Foto Wichert_100527-wollseifer-006, Wollseifer, Präsident, Blog
Rudolf Wichert
Hans Peter Wollseifer

Bescherung fürs Handwerk: Endlich soll die steuerliche Abschreibung für energetische Gebäudesanierung kommen. Handwerkerbonus ist unverzichtbar: Eine Abschaffung, um die Energiewende zu finanzieren, lehnen wir strikt ab. Nein zur Ausbildungsabgabe: keine neuen Belastungen für Betriebe, es gibt andere Wege um die Ausbildungsbereitschaft zu erhöhen. Internetausbau: Handwerk 4.0 fordert mehr Tempo.Blog von Hans Peter Wollseifer (5)

Liebe Mitgliedsbetriebe,

es ist eine gute Nachricht, vielleicht sogar ein Weihnachtsgeschenk. Eine unserer zentralen Forderungen seit Jahren könnte nun endlich in Erfüllung gehen. Die steuerliche Abschreibung für energetische Gebäudesanierungen im Privatbereich soll kommen. Das wäre ein klares Bekenntnis aus Berlin für die Leistung des Handwerks bei der Bewältigung der Mammutaufgabe Klimaschutz. Gut für die Umwelt, für Mieter und Hauseigentümer, aber auch für's Geschäft. Ein Konjunkturprogramm drei für die Wirtschaft, das ein Auftragsvolumen von 3 Milliarden € bewirken könnte.
Wir im Handwerk haben lange dafür gekämpft. Das sind großartige Chancen für unsere Betriebe. Hier können wir unsere Innovationsfähigkeit bei der Energieeffizienz unter Beweis stellen und unsere Wettbewerbsfähigkeit für die nächsten Jahre stärken.

Der Handwerkerbonus ist unverzichtbar!

Um die Energiewende zu finanzieren wollte die Regierung den Steuerbonus für Handwerksleistungen abschaffen oder halbieren. Das ist mit uns nicht zu machen! Der Steuerbonus ist ein wirksames Instrument zur Bekämpfung der Schwarzarbeit. Zudem auch eine gerechte Förderung von Mietern und Wohnungseigentümern mit eher kleinerem Budget.
Und natürlich haben auch die Klein-und Mittelbetriebe des Handwerks etwas davon, die ansonsten allzu oft mehr Belastungen als Großunternehmen stemmen müssen. Diesen Steuerbonus gegen die steuerliche Förderung der Energieeffizienz auszuspielen werden wir nicht mittragen.
Hingegen sind wir - falls wirklich dieses Mal auch die Länder unsere Energie-Initiative nicht blockieren - bereit, über eine Fortentwicklung des Bonus zu reden.
Auch in dieser Sache werden wir weiter für die Interessen des gesamten Handwerks kämpfen!

Nein zur Ausbildungsplatzabgabe.

Mit uns gibt es keine weiteren Belastungen für unsere Betriebe! Mehr als 33.000 Handwerksunternehmen im Kammerbezirk kommen ihrer Ausbildungsleistung überdurchschnittlich hoch nach: mindestens 8 Prozent Ausbildungsquote im Handwerk seit Jahren -- da müssen andere aus der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung erst einmal hinkommen! Unverständlich ist für uns, dass der DGB jetzt wieder auf die alte Forderung einer Ausbildungsplatzabgabe zurückkommt. Jeder weiß doch, dass es für Handwerksbetriebe immer schwieriger wird, geeignete Bewerber zu finden. Schuld hat auch der demografische Wandel, es gibt immer weniger Schulabgänger. Die mangelnde Ausbildungsreife vieler Jugendlicher kommt noch erschwerend hinzu. Ich finde, gesellschaftliche Probleme werden nicht mit einer Ausbildungsabgabe gelöst. Ähnlich wie bei der Schwerbehinderten-Abgabe führt das nur dazu, dass sich Großbetriebe freikaufen. Für Großunternehmen aus der Portokasse, für kleine mittelständische Unternehmen jedoch ist eine zusätzliche Abgabe ein Schlag ins Kontor. Wir halten es für sinnvoller, andere Initiativen zu starten, um beispielsweise ausbildungsschwache Jugendliche zu stärken: Das Berufsbildungszentrum unserer Kammer in Köln Ossendorf leistet gute Arbeit, um Hauptschüler auf die Berufswelt vorzubereiten. Aber für solche sinnvolle Maßnahmen ist kein Geld mehr vom Land da. Stattdessen sollen die Betriebe wieder ran. Nein, Wirtschaft braucht keine neuen staatlichen Reglementierungen. Wirtschaft braucht gute Rahmenbedingungen, wie:

Schnelleres Internet fürs Handwerk

Wir wünschen uns schnell das Ende der lahmen Datenübertragung besonders im ländlichen Raum. Eine aktuelle Umfrage unter unseren Betrieben ergab: jeder zehnte Handwerksbetrieb fühlt sich für die digitale Zukunft nicht gerüstet. Etwa jeder fünfte Betrieb klagt über einen zu langsamen Internetanschluss. Wir brauchen Schnellstraßen auch im Netz, also Datenautobahnen mit 100 MB Übertragung pro Sekunde. In Planung sind aber erst Leitungen für eine Durchlässigkeit von mindestens 50 Megabyte (MB) pro Sekunde. Das ist definitiv zu wenig um mit der digitalen Revolution in der Arbeitswelt Schritt zu halten. Da setzt meiner Meinung nach die Bundesregierung die falschen Schwerpunkte: Wir brauchen einen mittelstandstauglichen Ansatz: Die enge Einbindung kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe als Anbieter und Anwender von "smarten" Produktionsmethoden ist hierbei von zentraler Bedeutung. Nennen wir es doch Handwerk 4.0! Bei den vielen digitalen Prozessen der Zukunft wird die Stärke des Handwerks immer wichtiger: die direkte Dienstleistung ganz nah am Menschen und seinen Bedürfnissen. Wir entwickeln gerade eine digitale Agenda des Handwerks für unseren Kammerbezirk. Mit Rückendeckung des Wirtschaftministeriums soll uns in NRW eine führende Rolle zu kommen.

Nun bin ich gespannt auf Ihre Meinung zur steuerlichen Abschreibung für die energetische Sanierung und den sogenannten Handwerkerbonus. Wie sehen Sie das? Ebenso interessiert mich Ihre Auffassung zur möglichen Ausbildungsabgabe, wer nicht ausbildet, soll zahlen.

Schreiben Sie mir wollseifer-blog@hwk-koeln.de

Ich freue mich schon jetzt auf die Festtage und meine Familie. Das Jahr war dicht geplant: voller Themen und Termine, interessanten Begegnungen und vielen Gesprächen mit den unterschiedlichsten Menschen. Manchmal geht man als Sieger aus Verhandlungen, manchmal siegt der Kompromiss. Dennoch möchte ich keinen Augenblick in diesem aufregenden Jahr missen. Mir bereitet mein Amt als Präsident des ZDH und der Kölner Kammer sehr viel Freude.

Ihnen wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit, ein besinnliches Fest im Kreise Ihrer Lieben und einen erfolgreiches Neues Jahr 2015 - mit neuen Herausforderungen und dem Glück und der Geduld sie zu meistern.

Herzlichst Ihr
Hans Peter Wollseifer