Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt
Handwerkskammer zu Köln
Das Hauptgebäude der Handwerkskammer zu Köln am Kölner Heumarkt

94 Prozent der Unternehmen in der Region Köln-Bonn stufen die aktuelle Wirtschaftslage als gut oder befriedigend ein. Bau- und Ausbaugewerbe sind die Träger des Konjunkturhochs. Bestnoten zur Geschäftslage vergeben die Elektro- sowie die Sanitär- und Heizungsbaubetriebe.Wirtschaftslage: Boom im Handwerk setzt sich fort

Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland verliert seit Mitte letzten Jahres an Dynamik. Die Erwartungen für 2019 haben die Bundesregierung und die Wirtschaftsforschungsinstitute mehrfach nach unten korrigiert, derzeit wird für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,5 Prozent gerechnet. Von dieser konjunkturellen Abkühlung kann sich das Handwerk in der Region Köln-Bonn teilweise abkoppeln. Denn laut Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer zu Köln zeigen sich die Unternehmen des Handwerks weiterhin sehr zufrieden mit ihrer Geschäftslage, sie wird derzeit von 57,6 Prozent der Betriebe (Frühjahr 2018: 58,5 Prozent).als gut eingestuft. Vergleichsweise wenige Handwerker beklagen einen schlechten Geschäftsverlauf, der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage ist innerhalb eines Jahres nur von 4,6 auf 5,6 Prozent gestiegen. Für 36,8 Prozent der befragten Unternehmen ist die derzeitige Geschäftslage befriedigend.

Für die Ermittlung des Konjunkturtrends im Handwerk konnte die Handwerkskammer die Antworten von rund 750 Betrieben auswerten, zwei Drittel von ihnen gehören zum Bauhauptgewerbe und zum Ausbaugewerbe. "Der Bauboom wird sich 2019 fortsetzen, unter anderem aus diesem Grund sind die konjunkturellen Aussichten für das Handwerk erheblich besser als für die Wirtschaft insgesamt", erläutert Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage.

Beste Bewertungen ihrer Geschäftslage geben die Betriebe des Bauhauptgewerbes ab, bei den 109 an der Umfrage Beteiligten aus dieser Handwerksgruppe spricht nur ein Betrieb, eine Zimmerei, von schlechten Geschäften. Ähnlich erfreulich ist die konjunkturelle Stimmung in den Unternehmen der Ausbaubranchen, den Spitzenplatz erreicht das Elektrohandwerk: 78 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, nur drei Prozent als schlecht. 112 Installateur- und Heizungsbaubetriebe haben den Fragebogen der Handwerkskammer ausgefüllt, nur drei Betriebe kreuzen bei Geschäftslage die Antwort "schlecht" an, aber 81 (= 72 Prozent) die Antwort "gut".

Weniger euphorisch ist die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung bei den Betrieben des Kraftfahrzeug-Handwerks: 36 Prozent sprechen von guten Geschäften, immerhin 56 Prozent geben die Note "befriedigend" ab, nur acht Prozent die Note "schlecht". Auch die "Handwerke für personenbezogene Dienstleistungen" (Friseure, Kosmetiker, Maßschneider, Textilreiniger usw.) schneiden beim gegenwärtigen Konjunkturbild unterdurchschnittlich ab: Nur 29 Prozent dieser Betriebe stufen ihre Geschäftslage als gut ein (befriedigend: 56 Prozent), aber für 15 Prozent ist sie schlecht.

Beim Blick auf die kommenden Monate zeigen sich noch keine Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung im Handwerk. Denn 35 Prozent aller befragten Unternehmen erwarten eine nochmalige Verbesserung des Geschäftsverlaufs, das ist ein sehr zuversichtlicher Ausblick, auch wenn bei der Frühjahrsumfrage vor einem Jahr sogar 41 Prozent mit einer Verbesserung gerechnet hatten. Der Anteil der Betriebe, die eine Verschlechterung befürchten, ist innerhalb eines Jahres nur von knapp vier auf knapp fünf Prozent gestiegen. Dass laut aktueller Umfrage 61 Prozent mit einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Entwicklung rechnen, ist Ausdruck der hohen Stabilität in der Konjunkturbeurteilung der Unternehmen.

Entsprechend der hohen Kapazitätsauslastung in den Bau- und Ausbaubranchen wird der eine oder andere Kunde etwas länger auf den Handwerksbetrieb warten müssen. Im Bauhauptgewerbe wird derzeit ein Auftragsbestand erreicht, der für mehr als elf Wochen reicht, so die Antworten der an der Umfrage beteiligten Unternehmer. Bei der sehr guten Auftragslage könnten die Betriebe noch mehr Arbeitskräfte gebrauchen, das gilt für Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. In der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer melden die Hochbaufirmen (Maurer- und Betonbaubetriebe) im Durchschnitt 3,1 offene Stellen, im Tiefbau sind es 2,7, im Elektrohandwerk 1,6, im Metallbau 1,2 offene Stellen (zusammengefasste Werte der offenen Stellen für Facharbeiter, Hilfskräfte und Auszubildenden). Zur Deckung des Personalbedarfs ist das Handwerk auf hohe eigene Ausbildungsleistungen angewiesen. Daher freut sich Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer, dass seit 2014 jedes Jahr bei den vom Handwerk in der Region Köln-Bonn neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen eine leichte Steigerung erreicht werden konnte - im letzten Jahr ergab sich ein Zuwachs um 2,9 Prozent auf 4.885 neue Ausbildungsverhältnisse.

In der Umfrage der Handwerkskammer wurden die Unternehmer auch um Mitteilung gebeten, ob sie inzwischen mehr oder weniger Mitarbeiter als im Herbst des letzten Jahres beschäftigen. In 19,5 Prozent der Unternehmen (Frühjahr 2018: 20,3 Prozent) stieg die Beschäftigtenzahl, 15,4 Prozent (Frühjahr 2018: 14,7 Prozent) meldeten einen Beschäftigungsrückgang. In fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gab es in den zurückliegenden sechs Monaten keine Veränderung im Personalbestand. Nach Einschätzung der Handwerkskammer werden Engpässe am Arbeitsmarkt der weiteren Beschäftigungsexpansion im Handwerk Grenzen setzen. Nach Berechnungen des Statistischen Landesamts NRW hat sich 2018 die Zahl der Beschäftigten im Handwerk um ein Prozent erhöht. Höher fiel der Beschäftigungszuwachs in den Bauberufen aus, mit einem Plus von 1,5 Prozent im Bauhauptgewerbe und 1,7 Prozent im Ausbaugewerbe.