Handwerkskammer warnt vor Sperrung der Autobahn A4 bei Untereschbach

Handwerkskammer warnt vor Sperrung der A4

Dienstleistungserbringung wäre nicht mehr kostendeckend möglich

Die Handwerkskammer zu Köln lehnt die in der Diskussion stehende Vollsperrung der A4 während des Neubaus der Autobahnbrücke im Zeitraum 2020 bis 2022 bei Overath-Untereschbach ab. "Wenn die A4 in diesem Abschnitt voll gesperrt würde, müsste der Ausweichverkehr, das sind täglich 60.000 Fahrzeuge, über das untergeordnete Straßennetz geführt werden. Das ist dafür nicht ausgelegt", kritisiert Dr. Ortwin Weltrich, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, die diesbezüglichen Planungen von Straßen.NRW. "Wer sich morgens während der Rushhour auf der A4 aus dem Bergischen in Richtung Köln bzw. abends aus Köln in Richtung Olpe befindet, kann unsere Kritik sicher bestens nachvollziehen. Es bilden sich hier in Spitzenzeiten immer wieder Staus in Richtung Köln. Eine Vollsperrung der A4 würde ein Verkehrschaos im Bergischen auslösen", so Weltrich.

Die Handwerkskammer hat bei ihren Umfragen ermittelt, dass ein Handwerksbetrieb pro Jahr durchschnittlich ca. 15.000 Euro durch Stau auf den Straßen, in erster Linie auf den Autobahnen im Kammerbezirk verliert. Eine Vollsperrung hätte laut Kammer zur Folge, dass für Betriebe aus dem Oberbergischen Kreis und dem südlichen Rheinisch-Bergischen Kreis bei Aufträgen in Köln und im linksrheinischen Kammerbezirk unvertretbar lange Fahrtzeiten bzw. Stauzeiten entstehen würden. Das untergeordnete Straßennetz sei für den bei einer Vollsperrung entstehenden Ausweichverkehr nicht ausreichend dimensioniert.

Die Frage sei auch, ob es bei dem Neubau der Autobahnbrücke über die Olper Straße bleibe. Es gebe schließlich im Bereich der Anschlussstelle Untereschbach noch zwei weitere Brückenbauwerke, eine davon über die Bahnhofstraße, die zum gleichen Zeitpunkt erstellt wurden und insofern auch gleich konstruiert sein dürften. Sollte die Anschlussstelle Untereschbach nicht mehr genutzt werden können, müsste der Verkehr von Olpe kommend bereits in Overath von der Autobahn abgeleitet werden. Das bringe ein weiteres Problem mit sich. Overath kämpfe mit einer Stickoxidbelastung der Innenstadt und Ausweichverkehr bringe Stickoxide im erheblichen Umfang mit sich. Man könne seitens der Bezirksregierung Köln nicht einerseits der Stadt Overath eine Umweltzone verordnen und andererseits Umleitungsverkehr mitten durch die Stadt führen, so die Handwerkskammer. Die nördlich der A4 verlaufende Kreisstraße K38 sei als Ausweichstrecke auf Grund ihrer Dimensionierung ungeeignet. Ebenso könne man den Verkehr einfach nicht durch Immekeppel umleiten. So oder so sehe die Kammer aber auch hier keine leistungsfähige alternative Straßenverbindung.

Zu bedenken gibt Weltrich auch die mangelnde Leistungsfähigkeit der durch Signalanlagen gesteuerten Kreuzung an der Autobahnanschlussstelle Moitzfeld, an der Verkehr aus Bensberg, Kürten, Bechen und Wipperfürth auf den Ausweichverkehr treffen würde. Die Anschlussstelle sei bereits jetzt zu Verkehrsspitzenzeiten an ihrer Kapazitätsgrenze. Eine weiträumige Umfahrung der Baustelle sei den betroffenen Handwerksunternehmen nicht zuzumuten. Selbst wenn diese Strecken frei wären, würden sich Fahrtzeiten und Fahrtstrecken massiv erhöhen.

"Wir haben zurzeit kleinere Bauarbeiten auf der A4 zwischen den Anschlussstellen Moitzfeld und Bensberg. Hier hat Straßen.NRW erfreulicherweise eine Empfehlung von uns aufgegriffen und die Standstreifen für den fließenden Verkehr freigegeben. Dennoch kommt es auch hier im Tagesverlauf immer mal wieder zu zähfließendem Verkehr. Eine Vollsperrung ist für uns undenkbar. Wir brauchen eine echte Alternative. Dann muss tatsächlich eine Behelfsbrücke gebaut werden, bevor man an die Erneuerung der Autobahnbrücke geht. Da darf es auf mögliche Mehrkosten nicht ankommen", fordert der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.