Nach mehrjährigem Rückgang ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Jahr 2015 um 2,4 Prozent gestiegenTrendwende am Lehrstellenmarkt

Am Jahresende 2015 waren nach der vorläufigen Statistik der Handwerkskammer zu Köln 12.864 Ausbildungsverhältnisse im Köln-Bonner Handwerk erfasst, das sind 2,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 4.543 Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2015 neu abgeschlossen, das ist ein Plus von 1,4 Prozent. „Dank intensiver Nachwuchswerbung der Unternehmen und der Handwerksorganisationen haben wir 2015 die Trendwende bei den Ausbildungsverhältnissen geschafft“, hob Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, hervor. Von 2010 bis 2014 war Jahr für Jahr die Zahl der Lehrlinge im Handwerk des Kammerbezirks gesunken, insofern sei bereits ein leichter Zuwachs im Jahr 2015 „ein ausgesprochen erfreuliches Ergebnis“.

Nach Weltrichs Einschätzung hat es sich gelohnt, dass das Handwerk verstärkt um Abiturienten geworben hat. Ihr Anteil an den im vergangenen Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen macht bereits 19 Prozent aus – 2014 waren es 16 Prozent, im Jahr 2010 erst sechs Prozent. Eine weitere wichtige Zielgruppe der Nachwuchsbemühungen des Handwerks sind junge Menschen aus Zuwandererfamilien. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Lehrlinge mit ausländischem Pass sprunghaft gestiegen, von 1.147 Ende 2014 auf 1.309 Auszubildende Ende 2015. Das entspricht einer Ausländerquote von 10,2 Prozent. Erstmals seit 2004 hat mehr als jeder zehnte Lehrling in den Handwerksbetrieben der Region Köln-Bonn eine ausländische Staatsangehörigkeit. Von der Ausweitung der Ausbildungsverhältnisse haben junge Frauen nicht profitiert. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Handwerkslehrlinge ist von 21,4 Prozent Ende 2014 auf 20,3 Prozent Ende 2015 zurückgegangen (Frauenquote Ende 2010: 23,6 Prozent).

Trotz der positiven Bilanz auf dem Ausbildungsstellenmarkt bilde der Fachkräftemangel gerade in den technischen Handwerken ein Wachstumshemmnis. „Hier muss die Schulministerin endlich die unnötigen Warteschleifen an den Berufskollegs auflösen. Wir erwarten vom Land ein klares Signal zur Vorfahrt der dualen Berufsausbildung. Ebenso muss die schulische Vorbildung insbesondere in Mathematik deutlich verbessert werden, um die Ausbildungsfähigkeit herzustellen“, so Weltrich.

Zur Verbesserung der Flüchtlingssituation im Kammerbezirk „bedarf es zunächst in Köln eines Flüchtlingsgipfels, um die diversen Aktivitäten besser zu koordinieren. Dann müssen wir viel mehr junge Leute zielgerichtet auf eine Ausbildung vorbereiten, um sie dann erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Von Bund und Land brauchen wir hier dringend Hilfe: Mit 10.000 Euro pro jugendlichen Flüchtling lässt sich eine Vorbereitung mit Sprachkurs, Fachunterricht und Potentialanalyse für den richtigen Ausbildungsberuf in zehn Monaten umsetzen“, erläuterte Weltrich. Hätte man diese Kurse bereits vor einem Jahr gestartet, würde man jetzt erste Integrationserfolge sehen. Es fehle aber bis heute ein Konzept auf Bundes- und Landesebene.