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Hätte es noch einer Bestätigung der Handwerkskammer bedurft, jetzt liegt sie vor. Das von der Stadt beauftrage AVISO-Gutachten macht deutlich, wie wichtig es ist, einen integrierten Luftreinhalteplan aufzustellen, der ein Bündel von Maßnahmen zur Bekämpfung von Stickoxidemissionen enthält. Handwerk fordert Maßnahmenkatalog zur Luftreinhaltung, lehnt Dieselfahrverbote ab

Dabei muss auch die Hintergrundbelastung einbezogen werden. Dieselfahrverbote schädigen dagegen den Wirtschaftsstandort und sind in hohem Maße unsozial. Weder die Handwerksunternehmen noch die Arbeitnehmer in den Betrieben können es sich finanziell leisten, Euro 6 oder Elektrofahrzeuge anzuschaffen, so Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.

Weltrich appelliert an die Ratsmitglieder, bei der morgigen Ratssitzung keinesfalls Dieselfahrverbote mitzubeschließen. Dies wäre ein fatales Signal für den Wirtschaftsstandort und die Arbeitnehmer, die auf Fahrzeuge angewiesen sind. Stattdessen sollten sofort wirkende Maßnahmen für die Gesundheit der Menschen ergriffen werden:

"Es muss jetzt endlich eine Landstrompflicht für Schiffe kommen, die in Köln festmachen. Die umweltsensitive Ampelanlage am Clevischen Ring muss jetzt auf Regelbetrieb geschaltet werden. Die Hauptverbindungsachsen müssen in den Rushhours am Morgen und am Abend auf ´Grüne Welle´ geschaltet werden. Auch ein LKW-Durchfahrverbot ist wichtig. Alle verkehrsverstetigenden Maßnahmen müssen jetzt schnell kommen. Fahrspuren für eine separate Busspur zu opfern führt zu mehr Verkehrsengpässen und kurzfristig zu höherer Luftschadstoffbelastung. Das ist derzeit nicht zielführend. Das Baustellenmanagement der Stadt muss Baustellen, Umleitungsstrecken ab sofort unter dem Aspekt der Luftreinhaltung neu betrachten. Die von der Stadt angeschafften Elektrobusse müssen an den Hotspots eingesetzt werden. Die städtischen Dieselfahrzeuge und die KVB Dieselbusse müssen mit SCR-Filtern nachgerüstet werden. Der Austausch der alten Dieselbusse gegen moderne Euro 6 Busse oder gegen Elektrobusse dauert viel zu lange", betont Dr. Weltrich.

Kritisch sieht die Handwerkskammer die Tatsache, dass in dem von der Stadt beauftragten Gutachten der AVISO GmbH zur Ermittlung von NO2-Minderungspotenzialen nur die Messdaten der Messstellen des Landesamtes für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW) herangezogen wurden. Man habe verlässliche Hinweise darauf, dass die seitens des LANUV ausgewählten Messstandorte nicht immer rechtlich einwandfrei platziert wurden. Die 39. Bundesimmissionsschutzverordnung fordert zum Beispiel Messorte, die für einen Straßenabschnitt von mindestens 100 Meter repräsentativ sind und die nicht durch besondere Verhältnisse in direkter Umgebung beeinflusst werden. So ein Fall ist mit Sicherheit in Köln Weiden am Busbahnhof gegeben. Anstatt auf Alternativmessungen zu setzen, wurden komplizierte und fehleranfällige Hochrechnungen der Emissionen vorgenommen.