstätigkeit. So fällt die Bewertung der Friseurbetriebe erstaunlich zuversichtlich aus: 31 Prozent stufen die Geschäftslage als gut ein, nur 17 Prozent als schlecht. Für Wirtschaftszweige, die ganz überwiegend von der Nachfrage der privaten Haushalte abhängen, haben sich die Rahmenbedingungen verbessert. Denn Entlastungen bei den Steuern und Sozialabgaben und Lohnsteigerungen führen zur Erhöhung bei den verfügbaren Einkommen, was den privaten Verbrauch ankurbelt. Auch im Nahrungsmittelhandwerk, trotz des starken Wettbewerbs, dem Bäckereien und Metzgereien ausgesetzt sind, überwiegt die Zufriedenheit mit der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung. In den Berufen des Gesundheitshandwerks, also bei Augenoptikern, Zahntechnikern, Orthopädieschuhmachern, hat sich die Bewertung der Geschäftslage sprunghaft gebessert: Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage ist innerhalb eines Jahres von 21 auf 41 Prozent gestiegen.

Erfreulich ist auch der Trend im Kraftfahrzeug-Handwerk: Vor einem Jahr bewerteten gerade 21 Prozent der Kfz-Betriebe die Geschäftslage als gut, inzwischen sind es 39 Prozent. Der Anteil der Kfz-Betriebe, die schlechte Geschäfte beklagen, ist von 21 auf 11 Prozent zurückgegangen. Obwohl derzeit ungewiss ist, ob 2013 bei der Zahl der neu verkauften Pkws der Vorjahreswert erreicht werden kann, zeigt sich bei den von der Handwerkskammer befragten Betriebsinhabern viel Zuversicht. In keiner anderen der insgesamt acht Handwerksgruppen ist der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Monaten eine Verbesserung der Geschäftslage erwarten, so hoch.

Vom gegenwärtigen Konjunkturtrend sind vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe begünstigt. Die in den Sommermonaten erreichte hohe Auslastung im Bauhauptgewerbe, beispielsweise bei Dachdecker- und Maurerbetrieben, ist teilweise auch auf Nachholeffekte wegen der in der Winterzeit ausgefallenen Arbeitsstunden zurückzuführen. Nach Berechnungen der Baugewerblichen Verbände haben in Nordrhein-Westfalen die Auftragseingänge sowohl im Wohnungsbau als auch im gewerblichen Hochbau zugelegt. Bei der Herbstumfrage der Handwerkskammer nehmen die Bau- und Ausbaubranche den Spitzenplatz beim derzeitigen Aufwärtstrend ein. Beispielsweise vergeben 60 Prozent der Betriebsinhaber im Heizungs- und Sanitärhandwerk die Note „gut" zur Bewertung ihrer aktuellen Geschäftslage. Diese Bestnote kreuzten auch 53 Prozente der Betriebe des Maler- und Lackierer-Handwerks und 46 Prozent der Elektrobetriebe auf dem Fragebogen der Kammer an. Trotz der hohen Auslastung der Kapazitäten in vielen Bau- und Ausbaubetrieben zeigt sich keine Überhitzung des Preisklimas. Denn nur 17 Prozent der Unternehmer aus dem Bauhauptgewerbe und 24 Prozent der Firmenchefs aus den Ausbaubranchen teilen mit, dass ihre Preise in den vergangenen sechs Monaten gestiegen sind.

„Mit den Ergebnissen unserer diesjährigen Herbstumfrage sind wir mehr als zufrieden", zieht Weltrich ein kurzes Fazit. Der gute Konjunkturverlauf, der sich nicht nur im Handwerk, sondern auch in anderen Branchen zeige, dürfe die Politik allerdings nicht dazu verleiten, die Wirtschaft einem Belastungstest zu unterziehen. Daher erteilte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer allen Überlegungen, Einkommensbesteuerung und Sozialabgaben zu erhöhen, eine Absage. Der gute Wirtschaftsverlauf beschere den Gebietskörperschaften Rekordeinnahmen bei den wichtigsten Steuerarten, daher habe der Mittelstand kein Verständnis für die Einführung neuer Belastungen.

Das gelte in besonderer Weise auch für die von einigen Seiten geforderte Ausweitung der Lkw-Maut. Für das Handwerk wäre es nach Weltrichs Überzeugung nicht hinnehmbar, wenn die Lkw-Maut auch auf Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen erstreckt werden würde. In vielen Handwerksbranchen werden Lieferfahrzeuge für Fahrten zwischen Betrieb und Kunde eingesetzt, wegen des regionalen Einzugsgebiets des typischen Handwerksbetriebs erreichen diese Lieferfahrzeuge keine allzu hohen Fahrleistungen. Daher ständen in solchen Fällen die den Fahrzeughalter belastenden Kosten des Einbaus eines Mauterfassungsgeräts in keinem vernünftigen Verhältnis zu den erzielbaren Einnahmen.

Auch der Argumentation, dass die Ausweitung der Lkw-Maut der Finanzierung dringender Reparatur- und Sanierungsarbeiten im Straßen- und Brückennetz dienen solle, kann Weltrich nicht viel abgewinnen. Wenn die Einnahmen aus der Kraftfahrzeug- und der Mineralölsteuer ausschließlich dem Verkehrsnetz zugute kämen, könne es keinen Finanzierungsengpass bei den Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur geben.