Gute Berufsaussichten im Handwerk

Gute Berufsaussichten im Handwerk, es gibt immer noch viele freie Ausbildungsplätze

Handwerkskammer kritisiert NRW-Landesregierung: Schulministerium löst Problem der unnötigen "Warteschleife" in Berufskollegs immer noch nicht; damit gerät der Erfolg des Ausbildungskonsens´ in Gefahr

Wissenschaftsministerium verstößt gegen Grundsatz der Gleichheit beruflicher und akademischer Bildung

Im Kalenderjahr 2015 haben die Mitgliedsbetriebe bislang 2.071 neue Ausbildungsverträge bei der Kammer eingereicht. Das sind 89 Verträge mehr als noch im Vorjahr. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,5 Prozent. Auf das gesamte Berufsberatungsjahr 2014/2015 bezogen, das am 1. Oktober 2014 begann, verzeichnete die Handwerkskammer bei den Ausbildungsverhältnissen mit 2.797 neuen Verträgen jedoch einen leichten Rückgang um 0,7 Prozent, dies entspricht 20 Ausbildungsverträgen. Die Kammer führt dies aber auf den Poststreik zurück und geht von einem insgesamt weiter positiven Ergebnis aus.

Die Berufsaussichten im Handwerk sind so gut wie selten zuvor. Fachkräfte werden in vielen Branchen gesucht. Das Handwerk erwartet für das Jahr 2015 ein Umsatzwachstum von zwei Prozent. So stellen viele Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer zu Köln vermehrt Mitarbeiter ein. Die Bewerber können von guten Verdienstmöglichkeiten und attraktiven Aufstiegschancen profitieren. So stehen derzeit viele Betriebsübergaben im Handwerk an. Passend hierzu bieten die Handwerkskammer zu Köln und die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) mit dem Trialen Studium Interessenten entsprechende Qualifizierungsmöglichkeiten an. Dabei werden innerhalb von viereinhalb Jahren vom Gesellen-, über den Meisterbrief bis zum Bachelor Handwerksmanagement, drei anerkannte Bildungsabschlüsse erworben, die die Absolventen für Leitungsfunktionen empfehlen.

Insgesamt bildet das Handwerk in mehr als 130 Berufen aus. „Ob Hightech, Gestaltung oder Ideenreichtum - für alle Interessen, Talente und Schulabschlüsse gibt es im Handwerk das passende Angebot“, bekräftigt Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. So arbeitet die Kammer beispielsweise intensiv daran, mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Ein effizienter Weg, diese Dialoggruppe anzusprechen, ist die mehrsprachige Ausbildungsbörse des Handwerks am 8. September 2015, 13 bis 16 Uhr, in der Tages- und Abendschule TAS in Köln-Mülheim. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass eine Berufsausbildung im Handwerk den Grundstein für eine krisenfeste Beschäftigung legt: So haben die Prognos AG, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie das Bundesinstitut für Berufsbildung herausgefunden, dass der Meisterbrief sogar besser vor Arbeitslosigkeit schützt, als ein Bachelor- oder Masterabschluss. Demnach liegt die Arbeitslosenquote unter Handwerksmeisterinnen und -meistern mit zwei Prozent niedriger als bei Akademikern (2,5 Prozent). „Vor diesem Hintergrund zielt das Streben nach immer höheren Schulabschlüssen oder einem ´Studium für Jedermann´ an den Möglichkeiten der jungen Menschen und am Bedarf der Wirtschaft vorbei“, sagt Weltrich.

Hinzu kommt, dass laut Schulabgänger-Befragung der Stadt Köln 43,7 Prozent der Befragten nach dem mittleren Bildungsabschluss planen, zum Berufskolleg zu wechseln, anstatt direkt eine duale Ausbildung anzustreben. „Das Schulministerium Nordrhein-Westfalens hat es nach wie vor nicht erreicht, die Zahl der Schulabgänger, die unnötige Warteschleifen in Berufskollegs drehen, zu reduzieren“, kritisiert Weltrich: „Die Handwerkskammer unterstützt den Ausbildungskonsens nach Kräften. Aber der kann nur zum Erfolg führen, wenn die Landesregierung diese Problematik endlich löst. Der Ausbildungskonsens nützt nämlich nichts, wenn die angebotenen Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben.“

Die bereinigte Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer zu Köln zeigt derzeit noch immer fast 500 gemeldete Ausbildungsangebote an. Darunter befinden sich auch Handwerksberufe, die bei jungen Menschen besonders beliebt sind: zum Beispiel 27 Stellenmeldungen in der Kfz-Technik, 17 im Metallbau, 15 zu Kaufleuten für Büromanagement, sechs in der Hörgeräteakustik, fünf in der Zahntechnik, aber auch in der Feinwerkmechanik, in der Informationselektronik und im Karosserie-/Fahrzeugbau gibt es Chancen. Besonders gesucht sind derzeit Fachkräfte im Elektro- sowie im SHK-Handwerk. Dies sind auch Berufe, die insbesondere für junge Menschen mit Abitur geeignet sind. So wirbt das Köln-Bonner Handwerk nicht nur um Abiturienten (2014: 15,9 Prozent der neu abgeschlossenen Verträge), sondern auch verstärkt um Studienaussteiger. „Doch gleichzeitig verspricht die Landesregierung großzügig Kopfprämien, um Studenten an den Hochschulen zu halten, die mit einer Karriere im Handwerk weitaus besser beraten wären. Wo bleibt hier die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung“, kritisiert Weltrich. Er appelliert aber auch an die Mitgliedsbetriebe zur dringend notwendigen Fachkräftesicherung, in ihrem Ausbildungsengagement nicht nachzulassen und freie Lehrstellen an die Kammer sowie die Bundesagentur für Arbeit zu melden. Unternehmen, aber auch junge Leute, die bislang noch keine Lehrstelle gefunden haben, können sich direkt an die Ausbildungsvermittler der Handwerkskammer zu Köln wenden.

Ausbildungsvermittlung der Handwerkskammer zu Köln:
Giaquinta, Rosetta: Telefon 0221/2022-408, E-Mail giaquinta@hwk-koeln.de
Lepore, Roberto: Telefon 0221/2022-244, E-Mail lepore@hwk-koeln.de