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Rudolf Wichert
Hans Peter Wollseifer

Unser Kampf trägt Früchte - das Ende eines Bürokratiemonsters. Schluss auch mit Kontrollen, die Unternehmer wie Schwerverbrecher darstellen. Schnelles Internet für alle? Woran es liegt, dass manche Betriebe bei der Breitbandversorgung Schlusslicht sind. Meine Meinung zur Willkommenskultur: das Handwerk bietet Einwanderern die Chance auf eine gute Zukunft. Flüchtling ist doch kein Beruf.Blog von Hans Peter Wollseifer (11)

Liebe Mitgliedsbetriebe der Kölner Kammer,

kennen Sie ein Wortmonster mit 45 Buchstaben, das uns seit Anfang des Jahres das Leben schwer gemacht hat? Mindestlohndokumentationspflichtenverordnung! Allein das zeigt ja schon, wie kreativ Politiker sein können. Aber ich will nicht zu hart sein mit meinem Urteil über das Verwaltungsdeutsch. Bei dem Thema gibt es ja immerhin einen ersten Erfolg zu vermelden:

Arbeitsministerin Nahles lenkt endlich ein

Die Aufzeichnungspflichten zum Mindestlohn fürs Handwerk werden entschärft. Wenn das monatliche regelmäßige Arbeitsentgelt mehr als 2.000,- € brutto beträgt, entfällt die Aufzeichnungspflicht nach dem Mindestlohngesetz. Das ist ein erster und richtiger Schritt zum Bürokratieabbau. Vorbei sind zum Glück auch die Wild-West-Zeiten, in denen Zollbeamte uniformiert und mit voller Bewaffnung in Fleischereien, Bäckereien und Friseursalons Kontrollen durchgeführt haben. Für mich als freier Unternehmer ein unwürdiges Szenario. Nun sollen die Überprüfungen von den Gewerbeaufsichtsämtern in Zivil erfolgen. Aber bei der Auftraggeberhaftung sehen wir noch Probleme. Denn wer Subunternehmer beauftragt, der haftet, falls diese nicht den Mindestlohn bezahlen. Da hatte die Ministerin ebenfalls Änderungen versprochen, die lassen aber noch auf sich warten. Ich bleibe dran, bei meinem nächsten Termin im Ministerium.

Flüchtling ist doch kein Beruf

Eindeutig zu wenig junge Leute starten in diesen Wochen eine Ausbildung. Im Kammerbezirk wurden 500 Stellen nicht besetzt. Der Trend ist wieder etwas rückläufig für unseren Kammerbezirk. Es bleibt trotzdem schwer für das Handwerk genügend Nachwuchs zu finden. Ich sage immer, um den Fachkräftebedarf zu decken, brauchen wir eine qualifizierte Zuwanderung. Dazu zählen für mich auch Menschen, die wir noch qualifizieren müssen. Ich habe aber vor allem die Menschen im Blick, die aus Kriegsgebieten kommen. Viele bringen handwerkliche Vorbildung mit und wollen ihre Chance nutzen, sich im Handwerk eine berufliche Zukunft aufzubauen. Die können nicht monatelang in einer Wohnung sitzen oder in Turnhallen und Zelten untätig leben. Flüchtling ist kein Beruf.

Warum die Politik die Hilfsbereitschaft hemmt

Viele Betriebe bildeten bereits Flüchtlinge aus, allerdings ohne Rechtssicherheit. Sie müssten immer damit rechnen, dass der Azubi abgeschoben wird. Es ist doch verständlich, dass sie die jungen Gesellen nach der Ausbildung wenigstens zwei Jahre als Facharbeiter weiterbeschäftigen wollen. Hilfe zu leisten ist einer der höchsten Werte überhaupt. Und die Wirtschaft halten wir nur am Laufen mit Zuwanderung. Ohne genügend qualifiziertes Personal wird unsere Wirtschaftsleistung drastisch sinken. Von Verdrängung deutscher Bewerber kann hier keine Rede sein, mit Blick auf die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze. Hier sehe ich noch großen Verbesserungsbedarf, wozu auch ein früherer Sprachunterricht gehört. Deutsch lernen ab dem 2. Tag in Deutschland!

Digitale Woche fürs Handwerk

Von "beste Veranstaltung seit langem", O-Ton Min. Duin, über "nah am Handwerk" bis zu "richtig informativ", O-Ton Handwerker, so lautet das Echo auf unsere erste Veranstaltung "Digitale Woche im Handwerk" in der Kammer. Zwei Betriebe aus dem Kammerbezirk stellten ihre digitale Strategie vor und berichteten von den Herausforderungen. In erster Linie ging es um das leidige Thema der Breitband Versorgung. Ich kann nur immer wieder warnen: ohne schnellen Internetzugang können Handwerker nicht an der Digitalisierung von Geschäfts- und Produktionsprozessen teilhaben. Und langsame Leitungen gibt’s nicht nur im ländlichen Raum. Hierzu stellte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin klar, der eigentliche Breitbandausbau ist Sache von Unternehmen. Das Land bietet zwar Unterstützung an, in erster Linie sind die Kommunen gefordert. Das Ministerium hat in letzten Jahren keinen Förderantrag von Kommunen abgelehnt, es ist aber auch keiner gekommen.

OB-Kandidaten und ihr Wahlprogramm zum Handwerk

Was würden die OB-Kandidaten für die Handwerksbetriebe tun, wenn sie an der Stadtspitze wären. Dazu lud die Kammer zwei Wochen vor der OB Wahl ein. Von Leverkusen, über Köln bis nach Bonn. Meine Feststellung: Politikverdrossenheit im Handwerk ist kein Thema. Im Gegenteil: Die Veranstaltungen in Köln und Bonn platzten aus allen Nähten. Die brennendsten Themen waren: Vergabe, schnelle Verwaltungswege und bessere Verkehrssituation Unsere Forderungen kann ich auf einen Nenner bringen: bitte keine neuen Gesetze und Abgaben, die uns das Leben schwer machen. Je weniger das Handwerk von der Politik gegängelt wird, desto besser können wir arbeiten. Wenn Sie noch nicht wissen, wen Sie wählen sollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Wahlprüfsteine. Ansonsten bitte ich Sie: Gehen Sie am 13. September zur Wahl, damit Politik ihr Handwerk versteht.

Was Sie von den neuen Oberbürgermeister oder der Oberbürgermeisterin erwarten, können Sie mir gerne schreiben, ich freue mich auf Ihre Post.
wollseifer-blog@hwk-koeln.de

In diesem Sinne
Herzlichst Ihr
Hans Peter Wollseifer

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