Von links: Jascha Habeck, Leiter der Stabstelle Kommunikation, Marketing & Events, Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln
HANDWERKSKAMMER ZU KOELN
Von links: Jascha Habeck, Leiter der Stabstelle Kommunikation, Marketing & Events, Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln

Die Handwerkskammer zu Köln hat eine aktuelle Umfrage durchgeführt, um die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der "Corona-Krise" auf ihre Mitgliedsbetriebe besser einschätzen zu können. Die Ergebnisse zeigen unter anderem einen starken Einbruch der Kundennachfrage in vielen Bereichen des Handwerks. Die befragten Betriebe berichten zudem über Umsatzeinbußen, Beschaffungsprobleme sowie die Einführung von Kurzarbeit. Dies spiegelt sich auch im erhöhten Beratungsbedarf der Unternehmen wider, die sich nun verstärkt bei der Handwerkskammer zu Köln melden. Umfrage: Handwerk leidet unter Coronavirus-Pandemie

Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammer zu Köln arbeiten derzeit am Limit. Täglich führen sie unzählige, mitunter sehr emotionale Gespräche am Telefon mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit suchen. Dabei geht es vom konkreten Beratungsbedarf bis hin zu massiven existenziellen Sorgen, die die Menschen umtreiben: Gewerbemiete, Löhne, das Wegbrechen der Kundschaft - gerade die kleineren Unternehmen des Handwerks haben ja oft nur Rücklagen für drei bis vier Wochen, dann droht schon das Aus. Das ist durchaus dramatisch, denn im Handwerk haben wir oft fast familiäre Betriebsstrukturen; da hängen Schicksale dran."

Aus Sicht des regionalen Handwerks ist es jetzt an der Zeit, wirtschaftspolitische Fakten zu schaffen, so dass so viele Handwerksunternehmen wie möglich die Coronakrise überleben: Mit den vorliegenden Zahlen verleiht die Handwerkskammer ihrer Forderung nach unbürokratischer Soforthilfe für in Not geratene Betriebe Nachdruck.

Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln: "Diese Tage setzen uns allen zu. Täglich, fast stündlich steigt die Zahl der Infektionen – und damit auch die Belastung der Handwerksbetriebe, die ja weiterhin ihren Dienst verrichten. Unsere aktuelle Umfrage zeigt, dass rund jeder zweite Handwerksbetrieb in der Region von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen ist. Als Handwerkskammer zu Köln arbeiten wir unermüdlich an unserem Beitrag zur Bewältigung dieser Krise. Wir beraten die Handwerkerinnen und Handwerker auf elektronischem und telefonischem Wege; denn für nahezu alle Beteiligten, ob Azubi oder Meister, stellen sich jetzt unendlich viele Fragen, die über den bloßen Gesundheitsschutz weit hinausgehen. Besorgnis erregend: je länger die Umfrage andauerte, umso düsterer war die Einschätzung der teilnehmenden Unternehmen."

Die Ergebnisse unserer Umfrage im Überblick:

An der Umfrage, die vom 13.03.2020 bis zum 18.03.2020 durchgeführt wurde, haben sich knapp 1.600 Mitgliedsbetriebe beteiligt. Die wichtigsten Ergebnisse zu den einzelnen Fragen haben wir für Sie wie folgt zusammengefasst.

1. IST IHR BETRIEB VON DER CORONA-KRISE BETROFFEN?

Handwerksbetriebe in den Städten Köln und Bonn leiden besonders unter den Folgen der Corona-Krise, wie die Umfrage-Ergebnisse belegen: 57,7 Prozent der Kölner Unternehmen sehen sich „betroffen“. In Bonn und Leverkusen sind es sogar 58,2 Prozent der befragten Betriebe. Etwas besser ist die Situation in den Landkreisen: Im Rhein-Erft-Kreis und im Oberbergischen Kreis berichten rund 51,7 Prozent, sie spürten Auswirkungen. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es 51 Prozent und im Rheinisch-Bergischen Kreis knapp 54,4 Prozent. Die Betriebe im Rhein-Erft Kreis berichten zwar seltener über spürbare Folgen, dennoch sind auch hier 47,5 Prozent betroffen.

Die Umfrage zeigt darüber hinaus, das einige Handwerksbranchen besonders unter der gegenwärtigen Situation leiden: Kfz-Handwerke (60,2 Prozent), Gesundheitshandwerke (59,3 Prozent) und Handwerke für den privaten Bedarf (57,9 Prozent) – hierzu zählen unter anderem Friseure, Uhrmacher und Textilreiniger.

2. WIE STARK IST IHR UNTERNEHMEN VON DER CORONA-KRISE BETROFFEN?

Mehr als ein Drittel der Betriebe, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten, berichtet von stark bis sehr stark nachlassender Kundennachfrage. Sogar 43,3 Prozent der Kfz-Betriebe geben diese Auskunft. Bei den Nahrungsmittelhandwerken sind es gut 46 Prozent. Mehr als die Hälfte der Unternehmen des Gesundheitshandwerks sieht sich einer stark bis sehr stark rückläufigen Kundennachfrage gegenüber. Weniger klagen zumindest derzeit noch Betriebe des Bauhauptgewerbes, unter das zum Beispiel Maurer und Betonbauer, Zimmerer- oder Dachdeckerbetriebe fallen. Hier sind es etwas mehr als 30 Prozent der Unternehmen, die mit mäßigen bis starken Auftragseinbrüchen rechnen.

Über Beschaffungsprobleme bei Material und Produkten klagen die Gesundheitshandwerke, nur 18,9 Prozent melden hier keinerlei Probleme. 54,5 Prozent sind es bei den Ausbaubetrieben, die geringe bis massive Schwierigkeiten bei der Materialbelieferung signalisieren. Ihre eigene Liefer- und Dienstleistungsfähigkeit sehen noch mehr als die Hälfte der Ausbauhandwerker als kaum negativ beeinflusst an.

Ihre Leistungspreise sehen die meisten der Befragten derzeit noch von der Krise nahezu unberührt. Besonders die Nahrungsmittelhandwerke sehen sich keinem Preiskampf ausgesetzt. Knapp 70 Prozent berichten, ihre Preise seien stabil. Auch 55,9 Prozent der Handwerksunternehmen für den privaten Bedarf berichten, dass sich die Corona-Krise bisher nicht auf ihre Preise ausgewirkt hat.

Mit Umsatzeinbußen kalkulieren nahezu alle Handwerksbranchen. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf sind es 36 Prozent, bei den Kfz-Handwerken 43,6 Prozent und bei den Handwerken für den privaten Bedarf sogar fast 50 Prozent der Unternehmen, die starke bis sehr starke Umsatzrückgänge verbuchen.

Beim Personalbestand sind insbesondere die Nahrungsmittel- (44,2 Prozent), die Kfz-Handwerke (36,6 Prozent) und die Gesundheitshandwerke (35,8 Prozent) mäßig bis sehr stark betroffen. Am stabilsten zeigt sich hierbei das Handwerk für den privaten Bedarf: 60,4 Prozent spüren keine Betroffenheit im Hinblick auf den Personalbestand.

3. WELCHE AUSWIRKUNGEN BEFÜRCHTEN SIE FÜR IHREN BETRIEB?

Beunruhigend ist, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer (60 Prozent), und zwar über alle Handwerke hinweg, Liquiditätsprobleme erwartet. Allen voran die Gesundheitshandwerke fürchten um ihre Liquidität (65,7 Prozent) dicht gefolgt von den Kfz-Betrieben (65,3 Prozent). 

Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer erwartet einen erhöhten Kreditbedarf. Auch hier sind besonders die Gesundheitshandwerke zu nennen mit 51,5 Prozent und die Kfz-Betriebe mit 58,5 Prozent.

Mit Kurzarbeit rechnet vor allem das Bauhauptgewerbe. Hier sind es 62,1 Prozent der Befragten, die davon ausgehen, ihre Mitarbeiter nicht mehr voll beschäftigen zu können. Es folgen die Gesundheitshandwerke mit 53,9 Prozent und die Kfz- und die Nahrungsmittel-Betriebe gleichauf mit 4,9 Prozent und die Gesundheitshandwerke mit 53,6 Prozent. Bei den Handwerken für den privaten Bedarf halten sich die Meinungen in etwa in Waage. Rund ein Viertel in dieser Gewerbegruppe gibt an, keine Einschätzung vornehmen zu können. Das Handwerk ist als verlässlicher Arbeitgeber bekannt. So ist es nicht verwunderlich, dass man zwar von Kurzarbeit ausgeht, aber mehr als die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmerinnen und Unternehmer es für unwahrscheinlich halten, Personal abzubauen.