Ein Jahr "Kein Abschluss ohne Anschluss" (KAoA): Handwerk sieht Berufsorientierung auf gutem Weg

Ein Jahr „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA): Das Handwerk sieht Berufsorientierung auf einem guten Weg

Um ausreichend viele Plätze für Tagespraktika sicherzustellen, sollten auch in Bildungszentren der Wirtschaft Berufsfelderkundungen möglich sein.

Verbesserungswürdig ist die Berufsorientierung an Gymnasien: viele moderne Handwerksberufe empfehlen sich insbesondere als Karriereoption für Abiturienten

Qualifizierten Nachwuchs für das Handwerk in der Region Köln/Bonn zu finden, ist ein zentrales Anliegen der Handwerkskammer zu Köln. Dabei ist der Umfang neu abgeschlossener Ausbildungsverhältnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum derzeit praktisch unverändert: "Nach wie vor können im Handwerk nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzt werden. Deshalb haben wir in vielen unserer Veranstaltungen, wie zum Beispiel den ´Azubi-Speeddatings´ in Köln, Bonn und Leverkusen unter unseren Mitgliedsbetrieben intensiv für die Teilnahme am Landesvorhaben KAoA geworben", sagt Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Auch in den eigenen Medien hat die Kammer das Landesvorhaben "Kein Abschluss ohne Anschluss - Übergangssystem Schule/Beruf in NRW" (KAoA) umfangreich vorgestellt, zum Beispiel im Deutschen Handwerksblatt, im kammereigenen Internetauftritt und mit einer thematischen Serie im elektronischen Newsletter: Hierbei wurden den Unternehmen die wichtigsten Bausteine des Landesvorhabens näher gebracht, angefangen bei der Potenzialanalyse, über das Portfolioinstrument, die Berufsfelderkundung bis hin zu Beratungsangeboten.

Trotz dieser Informationsoffensive gilt nach wie vor, dass die Zahl teilnehmender Unternehmen im eigenen Interesse deutlich ausgebaut werden muss. Als erste Kammer im gesamten Wirtschaftsbereich des Landes Nordrhein-Westfalen hat die Handwerkskammer zu Köln seit 2013 Berufsfelderkundungsplätze in ihre Praktikumsbörse im Internet (www.pb.hwk-koeln.de) aufgenommen. Unter anderem hierzu wurden die Schulen umfänglich beraten, beispielsweise wie sie Berufserkundungsangebote in der Praktikumsbörse herausfiltern können. Zudem hat die Kammer gemeinsam mit den Spitzenorganisationen der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen ein Faltblatt zum Thema "Berufsfelderkundungen" veröffentlicht. Für das kommende Frühjahr plant die Handwerkskammer zu Köln nun eine Telefonaktion, um weitere Ausbildungsbetriebe über KAoA zu informieren und für eine Teilnahme zu gewinnen.

Immer noch konzentrieren sich zu viele Jugendliche und deren Eltern auf zu wenige Ausbildungsberufe, wenn es um den Einstieg in die berufliche Laufbahn geht. Hier setzt das Landesvorhaben KAoA an: "Praxisphasen im Rahmen der schulischen Berufsorientierung wie mehrwöchige Betriebspraktika in der Jahrgangsstufe 9 sorgen für handfeste Erfahrungen in der Berufswelt, die die Entscheidung unter anderem für einen der 130 attraktiven Handwerksberufe erleichtern", bekräftigt Weltrich: "Bei den Berufsfelderkundungen ist es unserer Meinung nach jedoch schon aus Quantitätsgründen - alleine in Köln werden im Endausbau etwa 24.000 Berufsfelderkundungsplätze pro Jahr benötigt - unverzichtbar, neben Betrieben die Bildungszentren der Wirtschaft zu nutzen." So wurden beispielsweise im Bildungszentrum Butzweilerhof der Handwerkskammer in den letzten Jahren gut funktionierende Strukturen aufgebaut, die für Berufsfelderkundungen genutzt werden könnten.

Die Handwerkskammer hat sich deshalb intensiv in das Landesvorhaben KAoA eingebracht und sieht die Berufsorientierung insgesamt auf einem guten Weg. Sie hat das Thema sorgfältig in den eigenen Gremien erörtert, beispielsweise im Berufsbildungsausschuss, auf Vorstandsebene sowie in der Vollversammlung. Darüber hinaus hat sich das Handwerk hierzu in der Steuerungsgruppe des Landesvorhabens sowie im Arbeitskreis "Berufsfelderkundungen" engagiert. Bildungspolitisch wurde das Landesvorhaben unter anderem in Hintergrundgesprächen mit Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) sowie Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, flankiert. Die Zusammenarbeit der Kammer mit ihren Partnern Arbeitsagentur, Bezirksregierung, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Wirtschaft, Stadt und natürlich den Schulen funktioniert.

Nun gilt es, die Aufnahme von Schulen in das Landesvorhaben zu beschleunigen. "Verbesserungswürdig ist allerdings die Berufsorientierung in Gymnasien. Viele moderne Handwerksberufe empfehlen sich insbesondere als Karriereoption für Abiturienten. Um die Zahl der Studienaussteiger zu reduzieren, lohnt es sich gerade in dieser Schulform, sich frühzeitig und intensiv mit einer Ausbildung im Handwerk auseinanderzusetzen", sagt Weltrich. Zudem begrüßt die Handwerkskammer, dass sich mit dem "Berufswahlpass-NRW" ein Angebot als Portfolioinstrument etabliert, da dieses so leichter im Kreise der Mitgliedsbetriebe beworben werden kann. Von besonderer Bedeutung ist es, die Studien- und Berufswahlkoordinatoren in den Schulen zu stärken. In diesem Zusammenhang begrüßt das Handwerk ebenfalls die Ausweitung der Berufsorientierungsbüros als zentrale Anlauf- und Koordinierungsstellen schulischer Berufsorientierung.