Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt
Handwerkskammer zu Köln
Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt

Erstmals stufen mehr als 60 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als "gut" ein. Fast 700 Betriebe beteiligten sich an der Herbstumfrage der Handwerkskammer. Vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe sind Träger des konjunkturellen Aufwärtstrends.Hochkonjunktur im Handwerk

Hochkonjunktur im Handwerk: Erstmals stufen mehr als 60 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als gut ein

Fast 700 Betriebe beteiligten sich an der Herbstumfrage, vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe sind Träger des konjunkturellen Aufwärtstrends

Weltrich: Wohnungsbau in der Stadt Köln muss an Dynamik gewinnen

Die Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung senken ihre Prognose für das diesjährige Wachstum der deutschen Wirtschaft. "Doch das Handwerk kennt vorerst keine konjunkturellen Sorgen", betonte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, als er vor der Presse in Köln die Ergebnisse der Herbstumfrage der Handwerkskammer vorstellte. Bei dieser Konjunkturumfrage stufen 63 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, vor einem Jahr waren es 56 Prozent. Seit rund 40 Jahren gibt es diese Umfrage, erstmals vergeben mehr als 60 Prozent die Note "gut". Für 31 Prozent der Handwerksunternehmen ist die derzeitige Geschäftslage befriedigend. Nur sechs Prozent (Herbst 2017: acht Prozent) kreuzen auf dem Fragebogen der Handwerkskammer die Antwort "schlecht" an. 699 Betriebe haben den Fragebogen ausgefüllt. 

"Aufgrund des sehr erfreulichen Wirtschaftsverlaufs können wir die Umsatzprognose für das laufende Jahr noch oben korrigieren, ich rechne für das Handwerk mit einem Umsatzplus von mindestens drei Prozent", teilte Weltrich mit. Dabei werde sich der aufwärts gerichtete Konjunkturtrend "bis ins nächste Jahr fortsetzen". Denn beim Blick in die Zukunft sind die Handwerksunternehmer noch zuversichtlicher gestimmt als vor einem Jahr. Denn der Anteil der befragten Betriebe, die mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage rechnen, ist von 21 Prozent im Herbst 2017 auf inzwischen 33 Prozent gestiegen. Nur sieben Prozent (Herbst 2017: zehn Prozent) befürchten eine Verschlechterung in den kommenden Monaten. Eine gleichbleibende Entwicklung erwarten 61 Prozent der Unternehmen. 

Die Träger des aktuellen Konjunkturhochs sind vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe. Innerhalb eines Jahres hat sich im Ausbaugewerbe der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage nochmals erhöht, von 66 Prozent im Herbst 2017 auf inzwischen 72 Prozent. Den Spitzenplatz belegt das Installateur- und Heizungsbauerhandwerk, mehr als drei Viertel der Unternehmen aus dieser Branche sprechen von guten Geschäften. Eine konjunkturelle Hochstimmung prägt auch große Teile des Maler- und Lackierer-, Tischler- und Elektrohandwerks. In ähnlicher Weise gilt das für das Bauhauptgewerbe: Dass die Geschäftslage des Betriebs gut ist, teilen 67 Prozent der Dachdeckerbetriebe, 70 Prozent der Straßenbau- und 72 Prozent der Hochbaufirmen (Maurer und Betonbauer) mit.

"Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauunternehmen sind gut gefüllt, teilweise arbeiten sie an ihrer Kapazitätsgrenze", kommentiert Weltrich die Ergebnisse der Konjunkturumfrage. Entsprechend der hohen Auslastung der Kapazitäten steigen die Preise am Bau: Vor einem Jahr teilten 29 Prozent der befragten Unternehmen des Bauhauptgewerbes mit, dass ihre Preise gestiegen sind - inzwischen trifft das auf 42 Prozent der Baufirmen zu.

Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen des Lebensmittelgewerbes konnte in den vergangenen sechs Monate Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben und Preiserhöhungen realisieren. Im Handwerk insgesamt berichten 41 Prozent der befragten Betriebe, dass ihre Verkaufspreise gestiegen sind, in 53 Prozent der Betriebe blieben sie unverändert, sechs Prozent mussten ihre Preise senken. Ein überdurchschnittlich hohes Maß an Preisstabilität teilen die Unternehmen der Gesundheitsgewerbe mit (Augenoptiker, Zahntechniker, Sanitätshäuser usw.); in zwei Drittel dieser Betriebe blieben die Verkaufspreise unverändert, nur 19 Prozent konnten Preissteigerungen durchsetzen.

Etwas weniger euphorisch als die Baufirmen bewerten die Unternehmen des Kraftfahrzeuggewerbes die derzeitige Geschäftslage. Der Einbruch beim Verkauf von Dieselfahrzeugen hinterlässt Spuren, doch bei vielen Kfz-Betrieben dürfte das Werkstattgeschäft dies (zumindest teilweise) kompensieren. Denn immerhin 46 Prozent der an der Umfrage der Kammer beteiligten Kfz-Betriebe sprechen von einer guten Geschäftslage, für 43 Prozent ist sie befriedigend, für elf Prozent schlecht.

Im Handwerk ist trotz der Probleme, ausreichend Auszubildende und Fachkräfte zu gewinnen, die Zahl der Beschäftigten gestiegen. 28 Prozent der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn beschäftigen in diesem Herbst mehr Mitarbeiter als noch vor sechs Monaten, in 15 Prozent der Betriebe hat sich die Zahl der Beschäftigten verringert. 57 Prozent der befragten Unternehmen teilen mit, dass die Belegschaft unverändert geblieben ist. Die einzige der sieben Handwerksgruppen, bei der mehr Betriebe von reduzierter als von erhöhter Zahl der Beschäftigten berichten, ist das Gesundheitsgewerbe. Eine Spitzenstellung beim Beschäftigungsindikator nehmen die Ausbaugewerbe und die Handwerke für gewerblichen Bedarf (Metallbau, Maschinenbau, Gebäudereiniger usw.) ein: In 30 Prozent dieser Unternehmen waren im Herbst mehr Mitarbeiter beschäftigt als im Frühjahr.

Trotz der ausgesprochen guten Stimmung im Großteil der Bau- und Ausbaufirmen ist die absehbare Entwicklung am Baumarkt nicht ganz ungetrübt. So gab es in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr 2018 bei der Zahl der Wohnungen, für die von den Bauämtern eine Baugenehmigung erteilt worden war, einen Rückgang von 4,6 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017. Das betrifft vor allem den Geschosswohnungsbau (Minus von 10,5 Prozent); hingegen nahm die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser geringfügig zu. Dort, wo neue Wohnungen dringend gebraucht werden, fällt die Bilanz besonders negativ aus: Das Statistische Landesamt teilte mit, dass in Köln im ersten Halbjahr nur 1.003 Wohnungen genehmigt worden waren, das ist ein Minus von 26 Prozent. Nach Überzeugung der Handwerkskammer muss die Stadt Köln mehr tun, um die Rahmenbedingungen für mehr Dynamik im Wohnungsbau zu verbessern. Kammer-Hauptgeschäftsführer Weltrich begrüßte die Initiative der Kölner Oberbürgermeisterin, das Bauverwaltungsamt zu einem der Modellämter für die von der Stadt Köln geplante Verwaltungsreform zu machen. "Die Verwaltungsreform muss möglichst bald zur Beschleunigung bei den von der Stadt bearbeiteten Bauanträgen führen, angesichts der jährlichen Bevölkerungszunahme muss der Wohnungsbau in Köln an Fahrt gewinnen."