Umfrage zur Wirtschaftslage: Stabiler Konjunkturtrend im Handwerk
Stabiler Konjunkturtrend im Handwerk: 92 Prozent der Unternehmen in der Region Köln-Bonn stufen die aktuelle Wirtschaftslage als gut oder befriedigend ein
Wachstumsrisiken aus Sicht des Handwerks: Die Entwicklung bei den Fachkräften und die schwierige Verkehrslage
Weltrich: Einfahrverbote für Dieselfahrzeuge wären für Handwerksunternehmen existenzgefährdend
Die Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn bleiben auf einem sehr stabilen Konjunkturpfad. Das hat die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer ermittelt, an der sich rund 600 Unternehmen beteiligten. Der Großteil der Betriebe ist mit der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung sehr zufrieden: 45 Prozent (Frühjahr 2016: 47 Prozent) stufen die Geschäftslage ihres Betriebs als gut ein. Die Note "befriedigend" vergeben 47 Prozent der befragten Betriebe. Im Vergleich zum Frühjahr 2016 ist der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage nochmals gesunken, von elf auf acht Prozent.
Zwar fielen im Herbst des vergangenen Jahres, als 55 Prozent der Unternehmer von einer guten Geschäftslage sprachen, "die Ergebnisse unserer Umfrage noch günstiger aus als derzeit. Aber das ist jetzt keine konjunkturelle Abkühlung, sondern ein normaler saisonaler Verlauf; seit langem sind für viele Handwerkszweige die ersten drei Monate eines Jahres umsatzschwächer als die übrigen drei Quartale", erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.
Anders als in früheren Jahren gab es im letzten Winterhalbjahr keinen Beschäftigungsrückgang. Denn in 17 Prozent der Unternehmen stieg die Beschäftigtenzahl, nur 13 Prozent beschäftigen derzeit weniger Mitarbeiter als vor einem halben Jahr. In 70 Prozent der befragten Unternehmen gab es in den zurückliegenden sechs Monaten keine Veränderung im Personalbestand.
Mit Zuversicht gehen die Handwerksunternehmen der Region Köln-Bonn in das Sommerhalbjahr. Nur zehn Prozent (Frühjahr 2016: acht Prozent) befürchten für die kommenden Monate eine Verschlechterung der Wirtschaftslage. 67 Prozent der Betriebsinhaber rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung, was "bei der guten Ausgangslage bereits ein sehr erfreuliches Ergebnis ist", so Weltrich. Während bei den Frühjahrsumfragen 2015 und 2016 fast ein Drittel der Unternehmen eine nochmalige Verbesserung der Geschäfte im Laufe des Sommers erwartet hatte, wird diese sehr optimistische Erwartung inzwischen von nur noch 23 Prozent der Befragten geäußert. Das könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Auftragslage sich nur noch begrenzt steigern lässt, dass hier eine obere Grenze erreicht ist.
Der Spitzenreiter beim aktuellen Konjunkturbarometer des Handwerks sind weiterhin die Bau- und Ausbaubranchen, die mehr als die Hälfte der in die Umfrage einbezogenen Unternehmen ausmachen. Im Bauhauptgewerbe (Dachdecker, Zimmerer, Maurer usw.) sind die Auftragsbücher der Unternehmen gut gefüllt, nur vier Prozent der befragten Betriebe beklagen einen schlechten Geschäftsverlauf, für alle anderen ist die derzeitige Wirtschaftslage gut oder befriedigend. Das gilt in sehr ähnlicher Weise auch für die Ausbaugewerbe, so ist für zwei Drittel der Elektrobetriebe, für 60 Prozent der Installateur- und Heizungsbaufirmen, für 59 Prozent der Tischlereien die gegenwärtige Geschäftslage gut; weniger als fünf Prozent dieser Unternehmen sprechen von einer schlechten Geschäftslage.
Auch in den kommenden Monaten können die Bau- und Ausbaubranchen mit guten Wachstumsbedingungen rechnen, der Aufwärtstrend im Wohnungsbau wird sich fortsetzen: Die Zahl der von den Bauämtern genehmigten Wohnungen ist im Jahr 2016 gestiegen, im Regierungsbezirk Köln um sieben Prozent, in Nordrhein-Westfalen insgesamt sogar um 19 Prozent. Trotz des erfreulichen Konjunkturverlaufs hält sich der Preisauftrieb in Grenzen. Dass sie in den zurückliegenden Monaten die Preise erhöht haben, das berichten in diesem Frühjahr 33 Prozent der Betriebe des Ausbaugewerbes, vor einem Jahr waren es 25 Prozent der Befragten.
Ein besonders hohes Maß an Preisstabilität hat die Umfrage der Handwerkskammer bei den ganz überwiegend für den privaten Bedarf tätigen Handwerksberufen (Friseur, Kosmetiker, Schuhmacher, Maßschneider usw.) ermittelt. In dieser Handwerksgruppe ist die Bewertung der Konjunkturlage nicht allzu euphorisch, nur jeder vierte Betrieb spricht von einer guten Geschäftslage, 57 Prozent vergeben die Note "befriedigend", 18 Prozent die Note "schlecht". Obwohl die Kaufkraft der privaten Haushalte gestiegen ist, verlief das vergangene Jahr enttäuschend für das Friseurhandwerk: Der Umsatz stagnierte (lediglich ein Plus von 0,2 Prozent), hingegen haben die Unternehmen in allen zulassungspflichtigen Handwerksberufen ein Umsatzwachstum von 2,6 Prozent erreicht.
Obwohl das Kraftfahrzeug-Handwerk vom Aufwärtstrend bei den Neuzulassungen privater Pkws profitiert, zeigt sich diese Branche bei der aktuellen Konjunkturumfrage zurückhaltend in der konjunkturellen Bewertung. Zuversichtlicher ist die Einschätzung im Lebensmittelgewerbe. Rund die Hälfte der von der Kammer befragten Bäckereien, Konditoreien und Metzgereien konnten Preiserhöhungen durchsetzen.
In den Boombranchen der Bau- und Ausbaugewerbe wird eine noch bessere Wirtschaftsentwicklung durch den stärker spürbaren Fachkräftemangel eingeschränkt. Die Handwerkskammer verstärkt daher weiter die Nachwuchsförderung für das Handwerk der Region.
Die schwierige Verkehrssituation bildet eine weitere Wachstumsbremse. "Der Schaden im Handwerk beläuft sich unverändert auf 240 Millionen Euro im Jahr", teilt Weltrich mit. Zur Verbesserung der Stausituation steht die Handwerkskammer in ständiger Verbindung zum Verkehrsministerium, zu Straßen NRW und zu den Kommunen. Baustellen sollen nur noch minimalinvasiv, das bedeutet in Etappen, eingerichtet werden. Ebenso sollen Standspuren zusätzlich genutzt werden. "Innerstädtisch hat es eine Vereinbarung zur Verkehrsbeschleunigung mit der Stadt Köln gegeben."
Ein Einfahrerbot von Dieselfahrzeugen in die Innenstädte wäre für die Handwerksunternehmen existenzgefährdend. Hier muss ein Gesamtkonzept zur Luftrheinhaltung zur Verbesserung der Stickoxydbelastung eingesetzt werden, das die Handwerkskammer bereits seit 2007 fordert. Im Vordergrund muss eine intelligente Verkehrslenkung zur Entlastung der Hotspots stehen. Dazu sind kurzfristig Elektrobusse und Elektrofahrzeuge bei den kommunalen Unternehmen erforderlich.
"Für eine weitere positive Wirtschaftsentwicklung des Handwerks sollten die drei Großstädte auch endlich die zugesagte mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung umsetzen. Schnellere Verwaltungswege sind derzeit insbesondere in Köln noch immer Zukunftsmusik", so Weltrich.