Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt
Handwerkskammer zu Köln
Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt

95 Prozent der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn stufen die aktuelle Wirtschaftslage als gut oder befriedigend ein. Das Bau- und Ausbaugewerbe sind Träger des Konjunkturhochs. Bestnoten zur Geschäftslage vergeben auch die Elektro- sowie die Sanitär- und Heizungsbaubetriebe. Boom im Handwerk setzt sich fort

Die seit einiger Zeit bereits sehr zufriedenstellende Geschäftslage der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn hat sich nochmals verbessert. Das hat die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer zu Köln ermittelt, an der sich rund 900 Unternehmen beteiligten: Der Anteil der Betriebe, die von einer guten Geschäftslage sprechen, hat sich innerhalb eines Jahres von 45 auf 59 Prozent erhöht. 37 Prozent der befragten Unternehmen teilen mit, dass ihre Geschäftslage befriedigend ist. Nur fünf Prozent vergeben die Note "schlecht" (Frühjahr 2017: acht Prozent). Im Hinblick auf die ausgesprochen gute konjunkturelle Entwicklung rechnet die Handwerkskammer damit, dass die Handwerksunternehmen in diesem Jahr ihren Umsatz um rund drei Prozent steigern werden.



Leistungsträger im Handwerk

"Die Träger des Konjunkturhochs im Handwerk sind weiterhin die Bau- und Ausbaugewerbe", erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Knapp 65 Prozent der Unternehmen des Bauhauptgewerbes und knapp 64 Prozent der Unternehmen des Ausbaugewerbes stufen die aktuelle Geschäftslage als gut ein. Einen Spitzenwert erreichen die Elektro- sowie die Installateur- und Heizungsbaubranche, hier vergeben mehr als 70 Prozent der befragten Betriebsinhaber die Bestnote.

Für die Handwerkskammer etwas überraschend fallen die Umfrageergebnisse für das Kraftfahrzeuggewerbe aus. "Entgegen unserer Erwartung, dass die Diesel-Affären der Autoindustrie und drohende Dieselfahrverbote die Stimmung in der Branche trüben würden, zeigt sich das Kfz-Handwerk durchaus zuversichtlich", so Weltrich. Denn der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage ist innerhalb eines Jahres von 28 auf 43 Prozent gestiegen. Dass die Geschäfte schlecht laufen, beklagen nur fünf Prozent der Kfz-Betriebe (Frühjahr 2017: 23 Prozent). Auch der Blick in die Zukunft ist von Optimismus geprägt: 55 Prozent der Unternehmer aus dem Kfz-Handwerk erwarten für die kommenden Monate eine Verbesserung ihrer Geschäftslage.

Im Handwerk insgesamt sind die Erwartungen für die Sommermonate sehr zuversichtlich. Der Anteil der Handwerksbetriebe, die mit einer Verbesserung rechnen, ist von 23 Prozent im Frühjahr 2017 auf inzwischen 41 Prozent gestiegen. 56 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, aber nur vier Prozent befürchten eine Verschlechterung der Geschäftslage ihres Betriebs. Aus Sicht der Unternehmen des Handwerks ist eine drohende konjunkturelle Abkühlung vorerst kein Thema.



Preise leicht erhöht

Kennzeichen für eine konjunkturelle Überhitzung wären drastisch steigende Preise. Davon kann derzeit keine Rede sein, obwohl sich der Preisauftrieb etwas verstärkt hat: Dass sich die Verkaufspreise in den zurückliegenden sechs Monaten erhöht haben, teilten vor einem Jahr 29 Prozent der Handwerksbetriebe mit, inzwischen sind es 38 Prozent der Befragten. Der Anteil der Betriebe im Bauhauptgewerbe, die Preiserhöhungen durchsetzen konnten, lag vor einem Jahr mit 24 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt, inzwischen mit 42 Prozent etwas über dem Durchschnitt des Handwerks.



Steigende Zahl offener Stellen

In der Umfrage der Handwerkskammer wurden die Unternehmer auch um Mitteilung gebeten, ob sie inzwischen mehr oder weniger Mitarbeiter als im Herbst des letzten Jahres beschäftigen. In 20 Prozent der Unternehmen (Frühjahr 2017: 17 Prozent) stieg die Beschäftigtenzahl, 15 Prozent (Frühjahr 2017: 13 Prozent) meldeten einen Beschäftigungsrückgang. In fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gab es in den zurückliegenden sechs Monaten keine Veränderung im Personalbestand. Engpässe am Arbeitsmarkt für Fachkräfte "werden der Beschäftigungsexpansion Grenzen setzen", erläutert Weltrich und verweist auf die steigende Zahl offener Stellen in vielen Handwerksbranchen. Die 900 an der Umfrage beteiligten Betriebe teilten mit, dass sie 1.278 offene Stellen haben, darunter 711 Stellen für Fachkräfte und 337 für Auszubildende.

Zwei Handwerksgruppen schneiden bei der Beschäftigungsentwicklung laut Frühjahrsumfrage etwas besser ab, das sind das Kfz-Gewerbe und die Handwerke für gewerblichen Bedarf. In der Gruppe "gewerblicher Bedarf" werden die Handwerkszweige zusammengefasst, die als Zulieferer zur Industrie tätig sind, etwa Maschinenbauer und Werkzeugmacher, oder überwiegend Leistungen für gewerbliche Kunden erbringen, beispielsweise Kälteanlagenbauer und Werbetechniker. In der Gruppe "gewerblicher Bedarf" ist für 55 Prozent der Betriebe die derzeitige Geschäftslage gut, in der Gruppe "privater Bedarf" (Friseure, Kosmetiker, Textilreiniger usw.) nur für 34 Prozent der Betriebe. Ein Teil der Unternehmen, die Dienstleistungen für private Haushalte erbringen, ist von kleinbetrieblichen Strukturen geprägt, nicht allen diesen Unternehmen gelingt es, von der steigenden Kaufkraft der privaten Verbraucher und vom gesamtwirtschaftlich verbesserten Konsumklima zu profitieren.



Fahrverbote und Investitionen

Trotz der günstigen konjunkturellen Entwicklung kann das Handwerk nicht sorgenfrei in die Zukunft schauen. "das derzeit größte Risiko geht von drohenden Dieselfahrverboten aus", beklagt Weltrich. Er kritisiert den Beschluss des Kölner Stadtrates, der die Einführung einer "blauen Plakette" gefordert hat. Statt dessen werde ein Nachrüstprogramm für Dieselfahrzeuge gebraucht, mit dem die Abgaswerte deutlich verbessert werden könnten. "Köln ist eine wachsende Stadt, daher ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur erforderlich, sonst droht Stillstand", so Weltrich.

Auch bei den Investitionen der Stadt Köln in den Schulbau wünscht er sich mehr Dynamik. "Unsere Vorschläge zur Beschleunigung des Schulbaus sind nicht einmal ansatzweise umgesetzt worden". Hingegen hat die Stadt Bonn auf die langjährige Forderung der Handwerksorganisationen, mehr Baumaßnahmen als bisher über beschränkte Ausschreibungen zu vergeben, inzwischen reagiert. "Unsere Zusammenarbeit mit dem Bonner Oberbürgermeister hat sich in den letzten beiden Jahren spürbar verbessert", lobt Weltrich.