
Mitarbeitergewinnung und Personalmarketing
Kundenaufträge, die nicht angenommen werden können, Projekte, die sich verzögern – in vielen Gewerken ist der Fachkräftemangel längst Realität. Besonders im Bau- und Ausbaugewerbe droht sich die Lage weiter zuzuspitzen. Mitarbeiterbindung und -gewinnung sind deshalb zentrale Zukunftsthemen für das Handwerk.
Seit 2010 wirbt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit der Imagekampagne „Das Handwerk“ für die Attraktivität handwerklicher Berufe. Auch die Handwerkskammer zu Köln nutzt verschiedene Kanäle, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Doch auch die Betriebe selbst sind gefordert, ihre Stärken als Arbeitgeber zu kommunizieren.
Gerade im Ausbildungsbereich zeigt sich ein Matching-Problem: Auf der einen Seite haben laut Berufsausbildungsbericht 2024 2,8 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss und 26.000 Menschen im Jahr 2023 keinen Ausbildungsplatz gefunden, auf der anderen Seite blieben im selben Jahr 73.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Aufgabe des Personalmarketings ist es entsprechend, die „richtigen“ Bewerber zu finden.
Die Handwerkskammer zu Köln unterstützt Sie dabei – mit einer kostenlosen Beratung rund um Mitarbeitergewinnung und Personalmarketing. Kontaktieren Sie uns!
5 Tipps zur Mitarbeitergewinnung
Viele Handwerksbetriebe denken beim Thema Personalmarketing zuerst an Stellenanzeigen – etwa in Jobportalen oder auf Social Media. Doch bevor man an die Kommunikation nach außen denkt, lohnt sich ein Blick nach innen: Welche Arbeitsbedingungen bietet mein Betrieb? Was zeichnet uns als Arbeitgeber aus? Wie kommunizieren wir mit Angestellten? Ein gezielter Aufbau der Arbeitgebermarke (Employer Branding) ist die Grundlage erfolgreicher Personalgewinnung. Die folgenden fünf Punkte helfen dabei:
1. Außendarstellung: Was zeigt sich bei einer Google-Suche?
Wer ein Unternehmen nicht kennt, googelt es zuerst. Schon vor dem Besuch der Website liefert Google Informationen – zum Beispiel über das Google Unternehmensprofil mit Infos, Bildern und Bewertungen. Das Bewertungsniveau ist dabei hoch: Weniger als vier von fünf Sternen gelten bereits als negativ.
Besonders relevant für Bewerber sind Bewertungen auf Portalen wie kununu, da hier (ehemalige) Mitarbeitende Einblicke in Betriebsklima und Führungsstil geben. Auch sonstige Online-Erwähnungen – etwa Zeitungsartikel oder Kommentare in Foren – prägen das Bild. Daher sollten Betriebe regelmäßig ihren eigenen Namen googeln.
2. Website: Wie überzeugend ist die „Über uns“-Seite?
Nachdem potenzielle Bewerber das Unternehmen gegoogelt haben, ist die Website meist der nächste Anlaufpunkt. Daher sollte diese optisch und inhaltlich einen guten Eindruck machen und selbstverständlich auch auf dem Smartphone optimal dargestellt werden. Die Website ist für viele Interessierte der nächste Anlaufpunkt. Sie sollte daher ansprechend gestaltet und für mobile Geräte optimiert sein. Zudem sollten die Alleinstellungsmerkmale und Schwerpunkte herausgearbeitet sein, damit klar ist, worin man sich von anderen Betrieben desselben Gewerks unterscheidet. Nicht zuletzt interessieren sich Bewerber auch für das Team, weshalb insbesondere Kleinunternehmen Fotos von ihrer Belegschaft sowie Infos zu diesen auf ihrer „Über uns“-Seite oder auf der Stellenangebotsseite platzieren sollten. Mit einem Video über das Unternehmen kann man weitere Pluspunkte sammeln.
3. Karriere-Seite: Wie attraktiv ist das Stellenangebot?
Durch den Fachkräftemangel sind die Ansprüche der Bewerber gestiegen: So werden Spaß an der Arbeit, flexible Arbeitszeiten und eine gute Work-Life-Balance immer wichtiger. Wenn ein Unternehmen diese Punkte bietet, sollte es sie auch klar kommunizieren. Auf Floskeln wie „modernes Unternehmen”, „attraktives Gehalt” und „gutes Betriebsklima” sollten Betriebe hingegen verzichten – es sei denn, diese Behauptungen lassen sich mit Fakten belegen. Gibt es Maschinen oder Arbeitsweisen, an denen sich die Modernität des Unternehmens zeigt? Ist das Gehalt übertariflich? Spiegelt sich das gute Betriebsklima in den Ergebnissen von Mitarbeiterbefragungen wider? Oder kann man die Unternehmenskultur anhand von Bildern belegen (z.B. Team-Events)?
4. Reichweite: Stellenbörse oder Social Media – oder beides?
Aktiv Jobsuchende suchen gezielt auf Online-Stellenbörsen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen:
- Generalisten (z.B. Indeed, Monster), die viele Branchen abdecken und
- Spezialisten (z.B. HandwerkerJobs), die sich auf einzelne Branchen fokussieren.
Viele Handwerksbetriebe bevorzugen Pay-per-Click-Anbieter wie Indeed – hier fallen nur Kosten an, wenn jemand tatsächlich auf die Anzeige klickt. Festpreis-Plattformen wie Stepstone oder Monster sind oft teurer. In jedem Fall empfehlenswert ist eine kostenlose Veröffentlichung des Stellenangebots auf einer Distributionsplattform wie Join sowie ein Inserat auf der kostenlosen Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit ist. Passiv Jobsuchende – also Beschäftigte, die unzufrieden sind, aber nicht aktiv suchen – erreicht man am besten über gezielte Social-Media-Werbung (z. B. über Instagram Ads). Laut einer Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk (2020) sind rund 20 Prozent der Handwerker eher nicht, nicht oder ganz und gar unzufrieden mit ihrem Job. Auf diese Zielgruppe muss man als Unternehmen aktiv zugehen.
5. Bewerbungsprozess: Wie kann man sich bewerben? Und wie geht es danach weiter?
Ein professioneller Bewerbungsprozess ist entscheidend. Wer sich bewerben möchte, sollte schnell erkennen: Wie kann ich mich bewerben (z.B. Online-Formular, E-Mail, Whatsapp)? Wann bekomme ich eine Rückmeldung? Soll es einen Probetag geben? Empfehlenswert ist ein strukturierter, maximal vier Wochen dauernder Prozess vom Eingang der Bewerbung bis zur Rückmeldung. Gerade bei Azubis gelingt das laut azubi.report 2024 nur rund der Hälfte aller Betriebe. Da viele Handwerker Schwierigkeiten mit klassischen Bewerbungen haben, setzen immer mehr Unternehmen auf Kurzbewerbungen. Diese erfordern nur wenige Angaben (z. B. Abschluss, Berufserfahrung, Führerschein, Deutschkenntnisse, Kontaktdaten) und können in wenigen Minuten über ein Formular auf der Website oder Tools wie Frontlead, Heyflow oder Perspective ausgefüllt werden.