Blog
Rudolf Wichert
Hans Peter Wollseifer

In meinem aktuellen Blog beschäftige ich mich dieses Mal mit dem Angriff auf unsere freiheitlichen Werte. Wir lassen uns durch den Terrorakt von Paris nicht verunsichern und stehen zu unserer westlichen Lebensweise. Gerade jetzt gilt es, das Engagement zur Integration der Flüchtlinge zu verstärken. Die Politik muss endlich die richtigen Weichen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt stellen. Wir fordern auch ein Kölner Sonderbündnis für Flüchtlinge: Sie sollen Bestandteile unserer Gesellschaft werden und in unsere Sozialsysteme einzahlen. Dazu - und warum ein Beschleunigungsgesetz für Wohnungsbau sinnvoll ist.Blog von Hans Peter Wollseifer (13)

Liebe Mitgliedsbetriebe,
in diesen Tagen fällt ein Blog zum Handwerk nicht leicht. Die Welt ist voll von Kommentaren, Hintergrundberichten und Expertenmeinungen zu dem, was sich in Paris ereignet hat. Ein Angriff auf unsere freiheitlichen Werte. Ein Angriff auf unsere offene Lebensweise. Und gerade deshalb muss es das Thema in diesem Blog sein. Die Vermengung zwischen Terror und Flüchtlingen ist ein Fehler. Gerade die Flüchtlinge sind es, die vor dem Terror in ihrem Heimatland geflohen sind. Wir schaffen das! Sagt die Kanzlerin und drückt damit Hoffnung und Zuversicht aus. Aber es ist nur zu schaffen, wenn wir konkrete Antworten auf die gewaltigen Herausforderungen haben. Wir müssen weitermachen. Nur wie?

Endlich agieren statt reagieren

Wir dürfen in unserem Engagement nicht nachlassen. Dazu gehört auch ein klares Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit. Ich bin aber auch ehrlich: Freiwillig hätte man sich nicht für die Aufnahme so vieler Migranten entschieden. Aber jetzt geht es um eine humanitäre Aufgabe. Es ist gerade für das Handwerk ein Gebot der Menschlichkeit schnelle und unkomplizierte Hilfe zu bieten, für Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen. Wir müssen es schaffen die Menschen, die bei uns Schutz suchen, zu integrieren und sie zu einem Teil unserer Gesellschaft zu machen. Damit ihre Kinder hier zur Schule gehen, sie unsere Kultur und unsere Werte lernen und ihre Eltern in die Sozialkassen einzahlen -- statt von ihnen zu leben.

Handwerkskammer qualifiziert für Ausbildung

Wir wissen aber auch, dass nicht nur gut qualifizierte Handwerker zu uns kommen. Die Standards der Berufe sind im Ausland schon sehr unterschiedlich zu unseren. Daher müssen Einstiegsqualifizierung oder Nachqualifizierung in Arbeit und Ausbildung angeboten werden. Angesichts der bisher planungslosen Vorstöße aus der Politik mal in die eine, mal in die andere Richtung wäre ein kluges Management zielführender als eine weitere Koordinierungsstelle, die das Problem der Flüchtlingsströme nur weiterlenkt - statt zu lösen. Wo bleiben die versprochenen Deutschkurse für Flüchtlinge? Wo ist die Planungssicherheit für Betriebe? Da bedarf es dringlicher Weichenstellungen seitens der Politik. Solange warten wir aber nicht: Unser Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer hat im September mit der sprachlichen und fachpraktischen Schulung von 20 Flüchtlingen begonnen. Das Ziel ist, dass sie nach einer zehnmonatigen Vorbereitungsphase mit einer Berufsausbildung in Bau-, Metall- und Elektroberufen anfangen können. Unsere Berufsbildungszentren des Handwerks sind in der Lage, speziell auf Zuwanderer zugeschnittene Qualifizierungsangebote anzubieten. Bundespräsident Joachim Gauck ließ sich kürzlich Ende November von unseren Initiativen zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund überzeugen. Ihm wurde auch deutlich, dass Bund und Land hierfür die Finanzierung übernehmen müssen.

Kölner „Sonderbündnis Flüchtlinge“ notwendig

Als größte Stadt in NRW warten auf unsere neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker große Herausforderungen. Wir freuen uns über ihre schnelle Genesung und über ihren Amtsantritt. Zu den dringenden Aufgaben wird sicherlich die Integration der Flüchtlinge in Köln und deren geregelte Unterbringung gehören. Und beides nicht zum Nachteil der bereits hier lebenden und arbeitenden Kölner. Ich schlage als erste Maßnahme ein Bündnis aller Beteiligten vor: Von der ausgewogenen Verteilung der Menschen in der gesamten Stadt, über die schnelle Integration von Kindern in die Schule, Jugendlichen in die Ausbildung und Erwachsene in Arbeit. Die in diesem Zusammenhang von Wirtschaftsexperten geforderte Absenkung des Mindestlohns für Flüchtlinge ist für mich der falsche Weg. Ich weiß, dass einige Unternehmer sich der Meinung dieser Experten anschließen möchten. Aber der Zugang zum Arbeitsmarkt muss für alle gleich sein. Es darf keine Bevorzugung der Flüchtlinge geben.

Beschleunigungsgesetz für Wohnungsbau gefordert

Schon seit Monaten ist der Containermarkt wegen der Flüchtlingskrise leergefegt und auch Zelte sind ausverkauft. Außerdem sind solche Unterkünfte im Winter nur schlecht beheizbar. Holzhäuser könnten eine Lösung sein. Das Land NRW prüft das gerade. Gebaut werden die Unterkünfte dann von Handwerksunternehmen. Ich halte das für eine gute Alternative zu Zelten und Turnhallen. Wir brauchen aber auch ein Gesetz zur Beschleunigung von Wohnungsbau. Eines, das die Absenkung der Standards für einen bestimmten Zeitraum ermöglicht. Gut, dass im Oktober das Bundeskabinett zur Beschleunigung der Asylverfahren Änderungen im Baurecht beschlossen hat. Ein gelockertes Baurecht für Flüchtlingsunterkünfte würde die Unterbringungssituation erheblich entlasten, dazu zählen auch Abstriche bei energetischen Anforderungen. Mehr Flexibilität und Schnelligkeit kommt am Ende uns allen zu Gute, nicht nur den Flüchtlingen.

Danke an ehemalige Oberbürgermeister

Es ist mir ein wichtiges Anliegen den ausgeschiedenen Stadtoberhäuptern in Köln, Bonn und Leverkusen zu danken. Gefreut hat mich, dass Jürgen Roters, die Mittelstandsinitiative noch zum Ende seiner Amtszeit unterzeichnet hat. Er hat die Vergabewertgrenzen hochgesetzt und die beschränkte Ausschreibung wieder in Köln eingeführt. Er hatte als Kölner Oberbürgermeister stets das Handwerk im Blick, oft auch gegen seine Stadtverwaltung. Diese Wertschätzung für das Handwerk rechne ich ihm hoch an.
Nun freuen wir uns auf Frau Oberbürgermeisterin Henriette Reker und auf einen dynamischen Ausbau der guten Zusammenarbeit für Köln und seine Handwerksbetriebe.

Wenn Sie mitdiskutieren wollen, schicken Sie mir Ihre Meinung unter wollseifer-blog@hwk-koeln.de

Herzlichst
Ihr Hans Peter Wollseifer

Damit Ihnen kein Blog-Beitrag mehr entgeht: Abonnieren Sie den RSS-Feed