Kammergebäude am Heumarkt
Handwerkskammer zu Köln
Kammergebäude am Heumarkt

Handwerksunternehmen sind mit ihrer Baugenehmigungsbehörde sehr unzufrieden: Betriebe, die ihren Standort verlagern wollen, beklagen einen Mangel an Gewerbeflächen. Bei einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer zu Köln unter Betriebsinhabern schneidet der Rhein-Erft-Kreis im Standortranking am besten ab. Den letzten Platz nimmt die Stadt Köln ein.Standortranking: Umfrage unter Handwerksbetrieben

615 Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn haben ihre kommunale Verwaltung bewertet. Laut Umfrage der Handwerkskammer sind die Betriebe vor allem mit den Baugenehmigungsbehörden unzufrieden, 47 Prozent der Unternehmer stufen die Nutzerfreundlichkeit als "nicht gut" ein. Diese schlechte Bewertung geben sogar 65 Prozent der Kölner Handwerksbetriebe ab. Deutlich besser wird die Nutzerfreundlichkeit des Straßenverkehrsamtes bewertet, für 31 Prozent der Unternehmen aus der Region ist sie gut, das Urteil "nicht gut" kreuzen 27 Prozent auf dem Fragebogen an. Eine Ausnahme sind die Betriebe in Leverkusen, zwei Drittel von ihnen sind mit ihrem Straßenverkehrsamt nicht zufrieden. 

Auf dem Fragebogen der Handwerkskammer konnten die Betriebsinhaber auch mitteilen, wie gut ihr Betriebsstandort mit Pkw oder Lkw erreichbar ist, wie sie die Verfügbarkeit von Parkplätzen bewerten, ob es im Falle einer Betriebserweiterung oder Betriebsverlagerung ausreichend Gewerbeflächen in der Kommune gibt. Zudem wurden die Betriebe dazu befragt, wie stark sie von der Grund- und Gewerbesteuer und von kommunalen Gebühren belastet sind und wie mittelstandsfreundlich kommunale Aufträge vergeben werden.

Aus den Antworten auf diese insgesamt 22 Fragen hat die Handwerkskammer das Standortranking für die Region Köln-Bonn errechnet: Am besten schneidet der Rhein-Erft-Kreis ab, den zweiten Platz nimmt der Oberbergische Kreis ein, der bei einer ähnlichen Umfrage der Handwerkskammer im Jahr 2014 Spitzenreiter war. Den dritten Platz belegt (ebenso wie bei der Umfrage 2014) der Rhein-Sieg-Kreis. Von den vier Landkreisen des Kammerbezirks schneidet der Rheinisch-Bergische Kreis in der Bewertung der dort ansässigen Unternehmen am ungünstigsten ab. 

Bei diesem Standortranking landet die Stadt Leverkusen im Mittelfeld - das ist ein Abstieg im Vergleich zur Umfrage 2014, als Leverkusen den zweiten Platz in der Tabelle erreichte. Dennoch steht Leverkusen im Vergleich zu den beiden anderen kreisfreien Städten Bonn und Köln weiterhin recht gut da. Denn Köln nimmt den letzten Platz im Standortranking des Handwerks ein, Bonn den vorletzten Platz. 

Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, nimmt die Umfrageergebnisse zum Anlass, die Städte Bonn und Köln zur mittelstandsfreundlicheren Ausrichtung ihrer Wirtschaftsförderung aufzurufen. Denn die Handwerksunternehmen in den beiden Oberzentren und im Oberbergischen Kreis bewerten die Nutzerfreundlichkeit ihrer kommunalen Wirtschaftsförderung ungünstiger als im Durchschnitt des Kammerbezirks. Weil viele mittelständische Betriebe noch nie Kontakt zu ihrer Wirtschaftsförderung hatten, lassen sie diese Frage auf dem Fragebogen der Kammer unbeantwortet: Der Anteil der Befragten, die keine Angaben zu diesem Thema machen, ist mit 54 Prozent in Bonn und 60 Prozent in Köln besonders hoch. 

Derzeit wird die Wirtschaftsförderung der Stadt Köln neu organisiert: Das bisherige Amt für Wirtschaftsförderung geht in einer GmbH auf, bei der die Stadt Köln der alleinige Gesellschafter ist. In der Vergangenheit war die Wirtschaftsförderung der Stadt Köln "zu stark auf Großunternehmen ausgerichtet", kritisiert Weltrich. Daher sei es erforderlich, dass bei der neuen GmbH "eine Mittelstandsabteilung eingerichtet wird, mit einem entscheidungsbefugten Abteilungsleiter". Zudem müsse die Wirtschaftsförderungs-GmbH "bei der Oberbürgermeisterin angesiedelt werden", nur so könne die Wirtschaftsförderung effizient arbeiten. Nach Weltrichs Einschätzung wird die Wirtschaftsförderung nur dann, wenn sie zur Chefsache wird, über "Durchgriffskompetenzen gegenüber den Ämtern der Stadtverwaltung" verfügen. 

Eine starke Stellung des Wirtschaftsförderers ist auch deswegen erforderlich, weil in vielen Teilen der Region Köln-Bonn mehr Gewerbeflächen gebraucht werden. Jedes fünfte der an der Umfrage der Handwerkskammer beteiligten Unternehmen teilt mit, dass es seinen Standort verlagern oder den Betrieb erweitern will oder dies bereits getan hat. An diese Betriebsinhaber richtete sich die Frage, wie sie das Angebot an verfügbaren Gewerbeflächen bewerten: Nur 16 Prozent stufen es als gut ein, für immerhin 27 Prozent dieser Betriebe ist es befriedigend, doch 57 Prozent beurteilen das Gewerbeflächenangebot als "nicht gut". 

Ein weiterer wesentlicher Standortfaktor für den Großteil der Handwerksbranchen sind die Verkehrsverhältnisse. Die Staus auf den Hauptverkehrsachsen belasten vor allem die Handwerker, die regelmäßig mit Lieferfahrzeugen zu ihren Kunden unterwegs sind. Dennoch wird die Verkehrsanbindung des Betriebsstandorts von der überwiegenden Zahl der Unternehmen positiv bewertet: Dass ihr Standort hinsichtlich der Erreichbarkeit mit dem Pkw gut ist, teilen 74 Prozent mit (nicht gut: sechs Prozent). Die Erreichbarkeit mit dem Lkw ist für 58 Prozent der Betriebe gut (nicht gut: 14 Prozent). 

Neben der Belastung mit Gewerbe- und Grundsteuer waren auch die kommunalen Gebühren ein Thema in der Umfrage der Handwerkskammer. Bei den Sondernutzungsgebühren, die beispielsweise dann fällig werden, wenn eine Baustelle eingerichtet wird oder wenn eine Bäckerei oder Konditorei Tische und Stühle vor ihrem Ladenlokal aufstellt, sind die Handwerksbetriebe in Köln besonders unzufrieden: Fast zwei Drittel stufen die Höhe und die Entwicklung dieser Gebühren als "nicht gut" ein. 

Bei der Belastung mit Abfallgebühren fallen die regionalen Unterschiede nicht so stark ins Gewicht. Dass der Trend bei dieser Gebührenart "nicht gut" ist, teilen jeweils 41 Prozent der Kölner und der Leverkusener Unternehmen mit, doch im Rheinisch-Bergischen Kreis ("nicht gut": 39 Prozent) und im Rhein-Sieg-Kreis ("nicht gut": 38 Prozent) sieht es nicht viel besser aus. Lediglich die im Rhein-Erft-Kreis ansässigen Unternehmen fühlen sich von den Abfallgebühren an ihrem Gewerbestandort deutlich weniger belastet als der Durchschnitt der Befragten.