Bilanz des Handwerks für das Jahr 2014 fällt positiv aus

Bilanz des Handwerks für das Jahr 2014 fällt positiv aus: Der Umsatz stieg um knapp zwei Prozent und die Beschäftigung blieb stabil

Zuversichtliche Wachstumsprognose für 2015, Betriebsbestand gestiegen und hohe Gründungsdynamik

Weltrich: Verkehrssituation, Bürokratiebelastung und Fachkräftemangel sind die Risikofaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung

Der Konjunkturtrend im Handwerk war im Jahr 2014 aufwärts gerichtet, so die überwiegende Einschätzung der Handwerksunternehmer in der Region Köln-Bonn. 88 Prozent von ihnen stuften bei der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer im vergangenen Oktober den Geschäftsverlauf ihres Betriebs als gut oder befriedigend ein. Nach ersten vorläufigen Berechnungen ist im vergangenen Jahr der Umsatz im Handwerk der Region Köln-Bonn um knapp zwei Prozent auf rund 15,7 Milliarden Euro gestiegen.

„Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten im Handwerk im Jahr 2014 stabil geblieben und in einigen Branchen leicht gestiegen ist“, teilte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, mit. Die insgesamt gute Bilanz werde allerdings von der Entwicklung am Lehrstellenmarkt getrübt: In den Handwerksunternehmen des Kammerbezirks Köln wurden am Jahresende 12.636 Lehrlinge ausgebildet, das sind vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Nach Weltrichs Einschätzung verstärken sich die Nachwuchssorgen in den Unternehmen. „Für immer mehr Handwerkszweige wird es schwierig, für alle von den Betrieben angebotenen Lehrstellen geeignete Bewerber zu finden, daher steigt die Zahl der nicht besetzten Ausbildungsplätze, im Jahr 2014 waren das schon fast 500 freie Lehrstellen“. Trotz des rückläufigen Trends am Lehrstellenmarkt gibt es auch zwei gute Nachrichten: Zum einen ist es gelungen, mehr Abiturienten für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen; ihr Anteil an den neu begonnenen Ausbildungsverhältnissen ist von 6,2 Prozent im Jahr 2010 auf zwölf Prozent im Jahr 2012 und 15,8 Prozent im Jahr 2013 gestiegen, und auch im Jahr 2014 wurde ein Abiturientenanteil von 15,8 Prozent erreicht. Zum anderen sind die Anstrengungen der Handwerkskammer, in den Kreisen der Zuwandererfamilien um Berufsnachwuchs zu werben, erfolgreich. So ist der Anteil der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit von 8,6 Prozent im Jahr 2013 auf 9,2 Prozent im Jahr 2014 gestiegen.

Die Gesamtzahl der bei der Handwerkskammer registrierten Selbständigen ist um 194 auf 33.336 Gewerbetreibende am Jahresende 2014 (Plus von 0,6 Prozent) gestiegen. Dabei ergibt sich ein Anstieg im Betriebsbestand nur in der Gruppe der zulassungsfreien Handwerksberufe (Plus von 4,1 Prozent). Die Gründungsdynamik verblieb 2014 auf einem hohen Niveau, die Handwerksrolle (das Gewerbeverzeichnis der Handwerkskammer) verzeichnete insgesamt 3.102 Neueintragungen. Das entspricht in etwa dem Stand von 2013, als es 3.121 Zugänge zur Handwerksrolle gab (2012: 2.788 Zugänge, 2011: 3.235 Zugänge zur Handwerksrolle).

Weitgehend unverändert blieb die Zahl der Betriebe in den zulassungspflichtigen Handwerken, in diesen Berufen ist für die selbständige Gewerbeausübung weiterhin der Meisterabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation erforderlich. Für diese Gruppe registrierte die Handwerkskammer am Jahresende 2014 exakt 18.057 Betriebe, 25 weniger als ein Jahr zuvor. Allerdings setzte sich im Jahr 2014 der Rückgang im Betriebsbestand des Bäcker-und Fleischerhandwerks fort. Hingegen hat sich in einigen Ausbau- und Kfz-Berufen die Zahl der Betriebe geringfügig erhöht, beispielsweise im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk um 19 auf 1.688 Betriebe, im Tischlerhandwerk um zehn auf 1.125 Betriebe. Bei der Zahl der Selbständigen nehmen die Friseure mit 2.918 Eintragungen (Minus von acht Betrieben) weiterhin den ersten Platz unter allen Meisterberufen ein.

Anders als im Großteil der Meisterberufe dürfte es in den handwerksähnlichen Gewerbezweigen und in den zulassungsfreien Handwerkszweigen inzwischen eine hohe Zahl sogenannter Ein-Mann-Betriebe geben. Das trifft beispielsweise auf das Fotografenhandwerk zu, hier ist die Zahl der Eintragungen innerhalb eines Jahres von 559 auf 659 gestiegen. Auch im Gebäudereinigerhandwerk hält das Interesse an Existenzgründungen an.

In der Gruppe der handwerksähnlichen Gewerbe ist die Zahl der Selbständigen um 125 auf 6.473 gesunken (Minus von 1,9 Prozent). Eine Ausnahme von diesem Trend sind die Kosmetiker, in diesem Beruf ist die Zahl der Gewerbetreibenden um 50 auf 1.633 Selbständige gestiegen. Für diesen Beruf hat das Bundeswirtschaftsministerium soeben erstmals eine Meisterprüfungsordnung eingeführt. Noch in diesem Jahr wird die Kölner Handwerkskammer einen Kosmetiker-Meisterlehrgang anbieten, kündigte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Dr. Ortwin Weltrich, an.

Als die Handwerkskammer zu Köln im Oktober die Unternehmen zu ihrer Wirtschaftslage befragte, waren im Großteil der Bau-, Ausbau-, Elektro- und Metallgewerbe die Auftragsbücher gut gefüllt. Die überwiegende Zahl der Unternehmen konnte mit viel Zuversicht ins Jahr 2015 starten, „für das laufende Jahr rechnen wir daher mit einer Umsatzsteigerung von eineinhalb Prozent“, teilte Weltrich mit. Wichtiger Wachstumsträger werde die energetische Gebäudesanierung sein. „Dafür benötigen wir die steuerliche Absetzbarkeit. In keinem Fall darf dafür die steuerliche Absetzbarkeit handwerklicher Dienstleistungen (Handwerkerbonus) eingeschränkt werden, die effektiv der Bekämpfung der Schwarzarbeit dient“, so Weltrich. Wachstumsrisiken für das Handwerk in der Region Köln-Bonn sind nach seiner Einschätzung im wesentlichen vier Faktoren:

  1. Verkehrssituation:
    Durch die Staubelastung entstehen Kosten von 10.000 Euro im Jahr pro Betrieb. Das von der Handwerkskammer angemahnte Baustellenmanagement funktioniert beim Landesbetrieb Straßen NRW nur unzureichend. Aber auch in Köln spürt man bislang wenig davon. Dass mehr erreicht werden kann, zeigt die Freigabe der dritten Spur auf der Leverkusener Brücke für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge, die die Stausituation hier drastisch verbessert hat.
  2. Bürokratiebelastung:
    Die Aufzeichnungspflichten im Rahmen des Mindestlohngesetzes müssen dringend vereinfacht und reduziert werden. Ebenso ist das Tariftreue- und Vergabegesetz Nordrhein-Westfalen mit erheblichen Bürokratielasten verbunden. Auch hier werden dringend Änderungen gebraucht.
  3. Kommunalpolitik:
    Die Kommunen müssen sich wieder bewusst werden, dass der Mittelstand sie im wesentlichen gesellschaftlich und finanziell trägt. Diese Betriebe stellen die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze, werden aber mit immer höheren Grund- und Gewerbesteuern gemolken. Bei einer Umfrage der Handwerkskammer zu Köln zeichneten die Handwerksbetriebe den Oberbergischen Kreis als besonders mittelstandsfreundlich aus; Leverkusen kam auf den zweiten Platz. Die Stadt Bonn wurde Vorletzter und Köln mit Abstand Letzter. 89 Prozent der Betriebe teilten in der Umfrage der Kammer mit, dass eine Beteiligung an kommunalen Vergabeverfahren in Köln nicht wirtschaftlich sei. Köln hat allerdings auch seit Anfang 2014 beschränkte Ausschreibungen nicht mehr durchgeführt. Dies ist nach Überzeugung der Handwerkskammer die mittelstandsfreundlichste Vergabeart, daher fordert das Handwerk nachdrücklich die Rückkehr zu dieser Verfahrensart. Die Stadt Leverkusen handelt hier vorbildlich.
  4. Fachkräftemangel:
    In den technischen Handwerksbranchen nimmt der Fachkräftemangel zu und Nachwuchs fehlt. Die Handwerkskammer zu Köln hat daher ein Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung aufgebaut und ist selbst in die Fachkräftevermittlung eingestiegen.