In meinem neuen Blog: Die Vorfälle in der Silvesternacht und was sich ändern muss, damit Integration doch noch gelingt. Null Toleranz bei kriminellen Asylbewerbern. Die bisherige Kuschelrechtssprechung kann so nicht weitergehen. Wer bei uns leben und arbeiten will, muss sich anpassen und nicht umgekehrt! Kritik gibt es an der unkontrollierten und teilweise chaotischen Flüchtlingspolitik. Und: Fachkräfte statt Schubkarrenschieber. Wie Kriegsflüchtlinge im Handwerk eine echte Berufsperspektive finden. Blog von Hans Peter Wollseifer (15)
Liebe Mitgliedsbetriebe,
was in Köln in der Silvesternacht geschah, beschäftigt immer noch viele Unternehmen. Auch ich werde immer noch in Berlin oder woanders in der Republik nach unserer Stadt gefragt: “Was ist da bei euch los?“ Eine Frage, die mich mitten ins kölsche Herz trifft. Unsere schöne Vaterstadt in Dauernegativschlagzeilen. Das ist beschämend und die Vorfälle unfassbar. Ja, es hat sich etwas verändert. Nicht nur in Köln sondern in ganz Deutschland seit Silvester.
Chaos ist kein guter Standortfaktor
Wir müssen in der Frage der Zuwanderung jetzt klare Positionen beziehen. Fast jeder Betrieb im Kammerbezirk beschäftigt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Genau das macht die Vielfalt und den Charme dieser Region aus. Die weltoffene und tolerante Art der Menschen ist wichtiger Wirtschaftsfaktor von Köln. Doch diese Toleranz ist nun überstrapaziert. Wir sind an einem Punkt, bei dem wir gegenüber Kriminellen null Toleranz fordern. Schluss mit der aktuellen Kuschelrechtsprechung. Wer stiehlt, raubt oder Frauen sexuell bedrängt, der gehört nicht zu uns. Egal, von wem die Straftaten begangen werden. Egal wie. Mir geht es nicht darum, bestehende Gesetze zu verschärfen. Mir geht es darum, unsere Gesetze konsequent anzuwenden.
Europäische Lösung gefordert
Das Flüchtlingsproblem ist ein europäisches Problem und muss auch europäisch gelöst werden. Heißt: Europa muss seine Flüchtlinge gerecht auf alle Länder verteilen und dafür Sorge tragen, dass die EU-Außengrenzen besser kontrolliert werden. Einfache Formel: Wen wir erst gar nicht reinlassen, den müssen wir am Ende auch nicht zurückschicken. Sichere EU-Außengrenzen helfen dabei, nur Flüchtlinge aus Kriegsgebieten aufzunehmen und damit schneller integrieren zu können. Beim Wohnraum, auf dem Arbeitsmarkt oder in der Schule. Wir müssen mehr Tempo machen, dass Asylbewerber so schnell wie möglich hier die Chance bekommen, zu lernen, zu arbeiten und unser deutsches Rechts- und Gesellschaftssystem zu verstehen. Dabei gilt: Nicht wir müssen uns anpassen, sondern diejenigen, die zu uns kommen. Das mögen einige vielleicht anders sehen, ist aber meine feste Überzeugung. Und das Erlernen der deutschen Sprache ist maßgeblicher Schlüssel zur Integration.
Fachkraft statt Schubkarrenschieber
Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass der Mittelstand große Hoffnungen auf die Flüchtlinge als Facharbeiter von morgen setzt. Nun machen wir uns aber nichts vor: Diejenigen, die zu uns kommen, sind nicht die dringend benötigten Fachkräfte. Noch nicht. Wir haben aber rund 550 Bildungsstätten im Handwerk bundesweit. Hier können wir mehrere Tausend Flüchtlinge aufnehmen, sie für eine Ausbildung vorbereiten und dann nahtlos in einen Betrieb vermitteln. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesbildungsministerium wollen wir das kurzfristig auf den Weg bringen. Manche der Flüchtlinge wollen aber lieber schnell Geld verdienen. Statt eine Ausbildung zu beginnen nehmen sie Aushilfsjobs an und arbeiten zum Mindestlohn. Der hohe Stellenwert von beruflicher Ausbildung ist ihnen nicht bewusst. Deshalb ist es wichtig, Flüchtlinge ohne Berufs- und Studienabschluss frühzeitig über die Chancen einer beruflichen Ausbildung zu informieren. Die Helferjobs bringen Flüchtlinge nicht weiter. Wir brauchen nicht Hunderttausende Schubkarrenschieber. Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte und das in einer großen Zahl.
Die Zukunft ist unsere Baustelle
So lautet das Motto des Handwerks für das Jahr 2016. Da gibt es einige „Baustellen“. Vor allem müssen wir die gute wirtschaftliche Lage jetzt auch für Investitionen nutzen. Wir brauchen wieder mehr Politik für die Wirtschaft. Besonders im Blick habe ich dabei Investitionen in die Infrastruktur, sowie in Wohnungs- und Schulbau. Hier hinken Köln und Bonn hinterher und das bei steigenden Bevölkerungszahlen. Die Handwerkskammer zu Köln begrüßt auf jeden Fall den Kurs der neuen Kölner Oberbürgermeisterin Reker. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Neuordnung der Verwaltung. In vielen Bereichen sicherlich nötig. Wir brauchen dringend schnellere Verwaltungswege und weniger Bürokratie. Das gilt auch für die Gebäudewirtschaft. Zahlreiche Gebäude im Besitz der Stadt Köln befinden sich in einem beklagenswerten baulichen Zustand, Baukosten bei kommunalen Großprojekten laufen regelmäßig aus dem Ruder und Mängel in den Bereichen Planung und Controlling werden nicht systematisch analysiert und angegangen.
Umsetzungsstau in Köln auflösen
Das kommunale Bauen muss beschleunigt werden, doch das Amt ist chronisch unterbesetzt. Mit dramatischen Folgen: Seit 2006 liegt ein Ratsbeschluss zum Neubau, bzw. Sanierung von 5 Schulen in Köln mittels öffentlich-privater Partnerschaft, kurz ÖPP vor. Nichts passiert. Der Rat hatte damals nicht berücksichtigt, dass Maßnahmen mit ÖPP wegen des hohen Vorbereitungsaufwandes nicht unbedingt schneller gehen als Fachlosverfahren. 2014 wurde der Ratsbeschluss erneuert. Wieder nichts passiert. Bis heute ist keine Ausschreibung zu der Schul-ÖPP feststellbar. Es ist also genau das eingetreten, was wir immer gesagt haben: Fachlosverfahren wäre schneller gewesen und die Kinder könnten schon längst in modernen Schulgebäuden lernen. Bis zur Erteilung des Auftrags wird also noch viel Zeit vergehen. Leider. Das muss künftig unbürokratischer und schneller gehen. Dazu erwarten wir eine faire Auftragsvergabe, die unsere mittelständischen Betriebe berücksichtigt. Also keine ÖPP-Vergaben, die am Ende alle teuer zu stehen kommen. Der Mittelstand darf bei der Vergabe nicht ausgeschlossen und zu Subunternehmen degradiert werden. In Köln haben wir es im letzten Jahr geschafft, die beschränkte Ausschreibung zur Stärkung unserer Betriebe wieder einzuführen. Nun muss unsere Mittelstandinitiative von der Stadt auch angewendet werden. Schließlich sind es unsere Betriebe, die vor Ort für Ausbildung, Arbeit und wirtschaftliches Wachstum sorgen.
Ohne Handwerk kein Rosenmontagszug
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Wenn wir am Rosenmontag die bunten Festwagen bewundern, dann können wir alle auch ein bisschen stolz sein: Seit November bauen Kölner Handwerker an den prunkvollen Wagen und das jedes Jahr bis zu 30 Persiflagewagen. Ohne das Handwerk würde selbst das Dreigestirn zu Fuß gehen. Soweit kommt es ja zum Glück nicht. Aber wir sollten nicht alles op de Kopp stellen... ich finde, Köln muss erst mal auf die Beine kommen. Helfen wir dabei!
Freue mich auf Ihre Vorschläge wollseifer-blog@hwk-koeln.de
In diesem Sinne: Dreimol vun Hätze Kölle alaaf
Ihr Hans Peter Wollseifer
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