Rückläufige Umsätze und sinkende Auftragsbestände belasten Betriebe, wie der Konjunkturbericht im Frühjahr 2024 belegt.
Mario Lemke
Rückläufige Umsätze und sinkende Auftragsbestände belasten Betriebe, wie der Konjunkturbericht im Frühjahr 2024 belegt.

Konjunkturbericht im Frühjahr 2024Rückläufige Umsätze und sinkende Auftragsbestände belasten Betriebe

Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk Köln bleibt auch im Frühjahr 2024 angespannt und bestätigt die eingetrübten Erwartungen aus der Herbstumfrage 2023. Und: Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf erwarten viele Betriebe keine Verbesserung der aktuellen Lage.

An der Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 haben sich von Mitte bis Ende März rund 900 Handwerksbetriebe aus dem Bezirk der Handwerkskammer zu Köln beteiligt. Dieser umfasst Köln, Bonn, Leverkusen, den Oberbergischen Kreis, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Rhein-Sieg-Kreis. 40,6 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, 41,1 Prozent als befriedigend und 18,3 Prozent als schlecht. Damit liegt der Saldo aus Gut- und Schlechtbewertungen bei 22 Punkten und fällt zum fünften Mal in Folge. Treiber der negativen Entwicklung sind vor allem die angespannte Lage im Bausektor sowie eine rückläufige Nachfrage nach Handwerksleistungen für den gewerblichen Bedarf im Zuge einer schwächelnden Industrie.

Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, stellte den Frühjahrs-Konjunkturbericht am Montag (29. April) vor: "Handwerkerinnen und Handwerker sind bekannt dafür, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken, statt zu resignieren. Doch die aktuelle wirtschaftliche Situation ist für das Handwerk nicht einfach: Die Geschäftslage hat sich weiter verschlechtert, die Beschäftigtenentwicklung ist rückläufig, und mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf rechnet ein überwiegender Teil der Betriebe mit einer Stagnation."

Unter den Betrieben aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe zeigt sich ein heterogenes Bild: Während Dachdecker, Installateure, Heizungsbauer und Elektrotechniker die Lage aufgrund einer Sonderkonjunktur weiterhin durchweg positiv bewerten, ist die Stimmung bei Maurern und Betonbauern, Zimmerern, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern sowie Malern und Lackierern deutlich negativer. Präsident Wollseifer: "Die sich zunehmend leerenden Auftragsbücher vieler Betriebe in den baunahen Gewerken sprechen eine deutliche Sprache: Die Branche benötigt entscheidende Impulse, um die konjunkturelle Schwächephase zu überwinden."

Eine positive Entwicklung gibt es bei den personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen unter anderem Friseure, Kosmetiker, Textilreiniger, Schneider und Schumacher zählen. Laut Umfrage bewerten viele Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage im Vergleich zu den Umfragen des Vorjahres deutlich optimistischer. "Nachdem gerade Friseurinnen und Friseure und Kosmetikerinnen und Kosmetiker in den letzten Jahren stark unter Pandemie und Inflation zu leiden hatten, ist es sehr erfreulich, dass sich ihre Geschäftslage nun verbessert hat", so Wollseifer. Die Nachfrage nach personenbezogenen Dienstleistungen konnte sich im Zuge des sinkenden Inflationsdrucks und einer steigenden Kaufkraft erholen.

Umsatzrückgang bei abnehmendem Auftragsbestand

Besorgniserregend ist insgesamt der Blick auf die Umsatz- und Nachfrageentwicklung. So berichtet mehr als jeder dritte Betrieb (37 Prozent) von einem Umsatzrückgang, während sogar 40 Prozent von einem gesunkenen Auftragsbestand sprechen. Über alle Gewerke hinweg liegt der durchschnittliche Auftragsbestand bei 6,9 Wochen pro Betrieb, gleichbedeutend mit einem Minus von 0,5 Wochen im Vorjahresvergleich (7,4 Wochen).

Präsident Wollseifer: "Vorhaben wie das Wachstumschancengesetz sind vielleicht gut gemeint, reichen aber nicht als Impuls für eine konjunkturelle Trendwende. Vielmehr benötigen die Handwerksbetriebe wieder mehr Spielraum, um sich auf ihre Tätigkeit als Unternehmer zu fokussieren. Es braucht einen konsequenten Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen und die Umsetzung des 14-Punkte-Plans, der auf dem Baugipfel 2023 beschlossen wurde."

Beschäftigungsrückgang und sinkende Investitionen

Der Beschäftigungsrückgang des vergangenen Jahres setzt sich im Kammerbezirk der HWK Köln auch im Jahr 2024 fort: 24 Prozent der Betriebe geben einen gesunkenen und 11 Prozent einen gestiegenen Personalbestand an. Gleichzeitig vermeldet jeder zweite Betrieb (49 Prozent), aktuell unbesetzte Stellen zu haben. Von den Betrieben mit mehr als vier Mitarbeitenden geben sogar rund 60 Prozent an, offene Stellen zu haben. Somit sind Ursachen für den rückläufigen Personalstamm vermehrt im Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung zu suchen und nur zum Teil der wirtschaftlichen Schwächephase geschuldet.

Die Investitionen der Betriebe sind in der Tendenz ebenfalls rückläufig: 26 Prozent der Befragten haben ihre Investitionen im letzten Halbjahr erhöht, 30 Prozent hingegen reduziert - ein Trend, der sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen wird. So planen 21 Prozent ihre Investitionsausgaben zu erhöhen, jeder dritte Betrieb (33 Prozent) plant jedoch mit sinkenden Ausgaben. HWK-Präsident Wollseifer: "In diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist ein zuverlässiger politischer Rahmen notwendig, der die Betriebe zu Investitionen ermutigt. Denn eine Sache ist klar: Ohne die notwendigen privaten Investitionen sind unsere volkswirtschaftlichen Transformationsziele nicht zu erreichen."

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Eine positive Entwicklung gibt es bei den personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen unter anderem Friseure, Kosmetiker, Textilreiniger, Schneider und Schumacher zählen, berichtete Präsident Hans Peter Wollseifer.
Mario Lemke
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Sebastian Beuchel erläutert Details der Konjunkturumfrage im Frühjahr 2024.
Mario Lemke
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