Innovative Möbelkonzepte und Techniken erläuterte Tischlermeister Sebastian Bächer
Handwerkskammer zu Köln
Innovative Möbelkonzepte und Techniken erläuterte Tischlermeister Sebastian Bächer

NRW-Wissenschaftsministerin Schulze besichtigte besonders innovative Handwerksunternehmen

Svenja Schulze, NRW-Wissenschaftsministerin, machte sich ein Bild von der Innovationskraft in Handwerksbetrieben unseres Kammerbezirks. Sie besuchte die Tischlerei Bächer Bergmann in Köln-Zollstock, die mit mehreren Hochschulen kooperiert. Danach zeigten das Sanitätshaus Rahm und Maschinenbaufirma Eubel in Troisdorf-Spich, wie ideenreich und qualitativ hochwertig das Handwerk arbeitet.

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Die Tischlerei Bächer Bergmann GmbH wurde zwar erst im Jahr 2010 gegründet, beschäftigt aber bereits zehn Mitarbeiter. Zum Profil des Unternehmens, das in Köln-Zollstock ansässig ist und von den beiden Tischlermeistern Sebastian Bächer und Georg Bergmann geleitet wird, gehört die erfolgreiche Umsetzung von Innovationen. Dabei kooperiert die Tischlerei auch mit Hochschulen, gemeinsame Projekte gab es mit der Fachhochschule Köln und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. An Hochschulen in Düsseldorf und Detmold hat Bächer Workshops durchgeführt. Als die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze an die Handwerkskammer zu Köln herantrat, um innovative Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn zu besichtigen, hat die Kammer den Kontakt zur Tischlerei Bächer Bergmann hergestellt. Neben der Kölner Tischlerei besucht die Wissenschaftsministerin auch das Sanitätshaus Rahm und die Maschinenbaufirma Eubel in Troisdorf-Spich.

In welchem Umfang auch die mittelständische Wirtschaft von der Digitalisierung erfasst ist, lässt sich an der Tischlerei Bächer Bergmann aufzeigen. Der Einsatz von CNC-Fräsmaschinen und der CAD- und CAM-Techniken gehört zum Alltag des Unternehmens. Zudem wird das Internet-Marketing ausgebaut. „Wir investieren viel Zeit in unsere Internetpräsenz“, erläutert Bächer, der auf den Generationswechsel bei den Kunden des Handwerks verweist, für die heute die Recherche übers Internet selbstverständlich ist. Daher ist die Tischlerei Bächer Bergmann auf eine schnelle und leistungsfähige Internetverbindung angewiesen und arbeitet zur Gewährleistung eines störungsfreien Datenaustauschs sogar mit zwei Providern zusammen. Denn einen Tag ohne Internet kann sich das junge Unternehmen nicht leisten, das wäre ähnlich schädlich wie ein eintägiger Stromausfall, betont Bächer.

Zur Förderung der Digitalisierung der Handwerkswirtschaft hat die Handwerkskammer zu Köln ein 10-Punkte-Programm erarbeitet; dabei nimmt die Forderung nach einem raschen Breitbandausbau einen vorderen Platz ein. Daher kritisiert die Handwerkskammer die nordrhein-westfälische Landesregierung, die für den Ausbau des schnellen Internets bis zum Jahr 2020 nur 70 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung stellen will. Hingegen beabsichtigt Bayern, den Breitbandausbau bis 2018 mit zwei Milliarden Euro zu fördern.

Nach Überzeugung des Hauptgeschäftsführers der Kammer, Dr. Ortwin Weltrich, der gemeinsam mit dem Kölner Kreishandwerksmeister Nicolai Lucks die Wissenschaftsministerin bei der Besichtigung der Tischlerei begleitet, müssen sich auch die Kommunen für die Digitalisierung der mittelständischen Wirtschaft stark machen. Daher hat die Handwerkskammer die drei Oberbürgermeister der Region und die Bürgermeister der 50 kreisangehörigen Städte und Gemeinden angeschrieben, mit dem Appell, „möglichst schnell eine flächendeckende, lückenlose Versorgung der Gewerbebetriebe mit leistungsfähigen Datenleitungen sicherzustellen“. Hierzu schlägt die Handwerkskammer vor, dass sich Kommunen bei Verhandlungen mit Internet-Anbietern über den Breitbandausbau zusammenschließen: Den Netzbetreibern sollten die dichter besiedelten und daher von ihnen gewünschten Gebiete nur dann überlassen werden, wenn sie sich gleichzeitig zur Herstellung schneller Internetverbindungen in den weniger dicht besiedelten Gebieten verpflichten.
Um mehr junge Menschen für eine Berufsausbildung zu gewinnen, arbeiten die Handwerksorganisationen, die Kommunen und die Landesregierung bei der Verbesserung der Berufsorientierung an allen allgemein bildenden Schulen zusammen. Für die Tischlerei Bächer Bergmann, die derzeit zwei junge Menschen ausbildet, gehört die Nachwuchswerbung nicht zu den Problemfällen. Denn die Ausbildung zum Tischler ist weiterhin begehrt, auch bei Abiturienten, daher erhalten Tischlereien bisher noch eine ausreichende Zahl von Lehrstellenbewerbungen.

Die W. Eubel GmbH in Troisdorf-Spich, die auf Sondermaschinenbau spezialisiert ist, gehört zu den besonders innovativen Handwerksunternehmen. Das Land Nordrhein-Westfalen möchte Innovationen im Mittelstand fördern, doch die Technologieförderprogramme des Landes sind mit „zu viel Bürokratie“ belastet. Das beklagte Firmenchef Mike Eubel, als die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze den Troisdorfer Handwerksbetrieb besichtigte.Die Eubel GmbH beschäftigt 40 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte von ihnen wurden im Unternehmen ausgebildet. Vor kurzem hat die Firma zwei junge Menschen nach der erfolgreichen Gesellenprüfung in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen. Derzeit bildet das Unternehmen zwei Feinwerkmechaniker-Lehrlinge aus. Wegen des hohen Engagements für die Berufsausbildung ist Fachkräftemangel derzeit noch kein Thema für die Eubel GmbH.

Im Anschluss an die Besichtigung der Eubel GmbH lernte Wissenschaftsministerin Schulze ein Handwerksunternehmen kennen, das in den vergangenen Jahrzehnten besonders erfolgreich expandierte: Als Josef Rahm 1972 den väterlichen Orthopädieschuhmacher-Meisterbetrieb übernahm, hatte er zwei Mitarbeiter, inzwischen beschäftigt die Rahm Zentrum für Gesundheit GmbH fast 600 Beschäftigte. In der Firmenzentrale in Trosidorf-Spich sind rund 180 Mitarbeiter tätig. An 33 Standorten im Raum Aachen-Köln-Bonn-Koblenz sichert das Sanitätshaus Rahm die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln, ein 24-Stunden-Notdienst sichert die Versorgung mit medizinischen Sauerstoffgeräten. Der Internetshop gehört zu den stark wachsenden Segmenten (www.rahm24.de). Für Menschen, die auf Prothesen angewiesen sind, hat die Rahm GmbH 2013 die bisher bundesweit einmalige Gehschule „Protheofit“ gegründet.

Das Unternehmen beschäftigt 28 Auszubildende. Dabei wird es auch für diese renommierte Firma zunehmend schwieriger, junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Unternehmen bei der Nachwuchswerbung zu unterstützen, gehört zu den Aufgaben der Handwerksorganisationen - beim Rundgang durch die Eubel GmbH und das Rahm Zentrum für Gesundheit wurde die Wissenschaftsministerin vom Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, Dr. Ortwin Weltrich, und vom Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, Thomas Radermacher begleitet. Weltrich verwies auf eine neue Dienstleistung der Handwerkskammer, soeben hat, gefördert vom Bundesbildungsministerium, der Aufbau einer Beratungsstelle für Studienaussteiger begonnen. Diese Beratungsstelle der Kammer wird Studenten, die ihr Studium nicht fortführen wollen, sondern sich für eine Berufsausbildung interessieren, über Ausbildungschancen im Handwerk informieren und ihnen einen Ausbildungsplatz im Handwerk vermitteln.

Derzeit führt das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium Zielvereinbarungsgespräche mit den Hochschulen des Landes, mit dem Ziel, die Studienabbruchquoten zu senken. Weltrich kritisiert, dass dabei beabsichtigt sei, den erfolgreichen Wechsel vom Studium in eine berufliche Aus- oder Weiterbildung als Abbruch zu werten. „Das irritiert uns, weil es die gesamte Diskussion der letzten Jahre um die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung auf den Kopf stellt“. Neben dieser Kritik an der Landesregierung äußerte sich Weltrich zudem anerkennend zur Initiative des Landes, die flächendeckend an allen allgemein bildenden Schulen, auch an Gymnasien, die Berufsorientierung verbessern will. Die Handwerkskammer erhofft sich davon ein stärkeres Interesse von Schülern für die vom Handwerk angebotenen Ausbildungsplätze und arbeitet in dieser Frage auch eng mit den Kommunen zusammen.

Auch in der Wirtschaftsförderung wollen die Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaft mit dem Rhein-Sieg-Kreis und mit der Stadt Troisdorf kooperieren. Für den Kreis nahmen Landrat Sebastian Schuster und Wirtschaftsförderer Dr. Hermann Tengler und für die Stadt Troisdorf Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski an den beiden Betriebsbesichtigungen teil.