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Die Zahl der Kommunen, die den Klimanotstand ausrufen, oder zumindest darüber nachdenken, nimmt zu. Wenn eine Großstadt wie Köln das macht, hat das Folgen für die ganze Region, und zwar für die Bürger und für die Wirtschaft. Die Handwerkskammer ist der Auffassung, dass der Klimanotstand in Köln hausgemacht ist und vermieden werden hätten können. Klimanotstand: Handwerkskammer gegen Kölner City-Maut

Klimanotstand: Handwerkskammer gegen Kölner City-Maut

Wollseifer: "Klimanotstand ist hausgemacht - Maßnahmen zum  Klimaschutz müssen sinnvoll abgewogen werden"

Die Zahl der Kommunen, die den Klimanotstand ausrufen, oder  zumindest darüber nachdenken, nimmt zu. Wenn eine Großstadt wie Köln das macht, hat das Folgen für die ganze Region, und zwar für die Bürger und für die Wirtschaft. Deshalb dürfe man das ohne Zweifel notwendige Engagement für den Klimaschutz nicht in Aktionismus münden lassen, der möglicherweise irreparable wirtschaftliche Schäden zur Folge hat. Maßnahmen zum Klimaschutz müssten trotz der Zeitenge sinnvoll abgewogen werden.

Die Handwerkskammer zu Köln ist der Auffassung, dass der Klimanotstand in Köln hausgemacht ist und man ihn hätte vermeiden können. Hans Peter Wollseifer, der Präsident der Handwerkskammer zu Köln: "Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir vor rund zehn Jahren mit den beiden Großstädten Köln und Bonn Kooperationen beim Klimaschutz geschmiedet und bei den Klimaschutzkonzepten mitgewirkt haben. Vor zehn Jahren hatten wir hier in Köln das Gefühl, wir sind auf einem guten Weg, was den Klimaschutz anbelangt. Es ging voran. Der Klimakreis Köln, an dem auch die Stadt beteiligt war, hat seinerzeit zahlreiche Leuchtturmprojekte gefördert. Allerdings sind auch aus unserer Sicht wichtige Maßnahmen seitens der Stadt nicht oder nicht rechtzeitig ergriffen worden. Bis heute gibt es das Zentrum für Energieeffizienz "ZEFF" nicht, für das wir uns als Handwerkskammer immer stark gemacht haben. Auch das jetzt seitens der Stadt aufgelegte Förderprogramm zur energetischen Altbausanierung und zum Einsatz von regenerativer Energie hätte viel früher kommen müssen und es muss ausgedehnt werden auch auf kleinere und mittlere Unternehmen. Der Ausbau des ÖPNV, die Einführung eines Verkehrsmanagementsystems mit einem zentralen Verkehrsrechner ist zu lange Zeit nicht im Fokus der Stadt gewesen", so Wollseifer.

Es bedürfe jetzt großer Anstrengungen, Versäumtes aufzuholen. "Wir sind als Handwerkskammer jederzeit bereit, die Stadt zu unterstützen. Wir haben mit dem Technologie- und Bildungszentrum eine moderne mit allen Systemen zur regenerativen Energieerzeugung ausgestattete Bildungsstätte, in der wir unsere Unternehmen schulen und Bürger informieren können. Wir haben 2017 mit zahlreichen Partnern, unter anderem der Stadt Köln die "Kampagne zur Förderung der E-Mobilität im Handwerk" ins Leben gerufen und werden Sie am 17. September im Rahmen eines E-Mobilitätstages in unserem Bildungszentrum fortschreiben. Eine City-Maut, wie sie der Kölner Umweltdezernent Dr. Harald Rau im Zusammenhang mit der Stickoxidbelastung ins Gespräch gebracht hat, ist für das Handwerk indiskutabel. Eine City-Maut trifft in erster Linie die vielen Arbeitnehmer, die als Pendler auf das Auto als Verkehrsmittel angewiesen seien, weil der ÖPNV aufgrund mangelnder Leistungsfähigkeit  für sie derzeit keine Alternative biete. Eine City-Maut ist zudem unsozial und je differenzierter man sie in Anwendung bringen will, desto aufwendiger und komplizierter werde die Umsetzung und die Anwendung und weitere bürokratische Belastungen brauchen wir wirklich nicht", betont Wollseifer.

Die Handwerkskammer weist darauf hin, man vertrete auch die Interessen der in den Unternehmen tätigen Mitarbeiter und frage sich, wie zum Beispiel Bäcker nachts um drei Uhr zum Arbeitsplatz gelangen sollen. Viele handwerkliche Gewerbestandorte in Köln seien ÖPNV-technisch schlecht erschlossen.

"Neben den vielen kleinen Maßnahmen, die jeder Bürger und jeder Betrieb für den Klimaschutz ergreifen kann, brauchen wir ein ganzheitliches Konzept. Es sei wichtig, Maßnahmen hinsichtlich ihrer "Nebenwirkungen" für den Wirtschafts- und Messestandort Köln sorgfältig abzuwägen.

Wollseifer führe als Präsident des Deutschen Handwerks am kommenden Montag ein Gespräch mit Bundesbauminister Horst Seehofer über die steuerliche Förderung der energetischen Altbausanierung und werde sich für die steuerliche Absetzbarkeit von Energieeinsparinvestitionen einsetzen. Dies sei allemal die größte Klimaschutzreserve.