Top-Ausbildungsbetrieb 2013

Am 15. Juli 2013 ehrte die Stiftung "Pro Duale Ausbildung" der Handwerkskammer zu Köln in der Club-Lounge Nord des RheinEnergieStadions die "Top-Ausbildungsbetriebe 2013". Die Pokale und Urkunden wurden von Herrn Minister Guntram Schneider (Landesarbeitsminister und Schirmherr der Stiftung "Pro Duale Ausbildung") und Herrn Hans Peter Wollseifer (Präsident der Handwerkskammer und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums) an die Sieger überreicht. Auch dieses Jahr nahmen wieder rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung an der Festveranstaltung teil.

Kategorie I "Kreativität und Aktivität": MS Glas- und Gebäudereinigung aus Hennef (Sieg)

Preis der SIGNAL IDUNA Gruppe

Das Engagement der MS Glas- und Gebäudereinigung GmbH hat das Kuratorium der Stiftung „Pro duale Ausbildung" im besonderen Maße überzeugt. Zusammengefasst: Hier haben alle Bewerberinnen und Bewerber Aussichten auf eine Ausbildungsstelle, auch solche mit schlechteren Startchancen. Der Betrieb arbeitet eng mit der Berufsschule zusammen. Vor diesem Hintergrund fällt zum Beispiel auf, wenn der oder die Auszubildende Probleme in der Schule bekommt. Da in der dualen Berufsausbildung neben der Praxis im Betrieb die Theorie in der Berufsschule elementar für den Ausbildungserfolg ist, reagiert man hier auf die Rückmeldung der Berufsschullehrerinnen und -lehrer. Gegebenenfalls erhalten die Nachwuchskräfte Nachhilfeunterricht, um wieder Anschluss zu finden.

Die überbetriebliche Ausbildung gilt als verlängerte Werkbank der Betriebe. Da viele Betriebe im hohen Maße spezialisiert sind, trägt die überbetriebliche Ausbildung maßgeblich dazu bei, den Auszubildenden die gesamten Inhalte eines Berufsbildes zu vermitteln. Damit übernimmt die überbetriebliche Ausbildung zentrale Qualitätssicherungsfunktion im Handwerk. Das hat man bei der MS Glas- und Gebäudereinigung GmbH erkannt. Man ärgert sich nicht, dass die Auszubildenden, während der überbetrieblichen Ausbildung nicht im Betrieb sind, sondern fördert die aktive Teilnahme an den Lehrgängen. Man weiß, dass die Investitionen später Früchte in der betrieblichen Praxis tragen. Vor diesem Hintergrund ist es offensichtlich selbstverständlich, den Auszubildenden für die Fahrt zur überbetrieblichen Ausbildung einen Firmenwagen zur Verfügung zu stellen.

Beim Thema „Qualitätssicherung in der Ausbildung" und hier im Fokus "Prozessqualität" ist hervorzuheben, dass in diesem Betrieb auch Gesellinen und Gesellen über eine Ausbildungsberechtigung verfügen. In der betrieblichen Praxis ist es so, dass dieser Personenkreis wesentliche Teile der Ausbildung übernimmt. Vor diesem Hintergrund ist es sehr gut, wenn die Gesellinnen und Gesellen über pädagogische Kompetenzen verfügen.

Prüfungen sollen die im Rahmen der Berufsausbildung erworbene berufliche Handlungskompetenz bestätigen. Sie sind damit ein Gradmesser der Ausbildungsqualität. Hier stellt man über die Tätigkeit in der Innung und im Prüfungsausschuss sicher, dass die aktuellen Prüfungsanforderungen im Betrieb bekannt sind und in der täglichen Ausbildung gelebt werden.

Die MS Glas- und Gebäudereinigung GmbH setzt außerordentliche Kreativität und Aktivität ein, um ein hohes Qualitätsniveau in der Berufsausbildung zu erzielen. Da wundert es nicht, dass der Betrieb die Junggesellinnen und Junggesellen in Beschäftigung übernimmt, soweit dies im Einzelfall möglich ist. Es gilt, die Früchte der eigenen Arbeit zu ernten. Dies soll die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Die weiteren Nominierten dieser Kategorie:

  • DOMS Kabel- und Kanalbau GmbH
  • Germania Brot GmbH
  • Heidecke Malerwerkstätten GmbH & Co. KG
  • Heinrich Thomas GmbH & Co. KG

Kategorie II "Hohes soziales Engagement": Roggendorf Bedachung GmbH aus Meckenheim

Preis der Kölner Bank eG und der Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG

Es sind gerade Handwerksbetriebe, die das Thema „Berufsausbildung" nicht nur als Fachkräftesicherung betrachten, sondern sich hier ihrer sozialen Verantwortung stellen. Einige Beispiele: Es werden Bewerberinnen und Bewerber ohne Schulabschluss, die vermutlich in anderen Wirtschaftsbereichen keine Chance haben, in Ausbildung aufgenommen. Wird eine Auszubildende während der Ausbildung schwanger, so wird sie nicht fallengelassen, sondern später weiterbeschäftigt und zum Ausbildungserfolg getragen. Hat jemand in der Ausbildung Schwierigkeiten - sei es in der Berufsschule oder im betrieblichen Teil - so setzt sich der Meister oder die Meisterin oftmals noch nach Feierabend mit dem oder der Auszubildenden hin, um Nachhilfe zu geben. Im besonderen Maße trifft das offensichtlich auf die Roggendorf Bedachung GmbH zu.

Allein die Tradition des Betriebes ist beeindruckend. Gegründet 1896. Die Auszubildendenquote von rund 20 Prozent ist beeindruckend. So beschäftigt der Betrieb unter anderen drei Meister. Um die richtigen Bewerberinnen und Bewerber zu finden, bietet man regelmäßig Praktikumsplätze an. Hier lernt man die Schülerinnen und Schüler in der betrieblichen Praxis kennen. Solche Betriebsphasen bieten aber auch die Möglichkeit, Zielgruppen anzusprechen und junge Menschen kennenzulernen, die sich bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle schwertun. Vor diesem Hintergrund ist es hoch anzurechnen, dass bei der Roggendorf Bedachung GmbH auch Lernbehinderte die Möglichkeit bekommen, sich im Berufsalltag zu beweisen. Die Erfahrung zeigt, dass Auszubildende, die besondere Probleme haben, eine Ausbildungsstelle zu finden, hoch motiviert sind und später häufig durch besonderes Engagement und überdurchschnittliche Loyalität auffallen.

In der Regel sind Handwerksbetriebe nicht global, sondern lokal vor Ort tätig. Sie sind eben, wie es in der Imagekampagne des deutschen Handwerks heißt, die Wirtschaftsmacht von nebenan. Die Roggendorf GmbH zeigt aber auch, dass man mit einer solchen Marktausrichtung über den Tellerrand schauen kann. Beispielsweise als Engagement im Brunnenbau in Togo. Die Welt wächst zusammen. Häufig geht der Begriff „Globalisierung" mit Sorge einher, Geschäftsfelder oder Arbeitsplätze zu verlieren. Globalisierung heißt aber auch mit Knowhow und Technologien ärmere Länder zu unterstützen und diesen in Form von Hilfe zur Selbsthilfe beizustehen.

Von sozialem Engagement alleine kann kein Betrieb am Markt bestehen. Deswegen sind die Anstrengungen der Roggendorf Bedachungen GmbH in der Weiterbildung der Mitarbeiter richtig. Auch diese Medaille hat zwei Seiten. Auf der einen Seite wird durch Weiterbildung des Personals die Leistungsfähigkeit des Betriebs erhalten bzw. erweitert. Auf der anderen Seite eröffnet Weiterbildung den Beschäftigten zusätzliche Einsatzfelder oder Karrieremöglichkeiten. Gegebenenfalls auch außerhalb des bisherigen Betriebes. Acht der ehemaligen Auszubildenden haben bis heute den Weg in die Selbständigkeit gesucht und gefunden.

Die weiteren Nominierten dieser Kategorie:

  • Böhm Elektrobau
  • Brillant GmbH
  • Intercoiffure Schillings
  • Weiss Rad + Service

Kategorie III "Besonders gute Ausbildungsergebnisse": Café Bonnen GmbH aus Köln

Preis der Sparkasse KölnBonn und der Kreissparkasse Köln

Die wirtschaftlichen Wachstumsmöglichkeiten einer Gesellschaft hängen maßgeblich von ihren Leistungsträgern ab. Diese sind letztlich der Garant für besonders gute Qualität, neue innovative Problemlösungen und erweiterte Service- und Dienstleistungsangebote. In der Berufsausbildung wird der Grundstein für solche Erfolge gelegt. Gute Ausbildungsergebnisse sind aber mehr. Wenn Jugendliche ohne Schulabschluss in Ausbildung genommen werden, so kann man sicherlich keinen Abschluss mit „gut" oder „sehr gut" erwarten. An dieser Stelle ist der Gesellenbrief, den der bzw. die Auszubildende am Ende in den Händen hält, als großer Erfolg zu sehen.

Das Café Bonnen wurde bereits 2011 für die besonders guten Ausbildungsergebnisse nominiert. Für Betriebe, die in den vergangenen Jahren bereits nominiert wurden, gelten zur Wahrung der Chancengleichheit gegenüber den neuen Bewerbungen besondere Teilnahmebedingungen. Die Stiftung „Pro duale Ausbildung" bewertet bei diesen Betrieben die Leistungen seit der Nominierung neu. Das Team des Café Bonnen hat dermaßen überzeugt, dass der Betrieb nun vom Stiftungskuratorium nach einer vorherigen Nominierung in derselben Kategorie zum Preisträger gewählt wurde.

 Über Schüler- und freiwillige Praktika findet man Bewerberinnen und Bewerber für die Berufe „Konditor/Konditorin" sowie „Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Konditorei". Man nimmt aber auch viele Betriebswechsler in den Betrieb auf. Das sind also Jugendliche, die in anderen Betrieben ihr Ausbildungsverhältnis kündigen. Unter anderem die sechs Meister in der Backstube sind dann dafür verantwortlich, dass die jungen Menschen ihre Ausbildung mit Erfolg abschließen. Und darauf kann man offensichtlich im Café Bonnen eine Garantie aussprechen. Hier wird seit der Betriebsgründung 1997 ausgebildet, bisher haben alle Auszubildenden die Prüfung bestanden.

Die Erfolge, die die Auszubildenden im praktischen Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks erzielen, sind ebenfalls bemerkenswert. Bereits 2006 wurde ein Auszubildender der Café Bonnen GmbH Innungsbester. 2010 errang eine Nachwuchskraft den Kammersieg im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks - und zwar im Beruf „Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Konditorei". Nach der Nominierung 2011 zum „Top-Ausbildungsbetrieb" setzte sich diese Serie fort. 2012 wurde eine Auszubildende Zweite im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks auf Kammerebene.

Eine Ausbildung im Handwerk schafft den Zugang zu krisenfesten Arbeitsplätzen und öffnet gleichzeitig Karriereperspektiven. So haben sich einige ehemalige Auszubildende der Café Bonnen GmbH weitergebildet. Sie haben zum Beispiel im Anschluss an die Ausbildung die Meisterqualifizierung absolviert. Mit dem dort erworbenen Rüstzeug stehen sie als selbständige Unternehmer oder selbständige Unternehmerin oder als angestellte Betriebsleiterin/angestellter Betriebsleiter in Führungsverantwortung.

Die weiteren Nominierten dieser Kategorie:

  • Elektroanlagen Eschbach
  • Maschinenbau Karp GmbH
  • Schmitz & Nittenwilm GmbH
  • Schneppensiefen KG

Ehrenpreis der Handwerkskammer zu Köln: Daimler AG mit der Mercedes-Benz Niederlassung Köln/Leverkusen

An der Spitze der Mercedes-Benz Niederlassung steht Niederlassungsdirektor Manfred Simon steht. Die Serviceleitung hat Michael Hochstein inne. Etwa 90 der rund 740 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mercedes-Benz Niederlassung sind Auszubildende. Davon werden circa 50 im Handwerk ausgebildet. Die Ausbildungsberufe erstrecken sich von Kraftfahrzeugmechatronikern, Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikern, Verfahrensmechanikern für Beschichtungstechnik bis hin zu Automobilkaufleuten, Industriekaufleuten, Informatikkaufleuten, Fachkräften für Lagerlogistik und Fachlageristen.

Die Gewinnung geeigneter Bewerberinnen und Bewerber wird im Zuge der demografischen Entwicklung immer schwieriger. Das gilt selbst für ein Unternehmen wie Mercedes-Benz. Die Niederlassung Köln/Leverkusen hat eine Bildungsbroschüre aufgelegt, um die eigenen Ausbildungsmöglichkeiten zu veranschaulichen. "Grau ist alle Theorie", das weiß man auch im Hause unseres diesjährigen Preisträgers. Deshalb bietet die Mercedes-Benz Niederlassung Praktika an, in denen junge Leute Praxiseindrücke gewinnen können. So beteiligt man sich unter anderem am Girls‘ Day.

Noch viel intensiver sind jedoch die Angebote während der Ausbildung. Hier zählen zum Beispiel Entwicklungsgespräche und interne Beurteilungen zum Standard. Mit dem so genannten Junior-Programm "Vom Talent zum Profi" werden individuelle Stärken der Auszubildenden gefördert. Es gibt auch sozialpädagogische Lehrgänge, in denen Themen wie Rhetorik und Präsentationstechniken, Kommunikations- und Feedbackregeln sowie Teamwork und Projektarbeit aufgegriffen werden.

Für besonders bemerkenswert halten wir die Auszubildenden-Projekte der Mercedes-Benz Niederlassung. Ob ein Kickertisch hergestellt wird, ob es um Abteilungsberichte geht oder um Projekte im großen Themenfeld "Energie sparen", an all diesen Stellen sind die Auszubildenden eingebunden. Schlussendlich sind natürlich Kfz-spezifische Projekte zu nennen wie die Restaurierung eines Oldtimers oder der Umbau der Front einer Mercedes-Benz C-Klasse zum funktionsfähigen Grill. Als weltweit agierender Konzern legt die Daimler AG besonderen Wert darauf, die Berufsausbildung zu europäisieren bzw. zu internationalisieren. So sollen bereits in die Ausbildung Elemente von anderen Produktions- oder Absatzländern fließen. Die Mercedes-Benz Niederlassung Köln/Leverkusen ist in diesem Zusammenhang in einen Auszubildendenaustausch mit Ungarn eingebunden.

Die Agentur für Arbeit Köln hat dieses Unternehmen bereits mit dem Ausbildungszertifikat geehrt. Darüber hinaus sind die ehemaligen Auszubildenden, die ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste abgeschlossen haben, eine besondere Anerkennung für das Unternehmen und eine schöne Bestätigung für die dortige Ausbildungsleistung.