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Rudolf Wichert
Hans Peter Wollseifer

Der Unternehmer, Kammer- und ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer bloggt ab sofort regelmäßig über aktuelle Entwicklungen im Handwerk. Im ersten Beitrag des neuen Blogs geht es um den Wunsch nach mehr Begeisterung für das Handwerk, einen Teilsieg beim Mindestlohn sowie den erfolgreichen Kampf um den Handwerkerparkausweis.Blog von Hans Peter Wollseifer (1)

Liebe Mitgliedsbetriebe,

Zahlen lügen nicht. Zehntausende Jugendliche haben in diesem Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen. Dem gegenüber steht die Zahl der noch offenen Lehrstellen in den Betrieben. Wie passt das zusammen? Gar nicht. Da läuft etwas ganz schön aus dem Ruder. Und woran liegt das? Wir Unternehmer schieben die Schuld gern den Schulen in die Schuhe. Sie würden die Jugendlichen nicht auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Die Schulpolitik schiebt die Verantwortung auf die Betriebe, sind die doch für die Ausbildung zuständig. Unser duales Ausbildungssystem ist das erfolgreichste Ausbildungsmodell europaweit um das uns viele Länder beneiden. Meiner Meinung nach können wir als Betriebe nicht die Versäumnisse der Schule nachholen. Hier muss ein Umdenken in der Politik stattfinden.

Mehr Begeisterung für das Handwerk.

Wie begeistert man die jungen Leute fürs Handwerk? Wie können wir ihnen das Gefühl von Stolz vermitteln, etwas mit eigenen Händen erschaffen oder gestaltet zu haben? Große Hoffnungen setze ich dabei auch in unsere Imagekampagne. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in der Stadt ein großes Plakat mit unserem Slogan „Das Handwerk – die Wirtschaftsmacht von nebenan.“ sehe, und bin überzeugt, dass wir durch diese Präsenz viele Jugendliche erreichen können. Allerdings würde ich mir eine stärkere Vernetzung mit öffentlichen Institutionen wie Schulen und Universitäten wünschen. Denn auch bei Studienabbrechern ist ein großes Potenzial an Nachwuchskräften vorhanden. Genau darüber habe ich mit der Bundesbildungsministerin Johanna Wanka gesprochen. Sie bittet uns, den jungen Menschen auch bei einer beruflichen Umorientierung zu helfen. Das machen wir auch – zum Beispiel beim Tag des Handwerks. Wir richten in Köln am 20. September ein großes Musikevent für junge Leute aus. In 20 Zelten stellen wir Handwerksberufe vor, auch die Stiftung des FC Köln ist mit dabei. Die Jugendlichen können Handgriffe ausprobieren und Fragen stellen. Auch alle Betriebe sind eingeladen vorbei zuschauen. Ich würde gern die Gelegenheit nutzen mich mit Ihnen persönlich über Ihre Erfahrungen rund um das Handwerk auszutauschen.

Teilsieg beim Mindestlohn.

Ein Thema wird dann bestimmt auch das neue Mindestlohngesetz sein. Das war wochenlang ein zähes Ringen in Berlin. Es ist entspricht nicht unseren Vorstellungen von Tarifautonomie im Handwerk. Wenigstens konnten wir noch ungünstigere Regelungen verhindern. Keine Anwendung des Mindestlohns gibt es bei Jugendlichen unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung; auch nicht bei Auszubildenden und nicht bei Praktikanten, die nur 3 Monate bleiben. Wir haben alles daran gesetzt, die Ausbildung im Handwerk nicht zu gefährden. Ein Teilsieg -- immerhin.

Kampf um den Handwerkerparkausweis.

Das Gute vorweg: Regionale Handwerkerparkausweise dürfen wieder ausgestellt werden. Zur Erinnerung: Wir haben ihn als erste Kammer vor 10 Jahren eingeführt. Durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf wurde er vor Kurzem gekippt. Unseren Betrieben drohten zusätzliche Kosten und ein aufwendiger Behördenlauf Sie sollten von Kommune zu Kommune fahren und den Ausweis einzeln beantragen. Nicht mit uns! Wir als Kammer haben sofort reagiert. Argumente gesammelt. Gespräche geführt. Von der Kölner Stadtspitze angefangen, über Bezirksregierung bis hin zur Landespolitik alle Hebel in Bewegung gesetzt. Die in diesem Fall zuständigen Minister, Handwerksminister Garrelt Duin und Verkehrsminister Michael Groschek, wurden informiert und sagten uns ihre Unterstützung zu. Viel Aufwand, der sich für unsere Handwerksbetriebe aber gelohnt hat. Jetzt haben wir eine Regelung, die bis auf Weiteres den alten Zustand wieder herstellt: Einen Parkausweis für die gesamte Region! Danke an alle Beteiligten, die uns dabei unterstützt haben, so stelle ich mir eine mittelstandsfreundliche Zusammenarbeit vor.

Mein persönlicher Glückwunsch geht an Markus Rehm. Der Orthopädietechnikmeister aus Leverkusen ist jetzt deutscher Meister der Leichtathleten. Eine Leistung, auf die wir alle stolz sind und hoffentlich für viele zum Vorbild genommen wird. Ein Beinamputierter wird deutscher Meister im Weitsprung --- das Handwerk schafft Unmögliches.

Diskutieren Sie mit und schreiben Sie mir wollseifer-blog@hwk-koeln.de

Bin sehr gespannt auf Ihre Meinung und freue mich auf einen regen Austausch.

Herzlichst
Ihr
Hans Peter Wollseifer