Maurer auf einer Baustelle
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Maurer auf einer Baustelle

Herbstumfrage: "gute Geschäftslage" für 58 Prozent der befragten Unternehmen

Boom in der Bauwirtschaft setzt sich fort. Keine euphorische Stimmung im Kfz-Gewerbe, konjunkturelle Eintrübung bei Zulieferern zur Industrie

Herbstumfrage der Handwerkskammer zu Köln: Für 58 Prozent der befragten Unternehmen ist die Geschäftslage gut, 36 Prozent vergeben die Note "befriedigend", nur sieben Prozent die Note "schlecht"

Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von preisbereinigt 0,5 Prozent. Handelskonflikte und außenwirtschaftliche Risiken wie etwa der Brexit belasten die stark vom Export abhängigen Industriebranchen. Doch im Handwerk ist von der konjunkturellen Abkühlung bisher wenig zu spüren. Denn der Boom in der Bauwirtschaft setzt sich auch in der zweiten Hälfte dieses Jahres fort. Die für die Handwerkszweige maßgebliche Binnenkonjunktur ist derzeit noch stabil: Kaufkraft der Endverbraucher und Konsumneigung sind aufwärts gerichtet, seit mehreren Jahren steigen die Zahl der Erwerbstätigen und die Nettoeinkommen.

Aus diesen Gründen "bewerten die im September von der Handwerkskammer befragten Unternehmen die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung sehr zuversichtlich", teilt Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Kammer, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse mit. 58 Prozent der Handwerksunternehmen (Herbst 2018: 63 Prozent) stufen die Geschäftslage als gut ein. Für 36 Prozent der Betriebe ist sie befriedigend. Der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage ist ganz geringfügig von sechs Prozent im Herbst 2018 auf inzwischen sieben Prozent gestiegen. 720 Unternehmen aus der Region Köln-Bonn haben sich an der Umfrage der Handwerkskammer beteiligt.

Auch beim Blick auf das kommende Halbjahr zeigen sich überwiegend optimistische Einschätzungen: 29 Prozent der Handwerksbetriebe (Herbst 2018: 33 Prozent) erwarten, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird. Nur zehn Prozent (Herbst 2018: sieben Prozent) befürchten eine Verschlechterung. Mehr als 60 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Das Bauhauptgewerbe (Tief- und Hochbau, Dachdecker, Zimmerer) nimmt bei der diesjährigen Herbstumfrage den Spitzenplatz ein. So stufen 75 Prozent der Betriebe aus dieser Handwerksgruppe ihre Geschäftslage als gut ein. Nur einer der insgesamt 97 Betriebsinhaber, die den Fragebogen ausgefüllt haben, kreuzt die Antwort "schlecht" an. Ähnlich positiv ist die Stimmung in den Unternehmen, die zur großen Gruppe der Ausbaugewerbe gehören: Für 65 Prozent dieser Betriebe des Ausbaugewerbes ist die derzeitige Geschäftslage gut. 32 Prozent vergeben die Note "befriedigend", nur drei Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Vor allem in den gebäudetechnischen Handwerkszweigen ist die aktuelle Auftragslage sehr erfreulich. Dass die Geschäfte in diesem Herbst gut laufen, teilten jeweils 73 Prozent der Elektrofirmen und der Betriebe aus der Sanitär- und Heizungsbaubranche mit.

Nach Einschätzung der Handwerkskammer können die Bau- und Ausbaubranchen auch mittelfristig mit einer stabilen Entwicklung rechnen, unter anderen wegen des hohen Sanierungsbedarfs im Gebäudebestand. Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, ab 2020 die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung einzuführen. Förderungswürdig ist ein breites Spektrum von Sanierungsmaßnahmen, beispielsweise Austausch der Heizungsanlage, Einbau neuer Fenster, Dämmung von Dächern und Außenwänden. 20 Prozent dieser Investitionskosten können bei selbstgenutztem Wohnungseigentum von der Steuerschuld abgezogen werden, verteilt auf drei Jahre. Diese neue Förderung ist ein Element des in diesem Herbst beschlossenen Klimaschutzpakets.

Weniger euphorisch als in den Bau- und Ausbaubranchen ist die Stimmung im Kraftfahrzeug-Handwerk. Der Anteil der Betriebe, die von einer guten Geschäftslage sprechen, ist innerhalb eines Jahres von 46 auf 34 Prozent gesunken. Die Diskussion über drohende Dieselfahrverbote in Bonn und Köln trägt zur Verunsicherung der Autohäuser und ihrer Kunden bei. Den konjunkturellen Abwärtstrend in der Industrie spüren inzwischen die Handwerksunternehmen, die als Zulieferer zur Industrie tätig sind, vor allem die Maschinenbauer und Werkzeugmacher: Diese Unternehmer bewerten die aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter als die anderen Handwerkszweige.

In der Umfrage der Handwerkskammer konnten die Unternehmer auch mitteilen, ob sie inzwischen mehr oder weniger Mitarbeiter als im Frühjahr dieses Jahres beschäftigen. In 24 Prozent der Unternehmen (Umfrage im Herbst 2018: 28 Prozent) stieg die Beschäftigtenzahl. Nur 12 Prozent (Herbst 2018: 15 Prozent) meldeten einen Beschäftigungsrückgang. In fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gab es in den zurückliegenden sechs Monaten keine Veränderung im Personalbestand. Die starke Nachfrage, vor allem in den Bau- und Ausbaubranchen, hätte es den Unternehmen möglich gemacht, ihre Belegschaft aufzustocken, wenn sie am Arbeitsmarkt geeignete Fachkräfte finden würden. In den von der Handwerkskammer befragten Unternehmen gibt es in diesem Herbst 1,2 offene Stellen pro Betrieb. Im Hochbau sind es 1,5 offene Stellen pro Betrieb, im Straßenbau 2,6 offene Stellen.

Entsprechend der hohen Kapazitätsauslastung in den Bau- und Ausbaubranchen wird der eine oder andere Kunde etwas länger auf den Handwerksbetrieb warten müssen. Im Bauhauptgewerbe wird derzeit ein Auftragsbestand erreicht, der für knapp zwölf Wochen reicht; im Ausbaugewerbe sind es neun Wochen.