Handwerkskammer intensiviert Ausbildungsvermittlung, 50 Lehrlinge als "Ausbildungsbotschafter"

50 Lehrlinge werden die Aufgabe des "Ausbildungsbotschafters" übernehmen

Handwerkskammer intensiviert Ausbildungsvermittlung, fast eintausend freie Lehrstellen wurden in den ersten beiden Monaten von 2016 gemeldet

Die Handwerkskammer zu Köln intensiviert die Werbung um den Berufsnachwuchs. In den kommenden Monaten sollen 50 Lehrlinge aus einem breiten Spektrum von Handwerksberufen zu "Ausbildungsbotschaftern" geschult werden: Danach werden sie allgemeinbildende Schulen aufsuchen, um Schüler über den Berufsalltag eines Lehrlings und über die berufliche Ausbildung im dualen System zu informieren. Die Handwerkskammer verspricht sich vom Einsatz des "Ausbildungsbotschafters", dass Schüler Vorbehalte gegenüber einer Berufsausbildung abbauen, wenn sie mit einem in etwa gleichaltrigen Jugendlichen, der bereits erste Erfahrungen in der Lehre gesammelt hat, ins Gespräch kommen.

Als "Ausbildungsbotschafter" kommen Auszubildende aus dem zweiten oder dritten Ausbildungsjahr in Frage. Zwei Teilzeitkräfte der Handwerkskammer werden das Projekt betreuen: Sie gehen auf Ausbildungsbetriebe zu, mit der Bitte, einen für diese Aufgabe geeigneten Lehrling stundenweise freizustellen, sie bereiten ihn auf seinen Einsatz an den Schulen vor, sie vereinbaren mit den für Berufsorientierung zuständigen Lehrern Termine für die Mitwirkung des "Ausbildungsbotschafters" am Schulunterricht oder an einer schulischen Veranstaltung. Die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen fördern die Personalkosten der beiden Koordinatoren der Handwerkskammer.

Die beiden Koordinatoren für das Projekt "Ausbildungsbotschafter" werden das bereits achtköpfige Team der Ausbildungsvermittler der Handwerkskammer verstärken. "Wir bauen die Ausbildungsvermittlung aus, weil sich die Probleme, geeignete Bewerber für betriebliche Ausbildungsplätze zu finden, verschärfen", erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Dass die Unternehmen mehr Unterstützung für die Besetzung ihrer Lehrstellen wünschen, zeigt sich am Ergebnis des Aufrufs der Handwerkskammer, ihr freie Lehrstellen zu melden: In den beiden ersten Monaten des Jahres wurden der Ausbildungsvermittlung 946 Lehrstellen mitgeteilt, das ist ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu den drei Jahren zuvor, als bei der Kammer zwischen 600 und 800 Ausbildungsplätze eingingen. Die fünf Berufe mit den meisten gemeldeten Lehrstellen sind Anlagenmechaniker Sanitär-Heizung-Klima (129), Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik (94), Friseur (92), Dachdecker (71), Kraftfahrzeugmechatroniker (53).

Während sich die Zahl der im vergangenen Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse nur geringfügig erhöhte (Anstieg um 2,4 Prozent auf 4.587 neue Ausbildungsverträge im Handwerk der Region Köln-Bonn), ist aus der Sicht von Abiturienten eine Ausbildung im Handwerk deutlich attraktiver geworden. Denn ihr Anteil an allen Ausbildungseinsteigern machte Ende 2015 bereits 19 Prozent aus, Ende 2014 waren es erst 16 Prozent (2012: zwölf Prozent, 2010: sechs Prozent). Dr. Markus Eickhoff, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer, weist darauf hin, dass in den Gesundheitsberufen des Handwerks (Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker) rund die Hälfte aller Lehrlinge Abitur haben. Bei der Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker weisen inzwischen 16 Prozent der Lehrlinge die Hochschulzugangsberechtigung auf, bei den Tischlern sind es 36 Prozent der Lehrlinge, bei den Elektronikern 13 Prozent, bei den Friseuren zehn Prozent.

Die Handwerkskammer setzt sich dafür ein, dass sich dieser Trend fortsetzt, dass Abiturienten für eine Ausbildung im Handwerksbetrieb geworben werden. Wer sich nach dem Abitur zunächst für ein Studium entschieden hat, aber mit seinem studentischen Dasein nicht glücklich ist, sollte die Gelegenheit nutzen, die Planung für seinen weiteren Bildungs- und Berufsweg auf den Prüfstand zu stellen. Seit einem knappen Jahr unterstützt die von der Handwerkskammer gegründete "Beratungsstelle für Studienaussteiger" die Studenten, die sich beruflich neu orientieren wollen, ihnen werden Alternativen in der Berufsausbildung aufgezeigt. "Von April bis Dezember 2015 haben wir 69 Studierende beraten, 16 konnten auf eine Lehrstelle in einem Handwerksunternehmen vermittelt werden", erläutert Eickhoff.

Eine weitere Zielgruppe der Nachwuchswerbung der Handwerkskammer sind junge Menschen aus Zuwandererfamilien. Die Zahl der Lehrlinge mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist innerhalb eines Jahres sprunghaft gestiegen, von 1.147 am Jahresende 2014 auf 1.241 am Jahresende 2015. Das sind zehn Prozent aller Ausbildungsverhältnisse des Handwerks in der Region Köln-Bonn, in der Stadt Köln wird ein Ausländeranteil von 14,7 Prozent erreicht.

"Auch wegen der bisherigen Erfahrungen mit Lehrlingen ausländischer Herkunft bietet das Handwerk seine Unterstützung bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen an", teilte Weltrich mit. In Kürze wird die Handwerkskammer einen "Willkommenslotsen" einstellen, der Flüchtlinge bei der Berufsvorbereitung, bei der Suche nach Praktikumsplätzen, beim Einstieg in eine Berufsausbildung begleiten soll. Diese Beratungsstelle wird vom Bundeswirtschaftsministerium und von der Europäischen Union gefördert.

Junge Menschen, die ihre berufliche Zukunft planen, nutzen intensiv das Internet für Recherchezwecke. Daher hat die Handwerkskammer zwei Internetportale mit zielgruppenspezifischen Informationen aufgebaut: www.umsteigen-karriereberatung.de richtet sich an Studienaussteiger, www.idah.koeln richtet sich an junge Menschen aus Zuwandererfamilien sowie an Migrantenorganisationen. In kurzen Filmen erläutern einige Auszubildende, warum sie ihr Studium abgebrochen und sich für eine Lehre im Handwerk entschieden haben. Diese Kurzfilme können über das neue Internet-Portal umsteigen-karriereberatung.de (in der Rubrik „Beispiele“) aufgerufen werden, zudem sind sie auch bei www.youtube.com zu sehen.