Anteil der Auszubildenden mit Hochschulberechtigung wächst; Frauen in gewerblich-technischen Berufen als unausgeschöpfte RessourceDer Azubi der Zukunft ist Abiturientin!

„Der Azubi der Zukunft ist Abiturientin!“, diese These vertritt Dr. Markus Th. Eickhoff, stellvertretender Geschäftsführer Bildungspolitik der Handwerkskammer zu Köln. Immer mehr Schülerinnen und Schüler streben die Fachhochschulreife oder gar die allgemeine Hochschulreife an. Viele von denen, die die Hochschulberechtigung in der Tasche haben, werden danach nicht ins Studium, sondern in die Berufsausbildung wechseln. Weil sie dort direkt Geld verdienen, weil Ihnen die praktische Ausbildung lieber ist als eine theoretische, weil sie mehr Struktur wünschen als ihnen die akademische Bildung bieten kann, weil das favorisierte Studenfach überlaufen ist, weil…

Lag der Anteil der Hochschulberechtigten an allen Auszubildenden im Köln-Bonner Handwerk 2010 noch bei 6,2 Prozent, so werden heute 15,9 Prozent erreicht. „Das Handwerk kommt bei der Zielgruppe an, denn es bietet mittelständische Strukturen mit der Option, zügig in Führungsfunktion aufzusteigen, es arbeitet kreativ-innovativ, es macht das mit den Händen Geschaffene sichtbar und es stellt den einzelnen Kundenauftrag, nicht wie die Massenproduktion den anonymen Markt in den Vordergrund“, weiß Eickhoff. Zufriedene Auszubildende berichten in ihrem Bekanntenkreis und so zieht der Trend, als Abiturient/-in eine Berufsausbildung zu absolvieren, immer weitere Kreise.

Frauen sind in den gewerblich-technischen Berufen des Handwerks stark unterrepräsentiert. Geht es nach Eickhoff, so ändert sich das in Zukunft: „Auch nachdem wir uns verstärkt um Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte, Abiturienten/-innen und Studienumorientierer/-innen gekümmert haben, bleibt die Fachkräftesicherung zentrale Herausforderung der Handwerksbetriebe.“ Bei der Suche nach weiteren Zielgruppen, die verstärkt für eine Berufsausbildung gewonnen werden können, rücken nun Frauen in den Fokus.

Die aktuelle Studie „Frauen im Handwerk – Status Quo und Herausforderungen“ des „ifh Göttingen – Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V.“ unterstreicht dies. Die Forscher/-innen zeigen das grundsätzliche Potenzial, in verschiedenen Aktionsfeldern wie Berufsorientierung und Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen jedoch auch konkrete Handlungsbedarfe auf. An vielen Stellen sind Handwerksorganisationen und Politik gefordert. „Bereits seit 2012 bemühen wir uns um ein Projekt, in dem nachhaltige und praxisorientierte Instrumente entwickelt und erprobt werden sollen. Leider erfolglos!“, konstatiert Eickhoff. Das Thema sei jedoch zu wichtig, um jetzt aufzugeben. Denn in Zukunft wird es darauf ankommen, Hochschulzugangsberechtigte und Frauen – oder in der Kombination eben hochschulberechtigte Frauen – noch stärker für das Handwerk zu öffnen.