Handwerkskammer zu Köln

KonjunkturHandwerkskonjunktur im Kammerbezirk Köln tritt weiter auf der Stelle

Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk Köln zeigt im Frühjahr 2025 kaum Bewegung und tritt weiter auf der Stelle. Insbesondere eine sinkende Nachfrage und rückläufige Umsätze führen zu einer schlechteren Bewertung der Geschäftslage als noch vor einem Halbjahr. Positive Impulse gehen von den Geschäftserwartungen aus, die erstmals seit zwei Jahren wieder optimistisch ausfallen.

An der Konjunkturumfrage „Frühjahr 2025“ haben sich von Mitte bis Ende März knapp 1.200 Handwerksbetriebe aus dem Bezirk der Handwerkskammer zu Köln beteiligt. Dieser umfasst die kreisfreien Städte Köln, Bonn und Leverkusen, den Oberbergischen Kreis, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Rhein-Sieg-Kreis. Dabei bewerten 35 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 48 Prozent als befriedigend und 17 Prozent als schlecht – eine Verschlechterung im Vergleich zu Herbst 2024. Mit einem Geschäftsklimaindex – ein Mix aus aktueller Geschäftslage und zukünftigen Erwartungen – von 109,3 Punkten bleibt die Konjunktur mit leichten Abschlägen auf dem Niveau des Herbstes 2024 (110,9). Der Stimmungsindikator signalisiert damit keine klare Entwicklungstendenz und spiegelt die anhaltende Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland wider.

Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, stellte den Frühjahrs-Konjunkturbericht am Donnerstag (24. April) vor: „Wir stehen weiterhin vor der Herausforderung, dass der Bausektor, insbesondere im Wohnungsbau, unter seinen Möglichkeiten bleibt – trotz händeringend gesuchten Wohnraums. Das spüren neben den Maurern und Betonbauern mittlerweile auch die Elektrotechniker sowie Installateure und Heizungsbauer, die ihre Lage im Halbjahresvergleich schlechter bewerten. Bauen muss also günstiger und schneller werden.“

Handwerkskammer zu Köln

Auch die Lage im Handwerk des gewerblichen Bedarfs hat sich kaum verbessert und stagniert im Zuge der anhaltenden Industrieschwäche. Positiv wirkt sich hingegen die sinkende Inflation aus. Die steigende Kaufkraft führt zu einer höheren Nachfrage im Gesundheitsgewerbe sowie im Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen. Der Blick in die Zukunft sendet leicht positive Signale: Die Erwartungen an eine verbesserte Lage sind erstmalig seit zwei Jahren im Saldo wieder positiv und können eine verbesserte konjunkturelle Entwicklung ankündigen. 20 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer verbesserten, 62 Prozent mit einer unveränderten und 18 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. „Ein möglicher Aufschwung ist jedoch weiterhin mit Fragezeichen versehen und hängt maßgeblich davon ab, inwiefern die angekündigten Entlastungen für Betriebe umgesetzt werden und ob ein Bau- und Infrastrukturprogramm die Schwächephase im Bausektor überwinden kann“, so Wollseifer.

Rückläufige Tendenz bei Umsatz und Auftragsbestand weitet sich aus

Der Blick auf weitere Konjunkturindikatoren zeigt, wie notwendig Konjunkturimpulse durch Nachfragesteigerung und kostensenkende Maßnahmen sind. Nachdem die Betriebe bereits im Jahr 2024 sinkende Umsätze und einen rückläufigen Auftragsbestand angaben, hat sich diese Entwicklung auch zum Jahresbeginn 2025 fortgesetzt: So geben 38 Prozent der Betriebe einen sinkenden und nur rund 19 Prozent einen steigenden Umsatz an. Der Auftragsbestand nimmt ebenfalls ab, rund 43 Prozent melden einen sinkenden und lediglich 20 Prozent einen steigenden Auftragsbestand. Über alle Gewerke hinweg liegt die durchschnittliche Auftragsreichweite bei 6,7 Wochen pro Betrieb, gleichbedeutend mit einem Minus von 0,2 Wochen im Vorjahresvergleich (6,9 Wochen).

Mit Blick auf die sinkende Nachfrage weist Wollseifer auf eine ernstzunehmende Entwicklung hin: „Trotz Nachfragerückgängen sind viele Betriebe gezwungen, steigende Materialpreise sowie Energie- und Bürokratiekosten an ihre Kundschaft weiterzugeben. Hinzu kommen steigende Lohn- und Lohnnebenkosten, die im Handwerk einen Großteil der Kosten ausmachen. Wenn die Lohnnebenkosten und Sozialabgaben weiter steigen, werden sich Teile der Gesellschaft handwerkliche Dienstleistungen irgendwann nicht mehr leisten können, mit der Folge, dass Betriebe vom Markt verschwinden und wir als Gesellschaft einen Wohlfahrtsverlust erleiden.“

Moderater Beschäftigtenrückgang bei stagnierenden Investitionen

Die Beschäftigtenentwicklung des letzten Halbjahres ist moderat rückläufig. 22 Prozent der Betriebe geben einen gesunkenen, 66 einen unveränderten und 11 Prozent einen gestiegenen Personalstamm an. Die Ursachen für die Entwicklung sind hauptsächlich in einem Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung zu suchen. Jeder dritte Betrieb (33 Prozent) hat aktuell offene Stellen zu besetzen, in Betrieben mit mehr als vier Mitarbeitenden sind es rund 50 Prozent. In Anbetracht der stagnierenden Wirtschaftslage zeigt sich das Investitionsverhalten weiterhin uneindeutig: 26 Prozent der Betriebe haben im letzten Halbjahr ihre Investitionen erhöht, 30 Prozent hingegen verringert. Positive Tendenzen lassen sich im Kfz- und Lebensmittelgewerbe sowie im Handwerk für personenbezogenen Dienstleistungen beobachten, negative hingegen im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe.