Hunderte freier Ausbildungsplätze im Raum Bonn/Rhein-Sieg

Hunderte freier Ausbildungsplätze im Raum Bonn/Rhein-Sieg: Ausbildungsvermittlerin der Handwerkskammer unterstützt Jugendliche, die noch in diesem Jahr ihre Lehre beginnen wollen

Bildungspolitische Innovation in Bonn: Abitur und Ausbildung zum Elektroniker miteinander verbinden

In Bonn ist der Abiturientenanteil höher als in den meisten anderen deutschen Regionen. Dennoch entwickelt sich der Lehrstellenmarkt in der Bundesstadt derzeit sehr dynamisch: Die Zahl der von den Handwerksunternehmen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat sich seit dem Jahresbeginn um 14 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum erhöht. Bezieht man den Rhein-Sieg-Kreis mit ein, wurden in den vergangenen vier Monaten 304 Ausbildungsverhältnisse vereinbart, das ist ein Plus von zehn Prozent.

Trotz dieses erfreulichen Trends sind auch im Raum Bonn/Rhein-Sieg noch viele Ausbildungsplätze unbesetzt. "In der Ausbildungsbörse der Handwerkskammer sind für Bonn derzeit 85 freie Ausbildungsplätze gemeldet, im Rhein-Sieg-Kreis sind es 181 Ausbildungsangebote, die auf die Bewerbung junger Menschen warten", teilt Dr. Markus Eickhoff, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer, mit. Auch der Agentur für Arbeit seien in erheblichem Umfang freie Lehrstellen gemeldet. Da es aber keine Meldepflicht für Ausbildungsplätze gebe, könne die Größenordnung der drei Monate vor Ausbildungsbeginn noch unbesetzten Lehrstellen nur grob geschätzt werden. "Für die Handwerksberufe in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis kann momentan mit freien Ausbildungsstellen in hoher dreistelliger Zahl gerechnet werden."

Wer also noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchte, hat gute Chancen auf eine Lehrstelle im Handwerk und sollte die Ausbildungsvermittlerin in der Bonner Geschäftsstelle der Handwerkskammer einschalten: Angela Arndt ist unter der Telefonnummer 0228/60479-83 erreichbar (E-Mail: arndt@hwk-koeln.de). Sie informiert Bewerber in persönlichen Beratungsgesprächen über die Ausbildungsvielfalt im regionalen Handwerk und berät bei Bedarf über Alternativen zum Wunschberuf. Ausbildungsplatzsuchende können sich in die Bewerber-Datenbank der Handwerkskammer aufnehmen lassen und erhalten passgenaue Ausbildungsangebote. Zudem stellt Angela Arndt den Kontakt zu Ausbildungsbetrieben her, vermittelt Praktikumsplätze und gibt Tipps zu Bewerbungsunterlagen und zu Vorstellungsgesprächen. "In einem breiten Spektrum von Handwerksberufen gibt es in unserer Ausbildungsbörse für Bonn/ Rhein-Sieg derzeit freie Ausbildungsplätze, beispielsweise 26 Lehrstellen für Elektroniker/ Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, ebenfalls mehr als 20 freie Stelle jeweils für die Ausbildung zum Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, zum Bäckerei-Fachverkäufer und zum Kraftfahrzeugmechatroniker sowie19 Dachdecker- und 15 Augenoptiker-Lehrstellen", erläutert Angela Arndt.

Den Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss (Fachoberschulreife), die sich für Gebäudetechnik interessieren und sich schwer tun mit der Entscheidung, ob sie lieber das Abitur anstreben oder eine anspruchsvolle Berufsausbildung machen wollen, wird nach den Sommerferien ein innovatives Bildungsmodell angeboten: Für vier Jahre verbinden sie die Vorbereitung auf das Abitur mit der Ausbildung zum Elektroniker. Die Ausbildung findet zur Hälfte in einem Elektrobetrieb in der Region Köln-Bonn statt. Die andere Hälfte macht den schulischen Teil aus: Im Heinrich-Hertz-Europakolleg der Stadt Bonn werden den Jugendlichen neben dem Berufsschulunterricht auch die Inhalte vermittelt, die für die Erlangung der allgemeinen Hochschulreife gebraucht werden. "Das Ziel dieses neuen Bildungsgangs ist, dass nach vier Jahren die Teilnehmer sowohl die Gesellenprüfung als auch das Abitur bestehen", betont Eickhoff.

Das Bildungsmodell mit der Kurzbezeichnung "BerufsAbitur" ist vom Zentralverband des Deutschen Handwerks und von der Kultusministerkonferenz entwickelt worden und wird ab dem Schuljahr 2017/2018 bundesweit erprobt, in Nordrhein-Westfalen nur in Bonn. Bei diesem Modellprojekt in Bonn kooperieren die Handwerkskammer zu Köln und die Elektroinnung Bonn/ Rhein-Sieg mit dem Heinrich-Hertz-Europa-kolleg. Bereits 39 Elektrobetriebe aus der Region, von denen viele in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis ansässig sind, stellen für den neuen Bildungsgang Ausbildungsplätze zur Verfügung. Doch es fehlen bisher ausreichend Bewerbungen von Schülern.

Das Modell "BerufsAbitur - duale Berufsausbildung und Abitur" bietet den Jugendlichen einige Vorteile: Sie schaffen gleichzeitig zwei Bildungsabschlüsse, danach stehen ihnen viele Wege offen. Sie verbinden besonders intensiv Theorie und Praxis. Wer an diesem Bildungsgang teilnimmt, ist sowohl Schüler als auch Auszubildender und erhält eine Ausbildungsvergütung, in Höhe von monatlich 420 Euro im ersten Ausbildungsjahr bis zu 525 Euro im vierten Jahr. Das Pilotprojekt ist auch für Schüler geeignet, die bereits die gymnasiale Oberstufe besuchen, wegen Schulmüdigkeit aber den Einstieg in die Berufswelt suchen.

Um Jugendliche über diesen neuen Bildungsgang zu informieren, laden die Handwerkskammer und das Heinrich-Hertz-Europakolleg zu einem Informationsabend ein, er findet am Montag, 29. Mai, 18.00 bis 19.30 Uhr im Heinrich-Hertz-Europakolleg statt (Herseler Straße 1, 53117 Bonn, Raum H-101, Gebäude H, Untergeschoss).